0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1896 Aufrufe

Verzicht auf Weizen, Roggen und Hafer hat auch Nachteile

Kein Weizen, Roggen, Hafer, dafür mehr Reis und Fisch: Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine glutenfreie Diät, selbst wenn sie keine Unverträglichkeit haben, berichtet die ÄrzteZeitung vom 13. März. Dadurch nehme man aber offenbar vermehrt Schwermetalle zu sich.

Wer kein Gluten verträgt, muss bekanntlich auf viele Getreideprodukte verzichten und die Ernährung umstellen. Doch es lehnen immer mehr Menschen ohne nachweisbare Glutenunverträglichkeit Weizen-, Roggen- und Haferprodukte ab.

Diese Entwicklung wird von Ernährungswissenschaftlern mit einer gewissen Sorge betrachtet, da der Verzicht auf glutenhaltige Getreideprodukte auch Nachteile haben kann. So deuten Untersuchungen auf einen höheren Konsum an Zucker, Fett und Salz bei Personen mit glutenfreier Ernährung hin, auch bestehe die Gefahr, zu wenig Eisen, Zink und Ballaststoffe aufzunehmen, schreiben Gastroenterologen um Stephanie L. Raehsler von der Mayo Clinic in Rochester (Clin Gastro and Hepato 2018; 16: 244–251).

Messergebnisse von knapp 12.000 Befragten

Zudem sind viele der Nahrungsmittel, die statt Weizen und anderer glutenhaltiger Getreide konsumiert werden, vermehrt mit Schwermetallen belastet. So ist Reis – hier vor allem Vollkornreis und Reiswaffeln – eine wichtige Arsenquelle. Meeresfische wiederum enthalten bekanntlich relativ hohe Quecksilber-Konzentrationen.

Die Forscher um Raehsler haben nun anhand von NHANES-Daten (National Health and Nutrition Examination Survey) geschaut, ob sich diese Veränderungen bei einer glutenfreien Ernährung bemerkbar machen.

Während des NHANES-Surveys werden jährlich rund 5.000 repräsentativ ausgewählte US-Bürger nach ihren Ernährungsgewohnheiten befragt sowie um Blut- und Urinproben gebeten. Dies nutzten die Forscher, um Ernährungsgewohnheiten mit Schwermetallkonzentrationen zu korrelieren.

In der Tat konnten sie deutlich erhöhte Werte der meisten Schwermetalle in Blut und Urin von Personen nachweisen, die auf glutenhaltige Produkte verzichten. Allerdings scheinen die erhöhten Konzentrationen nur sehr selten gesundheitlich relevant zu sein.

Sie konnten Messergebnisse von knapp 12.000 Befragten auswerten, die zwischen 2009 und 2012 am Survey teilgenommen hatten. Zu rund 4.000 Personen lagen Arsenmessungen im Urin vor, von diesen hatten 32 angegeben, sich glutenfrei zu ernähren. Konzentrationen von Blei, Quecksilber und Kadmium waren bei mehr als 11.300 Personen im Serum bestimmt worden, davon hatten 115 eine glutenfreie Ernährung angegeben. Jedoch ließen sich nur für 10 Prozent der Personen mit glutenfreier Diät Hinweise auf eine Zöliakie in den Blutproben finden – also Autoantikörper gegen Transglutaminase (tTG) oder Endomysium-Antikörper.

Wie sich zeigte, hatten Personen mit glutenfreier Diät im Vergleich zu solchen mit glutenhaltiger signifikant höhere Blutwerte von Quecksilber, Blei sowie Cadmium.Ebenfalls erhöht waren die Arsenwerte im Urin. Die Werte unterschieden sich kaum zwischen Personen mit und ohne Zöliakie, sofern sie auf Gluten verzichteten. Das deutet auf die Ernährung als Ursache für die erhöhten Konzentrationen.

Gesundheitlich bedenklich waren die Schwermetallwerte jedoch bei den allerwenigsten – egal ob mit oder ohne Gluten in der Ernährung. Bei keinem der Personen mit glutenfreier Diät wurden die Serumgrenzwerte überschritten, bei zweien (3,8 Prozent) der Urin-Arsen-Grenzwert. Im Mittel erreichte die Schwermetallbelastung jedoch auch bei US-Amerikanern mit glutenfreier Ernährung nur ein Zehntel der jeweiligen Grenzwerte.

