0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
3665 Views

Entzündungsmodulatoren ermöglichen fein abgestufte Therapien

Ein internationales Forschungsteam hat einen neuen Ansatzpunkt gefunden, über den man möglicherweise den Knochenabbau bei Osteoporose verringern und die Knochengesundheit erhalten kann, so eine Meldung der beteiligten Universität Würzburg. Verursacht wird Osteoporose durch eine übermäßige Aktivität der knochenabbauenden Zellen, verbunden mit einer verminderten Aktivität der knochenbildenden Zellen. Bei gesunden Menschen ist die Aktivität dieser beiden Zelltypen ausgewogen, was zu einem konstanten Materialumsatz in den Knochen führt und diese gesund und stark hält.

Bei der Osteoporose führt ein zu hoher Knochenabbau zu einer niedrigen Knochenmineraldichte und folglich zu schwachen und bruchgefährdeten Knochen. Wenn die Knochenneubildung nicht in der Lage ist, den Knochenschwund auszugleichen, wird der Knochen geschwächt und ist dann anfälliger für Frakturen.

Nachteile von Bisphosphonaten

Bei den meisten Osteoporose-Therapien werden Bisphosphonate eingesetzt. Sie blockieren die knochenabbauenden Zellen. Bei längerer Behandlung mit diesen Wirkstoffen entfällt aber der wichtige Materialumsatz im Knochen – das führt am Ende wieder zu einem erhöhten Bruchrisiko und zu anderen unerwünschten Nebenwirkungen. In der Zahnmedizin werden häufig Kiefernekrosen beobachtet, auch implantologische Eingriffe sind bei Bisphosphonatpatienten mit einem erhöhten Risiko verbunden. Die medizinische Forschung sucht neue Strategien, um die Grenzen der derzeitigen Therapien zu überwinden.

Hier gibt es nun aktuell Fortschritte. Erarbeitet wurden von den Professoren Christoph Winkler (Fakultät für Biowissenschaften, National University of Singapore, NUS) und Manfred Schartl (Biozentrum, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, JMU); veröffentlicht sind die Ergebnisse im Fachjournal PNAS.

Kleines Protein mobilisiert knochenabbauende Zellen

Das Team hat bei einer genetischen Analyse des Laborfisches Medaka (Oryzias latipes) herausgefunden, dass das kleine Protein CXCL9 die Rekrutierung von knochenabbauenden Zellen kontrolliert. Unter osteoporotischen Bedingungen sammelt sich das kleine Protein in Reservoirs an, die auch Vorläufer von knochenabbauenden Zellen enthalten. Diese Vorläufer produzieren auf ihrer Zelloberfläche den Rezeptor CXCR3. Dieser wird vom Protein CXCL9 aktiviert, die Vorläuferzellen werden dadurch mobilisiert und wandern über weite Strecken zum Knochen, wo sie mit ihrer destruktiven Arbeit beginnen.

Bekannte Hemmstoffe sind hochwirksam

Sowohl von CXCL9 als auch von seinem Rezeptor CXCR3 ist seit langem bekannt, dass sie die Wanderung von Immunzellen zu Entzündungsherden modulieren, zum Beispiel bei Psoriasis und rheumatoider Arthritis. Es gibt mehrere chemische Hemmstoffe, die wiederum die Aktivität von CXCR3 blockieren, in klinischen Tests zur Behandlung von Psoriasis bisher aber wenig Erfolg zeigten.

In PNAS zeigt das internationale Forschungsteam nun, dass genau diese Hemmstoffe hochwirksam die Rekrutierung von knochenabbauenden Zellen blockieren und den Knochen vor Osteoporose schützen.

Normalen Knochenumsatz erhalten

Das Fazit der Professoren Schartl und Winkler: „Unsere Studien eröffnen neue Wege zur Osteoporose-Therapie. Die neue Strategie ermöglicht eine fein abgestimmte Modulation der Anzahl der knochenabbauenden Zellen, die in die Knochenmatrix rekrutiert werden, anstatt eine generelle Blockade dieser Zellen wie bei herkömmlichen Therapien. Das hat große Vorteile, da ein übermäßiger Knochenabbau gezielt verhindert werden kann, der normale Knochenumsatz aber erhalten bleibt. Das bietet das Potenzial, erhöhte Frakturrisiken bei Osteoporose-Patienten zu vermeiden und gesunde Knochen für eine verbesserte Lebensqualität zu erhalten.“

Mehr zum Thema
• Bisphosphonate und Kiefernekrosen auf Quintessence News: https://www.quintessenz-news.de/vermeidung-von-medikamenten%C2%ADassoziierten-kiefernekrosen-in-der-endodontie/
• Die S3 Leitlinie zu bisphosphonatassoziierten Kiefernekrosen der AWMF: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/007-091.html


Das Titelbild zeigt links zwei gesunde Wirbelkörper aus der Wirbelsäule eines Medaka-Fisches: Die Knochenmatrix (grün) ist normal mineralisiert und von knochenbildenden Zellen (magenta) umgeben. Rechts die Situation bei einem osteoporotischen Fisch. Bild: Tan Wen Hui/University of Singapore
Chirurgie Bunte Welt Zahnmedizin Endodontie Implantologie Interdisziplinär

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
25. Nov 2024

Mikrochirurgischer Zugangslappen mit intraoperativer Behandlung einer Wurzelresorption in der Oberkieferfront

Fallbeispiele aus dem neuen Buch von Dr. Otto Zuhr und Prof. Dr. Marc Hürzeler „Entscheidungsfindung im Spannungsfeld von Parodontologie und Implantattherapie“ (Teil 1)
21. Nov 2024

Der Beginn der „stillen Revolution“ in der Zahnheilkunde

Das Cerec-System: Von der Inlay-Maschine zur Netzwerk-Instanz (1) – Prof. em. Dr. Dr. Werner Mörmann skizzierte Status und Zukunft
20. Nov 2024

Überraschende Erkenntnisse zur Blutbildung

Forschende der Uni Mainz und des MPI decken vielversprechende Eigenschaften des Schädelknochenmarks auf
15. Nov 2024

Dentaurum bleibt dem Standort Deutschland treu

Dentalunternehmen investiert umfassend in Standort Ispringen
15. Nov 2024

Besondere Angebote zum Black Friday 2024

Schnäppchen, Rabatte, Deals und Sparangebote bei Instrumentenspezialisten Bien-Air
13. Nov 2024

„Learning by doing“ im Curriculum Implantologie des BDIZ EDI

Teilnehmende bescheinigen „einzigartige Umsetzung“ und Realitätsnähe
6. Nov 2024

Globaler Konsens für klinische Leitlinien (GCCG) auf der EAO in Mailand

Erste GCCG konzentriert sich auf Rehabilitation des zahnlosen Oberkiefers
5. Nov 2024

Aller guten Dinge sind drei – auch beim ITI

Erfahrungen und Eindrücke von den ITI-Currricula zu „Implantologie“, „Orale Regeneration“ und „Digital“