Seiten: 195-197, Sprache: Deutsch, EnglischAhlers, M. OliverSeiten: 201-212, Sprache: Deutsch, EnglischPeroz, Ingrid / Frommann-Stoltenburg, Mandy / Peroz, SimonHintergrund: Die Anzahl okklusaler Kontakte pro Zahn, die Reproduzierbarkeit und der wiederholte Gebrauch des digitalen T-Scan-III-Systems (TS) mit Sensorfolie (SF) wurden am Patienten verglichen mit der Hanel-Folie (HF).
Material und Methoden: Die statischen Okklusionskontakte von 20 Probanden (Altersdurchschnitt 25 Jahre) mit natürlicher Bezahnung ohne Rekonstruktionen und CMD wurden mittels HF markiert und mit denjenigen verglichen, die mit einer SF ermittelt wurden. Zur Reliabilitätskontrolle erfolgte die Auswertung der Okklusionskontakte zweimal innerhalb von sechs Monaten. Die Reproduzierbarkeit der Okklusionskontrollen wurde mit fünf verschiedenen HF oder SF getestet. Die SF wurde zwei Mal an drei Probanden eingesetzt, um sie einer wiederholten Belastung zu unterziehen.
Ergebnisse: Die Reliabilität des Untersuchers war exzellent. Die HF zeigte stets signifikant mehr okklusale Kontakte (p = 0,001), insbesondere im Seitenzahnbereich (p = 0,002); die SF ermittelte signifikant mehr okklusale Kontakte im Frontzahnbereich (p = 0,003). Die wiederholte Markierung okklusaler Kontakte war für die HF reliabel, nicht aber für die SF. Die Anzahl der Kontakte war signifikant geringer bei wiederholter Benutzung derselben SF (p = 0,001).
Schlussfolgerung: SF sollte nicht zur okklusalen Analyse oder zur Kontrolle von Einschleifmaßnahmen eingesetzt werden.
Schlagwörter: Okklusion, T-Scan, Sensorfolie, Hanel-Folie, Okklusionsanalyse, Einschleifen, Okklusionskontrolle
Seiten: 213-225, Sprache: Deutsch, EnglischKirveskari, PenttiDass die kausale Bedeutung okklusaler Interferenzen verworfen wird, kann die Folge einer irrigen Auffassung von okklusalen Interferenzen und Funktionsstörungen, wie craniomandibulären Dysfunktionen (CMD) sein. Die Mehrheit der Forscher misst oder bestimmt okklusale Abweichungen auf eine Art und Weise, die nicht dem von vielen klinisch tätigen Zahnärzten angewendeten Interferenz- Konzept entspricht. Interferenzen sind praktisch allgemein erworbene Risikofaktoren und das Ergebnis einer weichen Ernährung sowie minimalen funktionellen Zahnverschleißes. Beim Studiendesign von Untersuchungen zur Okklusion muss das Fehlen interferenzfreier Subpopulationen berücksichtigt werden. Studien, die keinen Zusammenhang zwischen der Okklusion und CMD nachweisen können, unterliegen einer methodischen Verzerrung ("Bias") nicht nur bezüglich okklusaler Abweichungen, sondern vermutlich hinsichtlich der Natur von CMD, da die grundlegende Annahme ist, dass CMD eine selbstlimitierende Schmerzstörung darstellt. Die Research Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders (RDC/TMD) blenden mehrere mit Pathofunktionen assoziierte Befunde und Beschwerden aus, die nach klinischer Auffassung jedoch häufig auf Schmerzerkrankungen vorausdeuten. Schmerzfreie Patienten, unter dem Risiko stehend, Schmerzpatienten zu werden, werden nach den RDC/TMD als gesund klassifiziert. Randomisierte klinische Studien, in denen die kausale Rolle der Okklusion unter der Annahme getestet wurde, dass okklusale Interferenzen Risikofaktoren darstellen, waren bislang nicht in der Lage, die Okklusion aus dem Ursachenkomplex von Funktionsstörungen auszuschließen. Die Beseitigung des okklusionsbedingten Risikos bleibt, sofern eine adäquate Kosten-Nutzen-Relation gegeben ist, eine valide Therapie.
