Seiten: 213-225, Sprache: Deutsch, EnglischKirveskari, PenttiDass die kausale Bedeutung okklusaler Interferenzen verworfen wird, kann die Folge einer irrigen Auffassung von okklusalen Interferenzen und Funktionsstörungen, wie craniomandibulären Dysfunktionen (CMD) sein. Die Mehrheit der Forscher misst oder bestimmt okklusale Abweichungen auf eine Art und Weise, die nicht dem von vielen klinisch tätigen Zahnärzten angewendeten Interferenz- Konzept entspricht. Interferenzen sind praktisch allgemein erworbene Risikofaktoren und das Ergebnis einer weichen Ernährung sowie minimalen funktionellen Zahnverschleißes. Beim Studiendesign von Untersuchungen zur Okklusion muss das Fehlen interferenzfreier Subpopulationen berücksichtigt werden. Studien, die keinen Zusammenhang zwischen der Okklusion und CMD nachweisen können, unterliegen einer methodischen Verzerrung ("Bias") nicht nur bezüglich okklusaler Abweichungen, sondern vermutlich hinsichtlich der Natur von CMD, da die grundlegende Annahme ist, dass CMD eine selbstlimitierende Schmerzstörung darstellt. Die Research Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders (RDC/TMD) blenden mehrere mit Pathofunktionen assoziierte Befunde und Beschwerden aus, die nach klinischer Auffassung jedoch häufig auf Schmerzerkrankungen vorausdeuten. Schmerzfreie Patienten, unter dem Risiko stehend, Schmerzpatienten zu werden, werden nach den RDC/TMD als gesund klassifiziert. Randomisierte klinische Studien, in denen die kausale Rolle der Okklusion unter der Annahme getestet wurde, dass okklusale Interferenzen Risikofaktoren darstellen, waren bislang nicht in der Lage, die Okklusion aus dem Ursachenkomplex von Funktionsstörungen auszuschließen. Die Beseitigung des okklusionsbedingten Risikos bleibt, sofern eine adäquate Kosten-Nutzen-Relation gegeben ist, eine valide Therapie.
Schlagwörter: okklusale Interferenz, Funktionsstörung, Paradigmen