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DH Birgit Schlee: Zahn- und Allgemeingesundheit nicht getrennt, sondern ganzheitlich betrachten

Vorschläge zur Zubereitung nährstoffreicher Mahlzeiten und Snacks können Eltern helfen, ihre Kinder ausreichend mit essentiellen Nährstoffen zu versorgen.

(c) FamVeld/Shutterstock.com

Die Zahnentwicklung bei Kleinkindern ist ein zentraler biologischer Prozess – sie beeinflusst nicht nur die Mundgesundheit, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität.

Milchzähne sind nicht nur für die Ernährung und die Sprachentwicklung sehr wichtig, sondern auch für die Kieferentwicklung, Wachstumsrichtung und die korrekte Position (Platzhalter) der bleibenden Zähne verantwortlich.

Die zahnärztliche Betreuung und Zahnprophylaxe sollten bereits während der Schwangerschaft beginnen. Danach ist die Mundhygiene in den ersten Lebensjahren des Kindes sehr entscheidend, in denen auch die bleibenden Zähne gebildet werden.

Ernährung nimmt maßgeblich Einfluss auf die Zahnentwicklung

In dieser Phase wird die Mundgesundheit maßgeblich durch die Nährstoffaufnahme beeinflusst. In unserer heutigen, oft hektischen Welt erhalten viele Kinder bereits früh stark verarbeitete Lebensmittel – ein Faktor, der die gesunde Zahnentwicklung erheblich beeinträchtigen kann.

In unserer täglichen Praxis erleben wir es immer wieder: Eltern sind überrascht, wenn wir erklären, dass die Zahngesundheit ihrer Kinder bereits im Mutterleib geprägt wird – durch ihre eigene Ernährung und Gesundheit in der Schwangerschaft.

Oft ist nicht klar, welche Nährstoffe tatsächlich in den Lebensmitteln enthalten sind. Und viele Eltern verlassen sich auf die Versprechen der Lebensmittelindustrie, dass ihre Kinder alle benötigten Vitamine und Mineralien allein über ihre Ernährung aufnehmen können. Diese Annahme ist jedoch nicht immer richtig.

Nährstoffmängel können in der frühen Kindheit zu ernsthaften oralen Erkrankungen wie Karies oder der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) führen. Gerade bei MIH wird vermutet, dass auch eine unzureichende Mineralisierung einer der Hauptfaktoren sein könnte, die – je nach Ausprägung – mit schmerzhaften Empfindlichkeiten, ausgeprägten Beschwerden und einem erhöhten Kariesrisiko einhergehen kann.

Eine unzureichende Nährstoffaufnahme kann zusätzlich auch die Pufferkapazität des Speichels verringern, was zu einem sauren Milieu in der Mundhöhle führt und die Remineralisierung der Zahnhartsubstanz erschwert.

Nährstoffmangel im Kindesalter

Ein oft unterschätzter Aspekt für eine gute Zahngesundheit im Kindesalter kann auch Stress sein. Er kann nicht nur das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen, sondern auch die Nährstoffaufnahme negativ beeinflussen. Studien zeigen, dass gestresste Kinder eine höhere Anfälligkeit für orale Erkrankungen aufweisen, da Stress die Immunantwort des Körpers schwächt und die effiziente Verwendung von Nährstoffen beeinträchtigt.

Um Nährstoffmängel frühzeitig zu erkennen, braucht es einen ganzheitlichen Blick – idealerweise über die rein zahnmedizinische Perspektive hinaus. Wenn beispielsweise im Rahmen von Kontrolluntersuchungen auch Blutanalysen anstehen, kann es bei Kindern mit schweren oralen Erkrankungen oder einem deutlich erhöhten Kariesrisiko sinnvoll sein, hierbei auch direkt mögliche Nährstoffmängel abzuklären.

Darüber hinaus können unterstützende Maßnahmen aus dem Bereich alternativer Therapieansätze helfen, die Nährstoffverwertung oder den Kalziumhaushalt zu regulieren. Solche Ergänzungen können – abhängig von ärztlicher Empfehlung – bereits während der Schwangerschaft oder im Kleinkindalter zum Einsatz kommen.

Wichtige Nährstoffe für die Zahnentwicklung

Für die Zahnentwicklung sind folgende Nährstoffe von zentraler Bedeutung:

Kalzium: Ein essenzielles Mineral für die Bildung des Zahnschmelzes und der Knochensubstanz. Ein ausreichender Kalziumgehalt sorgt für die Stabilität und Festigkeit der Zähne.