Schlagwörter: okklusale Interferenz, Funktionsstörung, Paradigmen
Seiten: 227-245, Sprache: Deutsch, EnglischLindfors, Erik / Arima, Taro / Baad-Hansen, Lene / Bakke, Merete / De Laat, Antoon / Giannakopoulos, Nikolaos Nikitas / Glaros, Alan / Guimarães, Antonio Sergio / Johansson, Anders / Le Bell, Yrsa / Lobbezoo, Frank / Michelotti, Ambra / Müller, Frauke / Ohrbach, Richard / Wänman, Anders / Magnusson, Tomas / Ernberg, MalinEine internationale modifizierte Delphi-StudieZiel: In der vorliegenden Studie sollte untersucht werden, ob hinsichtlich der Indikationen, Durchführung, Nachkontrolle und Wirksamkeit von Kieferübungen ein internationaler Konsens zwischen CMD-Experten besteht.
Material und Methoden: Zunächst wurde ein 31 Aussagen zu Kieferübungen umfassender Fragebogen konstruiert. Anschließend wurden 14 internationale Experten mit einer gewissen geografischen Streuung um ihre Teilnahme an dieser Delphi-Studie ersucht, welche sich ausnahmslos bereitfanden. Die Experten wurden gebeten, die Aussagen auf einer fünfstufigen Likert-Skala zu bewerten, die von "stimme voll und ganz zu" bis "stimme überhaupt nicht zu" reichte. Sie hatten ferner die Möglichkeit, freie Kommentare anzufügen, worum ausdrücklich gebeten wurde. Nach einer ersten Runde erhielten die Experten eine Zusammenstellung der ersten Antworten der jeweils anderen Experten. Einige Aussagen des Fragebogens wurden umformuliert bzw. geteilt, um den Kern der Aussage klarer zu fassen. Daraufhin wurden die Experten gebeten, den Fragebogen (nun 32 Aussagen) in einer zweiten Runde erneut zu beantworten. Konsens war als 80 %ige Zustimmung bzw. Nichtzustimmung definiert.
Ergebnisse: Es besteht Konsens unter CMD-Experten, dass Kieferübungen wirksam sind und Patienten mit Kaumuskelschmerz oder Einschränkung der Kieferöffnung aufgrund von Hyperaktivität der Kieferschließer oder Diskusverlagerung ohne Reposition empfohlen werden können. Patienten sollten stets zu einem individuell angepassten Kieferübungsprogramm instruiert und sowohl mündlich als auch schriftlich über die Behandlung informiert werden.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Delphi-Studie zeigte, dass ein internationaler Konsens unter CMD-Experten darüber besteht, dass Kieferübungen eine wirksame Behandlungsform darstellen und Patienten mit CMD-Schmerzen und gestörter Kieferfunktion empfohlen werden können.
(Originalartikel publiziert im J Oral Facial Pain Headache 2019;33:389–398.)
Schlagwörter: Delphi-Methode, Zahnmedizin, Kieferübungen, orofazialer Schmerz, Physiotherapie
Seiten: 247-252, Sprache: DeutschTürp, Jens ChristophDas Thema Okklusion spielt in der Zahnmedizin eine tragende Rolle. Voraussetzung für eine gemeinsame Sprache unter den zahnärztlichen Akteuren ist aber eine einheitliche Nomenklatur. Am Beispiel des Ausdrucks zentrale Okklusion wird gezeigt, dass wichtige Fachtermini oftmals nicht einheitlich definiert sind und dass Inhalte bestehender Definitionen den sich in der Natur darbietenden Ist-Zuständen widersprechen. Die Vorgabe von reißbrettartig festgelegten Soll-Zuständen führt in der Zahnärzteschaft jedoch zu Verwirrung. Daher ist es wichtig, sich bei der klinischen Entscheidungsfindung stets von biologischen Grundsätzen und aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen leiten zu lassen.
