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So setzt DH Esther Hoekstra ihr Wissen aus dem Studiengang Master of Science Psychologische und Komplementäre Medizin für die Patientenbehandlung ein

(c) Lightspring/Shutterstock.com

Nachdem ich den Studiengang Master of Science Psychologische und Komplementäre Medizin beendet hatte, konnte ich zwar nicht sofort alles 1:1 in der Praxis umsetzen. Aber er hat meinen Blick erweitert und mich gelehrt, über den Tellerrand zu schauen.

Ich hatte schon vorher meine Erfahrungen mit Psychologie gemacht und mich zeitgleich um einen Studienplatz für Dentalhygiene und für Psychologie beworben. Für beide hatte ich auch ein Platz ergattert, mich dann allerdings für Dentalhygiene entschieden. Trotzdem habe ich das Thema Psychologie nicht komplett vergessen und mein Interesse daran wuchs mit der Zeit immer weiter.

Ausbildungen zum NLP Practitioner und NLP Master

Zuerst habe ich verschiedene Fortbildungen im psychologischen Bereich sowie Trainings und Workshops im Bereich Kommunikation absolviert. Das hat mir allerdings nicht gereicht, und so habe ich die Ausbildungen zum NLP Practitioner und NLP Master gemacht. NLP steht für Neuro Linguistisches Programmieren beziehungsweise heutzutage als Neuro Linguistische Psychologie, da das Wort Programmieren oft als negativ gewertet wird. NLP ist ein Motivations- und Kommunikationsmodell, das in den 70er-Jahren entstand. Es wurde durch die Analyse erfolgreicher Psychotherapeuten entwickelt und wird heute in den unterschiedlichsten Lebensbereichen wie Therapie, Verkauf, Führung, Partnerschaft und im Umgang mit Kindern angewendet.

NLP verändert Denken, Fühlen und Verhalten

NLP führt gesprächs-, verhaltens-, hypno- und körperorientierte Ansätze zusammen. Dabei werden unser Denken, Fühlen und Verhalten (Neuro) mittels Sprache (Linguistik) systematisch verändert (programmiert). Dieses Modell erleichtert den Umgang mit Menschen, egal in welcher Beziehung wir zu ihnen stehen. Es braucht Zeit, Übung und viele Wiederholungen, um das Gelernte langfristig umsetzen zu können. Aber auch NLP hat mir noch nicht gereicht – ich wollte mehr wissen.

Es entsteht ein ganzheitliches Bild

Schließlich bin ich auf den Studiengang Psychologische und Komplementäre Medizin gestoßen. Ich habe mich eingelesen und erkannt, dass viele Inhalte zum Beispiel auch mit der Behandlung von Parodontitis zu tun haben können. Entzündliche Erkrankungen können Einfluss auf eine Parodontitis nehmen, aber auch auf die geistige Leistung.

Beispiel: Ein Patient mit Depressionen hat ein erhöhtes Parodontitis-Risiko, und jemand, der an Parodontitis leidet, hat ein erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken. Natürlich kann man dies nicht 1:1 übersetzen: Nicht jeder Depressive bekommt Parodontitis, und nicht jeder Parodontitis-Patient bekommt eine Depression. Es kommen mehrere Faktoren zusammen, die diese Wechselwirkung begünstigen. Aber fügt man die Faktoren, die wir aus der Zahnmedizin kennen, mit diesen psychischen Faktoren zusammen, entsteht ein ganzheitliches Bild.

Psychische Erkrankungen sind noch immer mit einem Stigma behaftet

In diesem Studium lernt man auch die verschiedenen psychischen Erkrankungen und ihre Symptome kennen. Da psychische Erkrankungen noch mit einem Stigma behaftet sind, geben viele Patienten diese Erkrankungen beim Ausfüllen des Anamnesebogens nicht an. Durch das beim Studium erlernte Wissen können die Symptome und das Verhalten des Patienten allerdings sehr gut erkannt werden. Gesprächstechniken können dann eingesetzt werden, um an zusätzliche wichtige Information zu gelangen, damit eine bessere, ganzheitliche Behandlung stattfinden kann. Allein die Erwähnung meines Masterabschlusses führt meist dazu, dass Patienten sich im Gespräch mit mir öffnen und über ihre Krankheiten, Symptome, Medikamente und ihre Verhaltensweisen sprechen.

(c) Privat
DH Ester Hoekstra, M.Sc. ist Lehr-DH, Lehrbeauftragte SRH Hochschule, Ernährungsberaterin und Ernährungs-Coach (IHK), NLP Practitioner & Master (DVNLP), Referentin, Autorin, Mentorin, Praxistrainerin und -Coach und Master of Science in psychologische & komplementäre Medizin. Außerdem ist sie praktizierende leitenden Dentalhygienikerin in einer Praxis in Ostfriesland, Niedersachsen. Sie ist Mitglied im Prüfungsausschuss ZMP und DH der Zahnärztekammer Bremen, Advisement Board Member, sowie bei der DGDH, dem BDDH, dem BZVP e.V. und der DGParo.