  • Vitamin C: Ist wichtig für die Kollagenbildung und die Gesundheit des Zahnfleisches.
  • Vitamin D: Entscheidend für die Regulation der Kalzium- und Phosphatresorption, unterstützt somit die Mineralisierung der Zähne und ist auch verantwortlich für das Wachstum und die Entwicklung des Kiefers.
  • Phosphat: Ein wichtiger Mineralstoff für die Bildung von Hydroxylapatit – dem zentralen Baustein der Zahnhartsubstanz. Es arbeitet synergistisch mit Kalzium.
  • Proteine: Proteine sind die Bausteine für Zellwachstum und -reparatur und unterstützen auch die Kollagenbildung.
  • Folsäure: Folsäure spielt eine wichtige Rolle bei der Zellteilung und dem Wachstum von Schleimhaut und Gingiva.
  • Magnesium: Es wandelt Vitamin D in seine aktive Form um und ist sehr wichtig für das Knochenwachstum.

Gerade in der Beratung merke ich oft, wie wichtig es ist, diese Grundlagen verständlich zu vermitteln. Viele Eltern kennen zwar den Begriff „Kalzium“ – aber dass auch Magnesium oder Folsäure für gesunde Zähne essenziell sind, sorgt regelmäßig für Aha-Momente. Das sind Situationen, in denen wir mit unserem Fachwissen einen echten Unterschied machen – und Eltern mit einfachen Impulsen mehr Sicherheit schenken können.

Der Einfluss von Stress auf die Zahngesundheit

Stress im Kindesalter kann erhebliche Auswirkungen auf die Zahngesundheit haben. Unsere Kinder erleben Stress innerhalb der Familie oder durch familiäre Veränderungen, Druck im Kindergarten oder in der Schule sowie durch andere soziale Herausforderungen.

Ein höherer Stresslevel kann den Hormonhaushalt beeinflussen und somit die Kalziumaufnahme und -verwertung im Körper stören. Auch die Speichelproduktion kann sich verringern und die Nahrungsaufnahme negativ beeinflussen, sodass wichtige Nährstoffe nicht ausreichend zugeführt werden. Eine Studie von Wan Kim Seow (2018). Early Childhood Caries) zeigt, dass chronischer Stress bei Kindern das Immunsystem schwächt, was die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigen kann, Zahnschmelz richtig zu remineralisieren. Das wiederum steht in Zusammenhang mit einer erhöhten Kariesanfälligkeit – zusätzlich kann sich das bakterielle Milieu im Mund negativ verändern.

Einfluss der emotionale Gesundheit

Darüber hinaus führt Stress dazu, dass Kinder oft ungesündere Essgewohnheiten einnehmen, die das Risiko von Nährstoffmängeln erhöhen und die Mundhygiene vernachlässigen. In der Praxis kann man durchaus beobachten: Kinder, die emotional überfordert wirken, zeigen nicht selten auch Probleme beim Zähneputzen oder klagen über Schmerzen – obwohl wir klinisch keinen akuten Befund finden. Hier lohnt sich der Blick auf das große Ganze.

Es ist entscheidend, dass Eltern nicht nur auf eine gesunde Ernährung achten, sondern auch die emotionale Gesundheit ihrer Kinder unterstützen und Maßnahmen zur Stressreduktion und Resilienz in den Alltag einbinden. Denkbar wären hier einfache Rituale wie gemeinsames Vorlesen, beruhigende Musik oder Einschlafhilfen mit ätherischen Ölen.

Nährstoffmangel erkennen und bekämpfen

In unseren Praxen beobachten wir zunehmend Unsicherheiten bei Eltern in Bezug auf die Ernährung ihrer Kinder. Hier kann eine interdisziplinäre Zusammenarbeit – vor allem zwischen Zahn- und Kinderärzten – wertvolle Impulse für die Prävention geben.

So kann die Nährstoffaufnahme bei Kleinkindern durch Blutuntersuchungen regelmäßig kontrolliert und eine zusätzliche Zufuhr in Betracht gezogen werden. Beispielsweise kann bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen auf die Mineralstoffzufuhr für die Zahngesundheit hingewiesen werden, sodass sich Zahn- und Allgemeingesundheit nicht getrennt, sondern ganzheitlich betrachten lassen – und Prävention auf beiden Ebenen gemeinsam gestärkt wird.