Viel Fisch, viel Quecksilber

Als Hauptgrund für die erhöhten Quecksilberwerte erwies sich der Fischkonsum: Bei Personen mit glutenfreier Ernährung, die in den 30 Tagen vor der Messung keinen Fisch gegessen hatten, lagen die Serumwerte des Schwermetalls in einem ähnlich niedrigen Bereich wie bei Glutenkonsumenten ohne Fisch. Dagegen waren die Spiegel auch bei den Glutenkonsumenten mit Fisch deutlich erhöht, wenngleich signifikant weniger als bei den Fischfreunden ohne Glutendiät.

Die Kadmiumwerte wurden vor allem durch den Tabakkonsum bestimmt: Sie waren bei Rauchern – ob mit oder ohne glutenhaltige Diät – dreifach höher als bei Nichtrauchern.

Ob die Unterschiede bei den Arsenspiegeln tatsächlich durch den Reiskonsum entstanden, ließ sich aus den NHANES-Daten nicht feststellen – die Teilnehmer waren nicht danach gefragt worden.

Neben der erhöhten Belastung von glutenfreien Produkten mit Schwermetallen bringen die Forscher um Raehsler eine weitere Erklärung ins Spiel: Alternative Diäten haben oft einen geringeren Protein- und vor allem Schwefelanteil. Da schwefelhaltige Aminosäuren nötig sind, um Schwermetalle zu binden, könnte deren Mangel ebenfalls zu erhöhten Serum-Metall-Spiegeln führen.

Titelbild: Shutterstock/barmalini
Quelle: ÄrzteZeitung Bunte Welt Nachrichten

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
Prof. Dr. Dr. Stefan Listl hält lächelnd seine gerahmte Urkunde in die Kamera. Er steht draußen, hinter ihm ist eine Gebäudewand und hohes Gras zu sehen, rechts neben ihm ein unscharfer Strauch oder Baum.
6. Aug. 2025

IADR ehrt Prof. Dr. Dr. Stefan Listl

Internationaler Forschungspreis der Zahnmedizin geht ans Heidelberg Institute of Global Health
Werbung für ein Tattoo-Studio an einem Verkaufsstand mit Wellblechdach in einer belebten Straße. Es ist Abend und an dem Verkaufsstand sind Schmuck und Textilien zu sehen, es leuchten mehrere Glühbirnen an dem Verkaufsstand, da die Umgebung dunkel ist.
31. Juli 2025

„Wir müssen endlich offen und sachlich über Virushepatitis sprechen“

Deutsche Leberstiftung: „Lass uns Klartext reden“ – weltweit etwa 3.500 Todesfällen pro Tag
Kaffeebohnen in einem kleinen Glas vor dem Pipettierroboter. Der Hintergrund ist verschwommen und unkenntlich
30. Juli 2025

Koffein kann Wirksamkeit bestimmter Antibiotika schwächen

Uni Tübingen: Substanzen, die Bakterien in ihrer natürlichen Umgebung finden, lösen ihre Alarmsysteme aus
Zwei schwarze Unterschenkelprothesen in weißen Turnschuhen stehen aufrecht, bis zum Knie zu sehen.
28. Juli 2025

Schwer verletzten Menschen wieder Lebensqualität geben

Prof. Dr. Dr. Rolf Ewers und Bicon Implants unterstützen Superhumans Center Ukraine
Ein Vergleich zweier Fotos von Candida albicans zeigt, dass in Gegenwart von menschlichem Albumin (rechts) ein dichterer Biofilm gebildet wird als in dessen Abwesenheit (links). Auf den Fotos wurden die Hefezellen in einem goldenen Farbton eingefärbt.
25. Juli 2025

Candidas versteckte Waffe

Studie: Albumin kann normalerweise harmlose Pilzstämme von Candida albicans in gefährliche Krankheitserreger verwandeln
Zahnpflege to go: klein, smart & urlaubstauglich
25. Juli 2025

Zahnpflege to go: klein, smart & urlaubstauglich

Online-Gewinnspiel von Ajona: Originelle Reisefotos mit der kleinen roten Tube gesucht
Was Dinozähne über das Leben vor 150 Millionen Jahren verraten
23. Juli 2025

Was Dinozähne über das Leben vor 150 Millionen Jahren verraten

Hinweise auf Migration, Umweltbedingungen und Nischenverteilung in Ökosystemen vor 150 Millionen Jahren
Empfehlungen zur Förderung akademischer Ausgründungen
22. Juli 2025

Empfehlungen zur Förderung akademischer Ausgründungen

Innovative biomedizinische Produkte und Technologien sollen möglichst zügig in die Anwendung gelangen