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Dringender Appell an die kommende Bundesregierung: Nehmen Sie Sepsis in die nationale Gesundheitsstrategie auf

(c) Peakstock/shutterstock.com

Sepsis – die schwerste Komplikation von Infektionen – betrifft jedes Jahr in Deutschland circa 500.000 Menschen. Etwa 140.000 der Betroffenen versterben, die überwiegende Mehrheit der Überlebenden leidet an schweren Krankheitsfolgen. Tragisch ist, dass ein Großteil der Todesfälle und Folgeschäden durch bessere Prävention und schnelleres Behandeln vermeidbar wäre. Trotz ihrer verheerenden Auswirkungen auf die Betroffenen, die Gesellschaft und die Wirtschaft schenken die politischen Entscheidungsträger der Sepsis viel zu wenig Aufmerksamkeit.

Jährlich 500.000 Sepsis-Patienten in Deutschland

Wissenschaftliche Erkenntnisse legen folgendes nahe:

  • In Deutschland werden jährlich ca. 500.000 Patienten mit einer Sepsis behandelt, von denen etwa 140.000 im Krankenhaus und ein weiteres Drittel im ersten Jahr nach Entlassung versterben. Zusätzlich leiden etwa 270.000 der Überlebenden an Langzeitfolgen. [1, 2]
  • Verglichen mit Australien, Schweden und den USA haben wir in Deutschland eine etwa doppelt so hohe Sterberate. Dies bedeutet, dass jährlich mindestens 70.000 Todesfälle vermeidbar wären, ganz zu schweigen von der nur schwer zu erfassenden Reduktion der Langzeitfolgen bei Überlebenden.
  • Trotz erheblicher Anstrengungen engagierter Ärztinnen und Ärzte, Pflegender, Forschender und Betroffener, und trotz einer öffentlichen Förderung in Millionenhöhe, ist es durch freiwillige Aufklärungs- und Qualitätssicherungsinitiativen nicht gelungen, die Sepsissterblichkeit zu senken. [1, 3]
  • Sepsis auch vom Fachpersonal oft nicht erkannt wird: Nicht einmal in 0,1 Prozent der Einweisungsprotokolle von Sepsisbetroffenen ins Krankenhaus wurde durch die Notärzte und Rettungssanitäter Sepsis dokumentiert (Untersucht wurden über 100.000 Einweisungsprotokolle aus zwei Bundesländern). [4]
  • Lediglich in 5 Prozent der deutschen Akutkrankenhäuser finden regelmäßige Schulungen für das ärztliche und pflegende Personal zur Sepsisfrüherkennung statt [5].
  • Bei der Allgemeinbevölkerung stagniert das Wissen über Sepsisprävention, -ursachen und -früherkennung auf niedrigem Niveau. [6, 7]

Bundesregierung nahm bisher Führungsrolle ein

Bei der globalen Bekämpfung der Sepsis nahm die Bundesregierung bisher eine Führungsrolle ein: Im Jahr 2017 initiierte sie die von der World Health Assembly verabschiedete Sepsis Resolution; darin fordert die WHO ihre Mitgliedstaaten dazu auf, den Kampf gegen Sepsis in die nationalen Gesundheitsstrategien zu integrieren. Im Jahr 2022 setzte sich die Bundesregierung dafür ein, in das Berlin Communiqué der G7-Gesundheitsresortleiter und -Regierungsoberhäupter die Verpflichtung aufzunehmen, weltweit die Implementierung der WHO Sepsis Resolution zu forcieren und die Synergien zwischen Infektionsprävention sowie der Bekämpfung von Sepsis und antimikrobiellen Resistenzen zu nutzen.

Unterstützung von Sepsis-Initiativen

Deshalb forderte die Sepsis Stiftung Anfang April 2025 die nächste Bundesregierung dazu auf: Dem Beispiel anderer europäischer Länder wie Belgien, Frankreich, Irland, Italien, Spanien, Schweden, die Schweiz und das Vereinigte Königreich zu folgen und eine Nationale Sepsis Strategie auf den Weg zu bringen.

Außerdem soll zeitnah mit einer Aufklärung über Sepsisprävention an die sehr erfolgreiche Kampagne im Kampf gegen AIDS und sexuell übertragbare Krankheiten in Deutschland angeknüpft werden. Nicht zuletzt sollen wegweisende, von Sepsisbetroffenen initiierte gesamtgesellschaftliche Sepsis-Initiativen – wie die Sepsis-Vorreiterregion im Main Taunuskreis und das Multi-Stakeholder-Projekt zur Senkung der kindlichen und maternalen Sepsis – unterstützt werden.

Literatur:

1. Schwarzkopf D, et al: Understanding the biases to sepsis surveillance and quality assurance caused by inaccurate coding in administrative health data. Infection. 2024;52(2):413-27.

2. Fleischmann-Struzek C, et al: Evaluation of Infection-Related Hospitalizations and Drug Prescriptions Among Sepsis Survivors in Germany. JAMA Network Open. 2022;5(7):e2220945-e.

3. Bloos F, et al: Effect of a multifaceted educational intervention for anti-infectious measures on sepsis mortality: a cluster randomized trial. Intensive care medicine. 2017;43:1602-12.

4. Piedmont S, et al: Sepsis incidence, suspicion, prediction and mortality in emergency medical services: a cohort study related to the current international sepsis guideline. Infection. 2024:1-11.

5. Scheer CS, et al: Status of Sepsis Care in European Hospitals: Results from an International Cross-Sectional Survey. Am J Respir Crit Care Med . 2025 Apr;211(4):587-599. doi: 10.1164/rccm.202406-1167OC

6. Eitze S, et al. Determinants of sepsis knowledge: a representative survey of the elderly population in Germany. Critical care. 2018;22:1-11.

7. Abels W. et al Severe gaps in sepsis knowledge among the German population - results of a representative survey, unter Review

Reference: Interdisziplinär Praxis Team

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