In einigen Fällen – zum Beispiel bei nachgewiesenen Mängeln oder wenn eine ausreichende Nährstoffaufnahme über die Ernährung allein nicht sichergestellt werden kann – kann auch eine gezielte Ergänzung sinnvoll sein. Unterstützende Präparate auf natürlicher Basis können dabei helfen, die Kalziumverteilung im Körper zu unterstützen und die Aufnahme essenzieller Nährstoffe zu optimieren. Diese lassen sich problemlos in Brei oder andere Nahrungsmittel mischen, um die Nährstoffverfügbarkeit zu erhöhen.

Praktische Tipps für die tägliche Praxis

Hier sind vier praktische Tipps, die Zahnmedizinische Fachangestellte in ihrem Praxisalltag den Eltern von Kleinkindern empfehlen können:

  1. Über Nährstoffe und Stress informieren: Schärfung des Bewusstseins der Eltern für die Bedeutung von Kalzium, Vitamin D und anderen wichtigen Nährstoffen für die Zahngesundheit. Außerdem können Wege aufgezeigt werden, wie Entspannungsrituale in den Alltag etabliert werden.
  2. Informationen zur natürlichen Remineralisierung: Hinweis auf die Bedeutung von Essenspausen, damit der Speichel die Möglichkeit zur Remineralisation hat, und der frühzeitigen Reinigung der die Milchzähne – gerade dann, wenn beim Stillen schon Zähne vorhanden sind.
  3. Zusammenarbeit mit Kinderärzten: Vorschlag einer engen Zusammenarbeit mit Kinderärzten, um eventuelle Blutuntersuchungen durchzuführen und die Nährstoffaufnahme zu überprüfen. Dies kann helfen, Nährstoffdefizite frühzeitig zu erkennen.
  4. Praktische Ernährungstipps: Vorschläge zur Zubereitung nährstoffreicher Mahlzeiten und Snacks, die für Kinder leicht zugänglich sind. Dies kann helfen, sicherzustellen, dass Kinder ausreichend mit essentiellen Nährstoffen versorgt werden, ohne dass Eltern auf fertig verarbeitete Kost zurückgreifen müssen.

Ganzheitliche Prävention beginnt im Kleinen

Es ist zweifellos von großer Bedeutung, dass die Individualprophylaxe in unseren Praxen seit Jahren mit großem Erfolg durchgeführt wird. Wie auch die letzte Mundgesundheitsstudie zeigt, konnte dadurch bereits eine deutliche Reduzierung des Karies-Risikos erreicht werden.

Dennoch sollten wir in der Zahnmedizin nicht nur auf bewährte präventive Maßnahmen setzen, sondern auch zusätzlich Faktoren wie Stress und Nährstoffversorgung in die Beurteilung der Zahnentwicklung einfließen lassen. Gerade bei den jüngsten Patienten. Wir Prophylaxefachkräfte haben einen unschätzbaren Vorteil: Wir begleiten die Kinder regelmäßig und eng. Das macht uns sensibel für Veränderungen – und erlaubt uns, auch über Zahnbeläge hinauszublicken. Durch den persönlichen Kontakt zu den Kindern und Eltern haben wir die Möglichkeit, diese Aspekte aktiv in unsere Beratung einzubeziehen und damit zu einer ganzheitlichen Betreuung beizutragen.

Birgit Schlee ist erfahrene Dentalhygienikerin, Referentin und Unternehmerin. Sie schult nicht nur Zahnarztpraxen in den Bereichen (Bio-)Prophylaxe und Nachhaltigkeit, sondern bietet auch spezielle Kurse zur Mundhygiene für Pflegefachkräfte gemäß Expertenstandard an.

Weitere Infos auch unter den Telefonnummern 071 31-4053593 und 0172-6276867 sowie per Mail an info@schlee-dentalhygiene.de

Quellen:

Wan Kim Seow (2018). Early Childhood Caries. Pediatric Clin North Am. 2018 Oct;65(5):941-954. doi: 10.1016/j.pcl.2018.05.004

Adair, L. S., et al. (2012). „Childhood caries in the state of Kentucky, USA: a cross-sectional study“ BMC Oral Health. 2012 Sep 5;12:38. doi: 10.1186/1472-6831-12-38

Studienreferenz: Adair, L. S., et al. (2018). „Childhood Stress and Early Childhood Caries in Northern Kentucky.“ Pediatric Dentistry, 40(5), 325-332.

Eigene klinische Erfahrungen der Autorin

Reference: Prävention und Prophylaxe Interdisziplinär Patientenkommunikation Team Praxis

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