Gezielte Ernährungsberatung

Auch bei der zahnärztlichen Ernährungsberatung sind die erworbenen Kenntnisse für mich hilfreich, um zu verstehen, wie das Mikrobiom Einfluss auf den Körper und den Geist nimmt. Damit meine ich nicht nur die Erkrankungen Parodontitis und Depression, sondern auch alle entzündlichen Erkrankungen, die oft im Darm ihren Ursprung haben. So kann ich eine gezielte Ernährungsberatung durchführen und den Patienten Tipps und Tricks mitgeben, damit sich ihre Gesundheit und dementsprechend auch die Mundgesundheit verbessert.

Hormone können körperliche und psychische Erkrankungen verursachen

Nicht vergessen werden dürfen in diesem Zusammenhang die Hormone, denn auch sie können „schuld“ sein an manchen körperlichen und psychischen Erkrankungen – werden allerdings oft nicht als Ursache erkannt. Durch das Studium kann ich gezielter nachfragen und eventuell die Empfehlung geben, einen Facharzt aufzusuchen. Dabei denke ich nicht nur an die weiblichen Hormone und ihre Veränderungen (Menopause, monatlicher Zyklus). Hormone beeinflussen im Körper viele Vorgänge, die zu einem bestimmten Verhalten führen, zum Beispiel zu Essattacken, wodurch ein erhöhtes Kariesrisiko entsteht.

Leichterer Umgang mit Betroffenen und Angehörigen

Das Wissen über psychische Erkrankungen wie Bipolare Störungen, Zwangsstörungen, ADHS, Schizophrenie, Demenz und viele mehr erleichtert meine Arbeit signifikant. Sowohl im Umgang mit Betroffenen als auch mit deren Angehörigen. Wir haben im Studium auch eigene Fälle bearbeitet und präsentiert sowie reale Fälle von Ärzten, Psychologen, Psychotherapeuten und Psychiatern analysiert, damit wir unser Wissen erweitern konnten.

Ich bin keine klinische psychologische Therapeutin und habe auch nicht das Bedürfnis, eine zu werden. Aber als Dentalhygienikerin möchte ich meine Patienten noch besser behandeln können. Mein Ziel als Dentalhygienikerin ist es, mit meinen Patienten besser zu kommunizieren, für die Behandlung relevante Informationen schneller zu erhalten, diese interpretieren und danach handeln zu können. Auch möchte ich das Vertrauen meiner Patienten in mich erhöhen, denn dann sind sie offener für meine Empfehlungen.

Mit dem Patienten auf einer Wellenlänge sein

Mit meinem Hintergrundwissen über bestimmte psychische Erkrankungen, die immer häufiger vorkommen, komme ich auch schneller mit meinen Patienten auf eine Wellenlänge. Das ist wichtig, so kann ich sie dort abholen, wo sie derzeit stehen, und muss nicht allen das gleiche erklären, von dem bei ihnen wahrscheinlich nur die Hälfte oder weniger ankommt.

Die Zeit mit meinen Patienten möchte ich aber auch so effizient wie möglich nutzen. Trotzdem möchte ich sie aber so ausführlich wie möglich über ihre (Mund-)Gesundheit informieren und ihnen Tipps geben, wie sie diese verbessern können, damit sie so selten wie möglich in die Praxis kommen müssen.

Zahnarztangst kann bewältigt werden

Ich arbeite mit vielen Angstpatientinnen und -patienten und kann es mir zeitlich nicht leisten, diese an vier Terminen kaum zahnmedizinisch zu behandeln. Ich möchte diesen Menschen helfen, ihre Zahnarztangst zu bewältigen – und das geht nur, wenn ich weiß, woher ihre Angst kommt, damit ich gezielt daran arbeiten kann. Dies kann zum Beispiel geschehen, indem ich alles akribisch erkläre und ihnen mehr Raum gebe. Mehr Raum kann bedeuten, dass sich oberhalb des Patienten kein Instrumenten-Tray befindet oder ich etwas mehr Abstand zum Patienten halte. Außerdem benutze ich bei der Betäubung keine Nadel, sondern ein Gel oder eine spezielle Betäubungsmethode (The Wand).

Humor ist auch eine gute Methode, schneller mit den Patienten auf eine Wellenlänge zu kommen. Beispielsweise sage ich gerne, dass ich versuche, meinen Chef arbeitslos zu machen: Je mehr die Patienten zu Hause machen, desto seltener müssen sie beim Chef auf dem Stuhl sitzen. Und je mehr ich auf ihrer Wellenlänge bin, desto mehr nehmen sie meine Empfehlungen an und werden dies zuhause langfristig umsetzen. Und genau das ist es, was ich gerne möchte: Ich möchte die Mundgesundheit, die allgemeine und die psychische Gesundheit verbessern.

In dem Beitrag Der Mund ist nicht nur eine ,große Klappe‘ mit Zähnen beschreibt Ester Hoekstra das Studium zum Master of Science Psychologische und Komplementäre Medizin.

Reference: Interdisziplinär Patientenkommunikation Team Praxisführung

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