Schlagwörter: Definition, Kondylen, maximale Interkuspidation, Okklusion, Terminologie
Seiten: 253-272, Sprache: Deutsch, EnglischAhlers, M. Oliver / Wetselaar, PeterWährend durch die gute Prävention die Karies zurückgeht, nimmt die Inzidenz von Zahnverschleiß zu – besonders bei jungen Erwachsenen. Zur Identifikation der Betroffenen sind in der Vergangenheit verschiedene Befundschemata vorgeschlagen worden. Davon sah nur das Tooth Wear Evaluation System (TWES) eine mehrstufige Untersuchung aus Basisdiagnostik und erweiterter Diagnostik vor. Hierzu wurde jüngst eine Aktualisierung veröffentlicht, das TWES 2.0. Dies soll zunächst mit einem Zahnverschleiß- Screening auffällige Patienten identifizieren. Anschließend wird bei diesen Patienten ein detaillierter Zahnverschleiß-Status erhoben. Dieser erfasst die Verschleißgrade jedes einzelnen Zahns, Anzeichen pathologischen Zahnverschleißes sowie Hinweise auf die Verschleißursache. Der Beitrag schildert das praktische Vorgehen bei digitaler Erfassung und Auswertung der Befunde mittels spezieller Software (CMDbrux) sowie die darauf basierte Behandlung anhand eines Patientenfalls.
Schlagwörter: Zahnverschleiß, Zahnverschleiß-Screening, Zahnverschleiß-Status, Tooth Wear Evaluation System (TWES 2.0), Bruxismus, CMDbrux, minimalinvasive Restauration
Seiten: 273-279, Sprache: Deutsch, EnglischRaff, AlexanderDie Weiterentwicklung der fachlichen Grundlagen der Funktionsdiagnostik betrifft mitunter auch die Neuverortung von bislang anders verorteten oder auch in anderen Kausalzusammenhängen systematisierten Entitäten dieses Fachbereichs.
Die Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) hat daher gemeinsam mit der DGZMK und ca. drei Dutzend Fachgesellschaften 2019 die erste AWMF-Leitlinie "Diagnostik und Behandlung des Bruxismus" veröffentlicht – direkt in der höchsten Entwicklungsstufe S 3 (Registernummer 083-027 vom 02.05.2019). In dieser Leitlinie wird der Bruxismus als ggf. pathologisches eigenständiges Geschehen anerkannt und rückt damit gleichsam neben die craniomandibuläre Dysfunktion.
Zur Diagnostik des Bruxismus hat eine Arbeitsgruppe der DGFDT – parallel zur Entwicklung der Leitlinie – auf Grundlage der aktuellen Literatur den Bruxismus-Screening-Index (BSI) entwickelt. Eine solche fachliche Umschichtung muss auch Auswirkungen auf die Liquidation der Diagnostik des Bruxismus haben – welche, beschreibt der nachfolgende Beitrag.
Schlagwörter: craniomandibuläre Dysfunktion (CMD), Bruxismus, Bruxismus-Screening-Index (BSI), klinische Funktionsanalyse, Gebührenordnung, GOZ, Analogberechnung
Seiten: 281-282, Sprache: Englisch, DeutschHugger, AlfonsKraniomandibuläre Dysfunktionen – Antworten auf Fragen aus der Praxis (Michael Behr, Jochen Fanghänel (eds))Seiten: 283-288, Sprache: Deutsch, EnglischBernhardt, OlafZusammenfassung von interessanten Artikeln aus dem Bereich Funktionsdiagnostik und Therapie aus internationalen Zeitschriften