0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
2478 Views

Neue Erkenntnisse zeigen, wie ein Gehirnhormon das mütterliche Skelett regeneriert

Ein neu entdeckter, erstaunlicher Mechanismus ermöglicht es der Mutter, den Knochenverlust während der Laktation schnell zu kompensieren

(c) Pixel-Shot/shutterstock.com

Das mütterliche Skelett hat die faszinierende Fähigkeit, sich während der Stillzeit rasch zu erholen. Das Gehirnhormon CCN3 wird während des Stillens aus dem Hypothalamus freigesetzt und wirkt wie ein Turbo für die Knochenregeneration. Aus dieser Erkenntnis ergeben sich vielfältige, potenzielle Einsatzmöglichkeiten. Diese hat Prof. Lorenz Hofbauer vom Universitätsklinikum der Carl Gustav Carus Universität Dresden nun in einem Artikel im New England Journal of Medicine erläutert und eingeordnet.

Kalziumverluste durch Schwangerschaft und Stillzeit

Stillen ist von enormer Bedeutung für die Entwicklung des Neugeborenen und spielt – neben den immunologischen und psychosozialen Aspekten – eine Schlüsselrolle in der Versorgung des Säuglings mit Nährstoffen. Ein wichtiger Aspekt der Muttermilchproduktion ist der Transfer von Kalzium von der Mutter auf das Kind zur Reifung des kindlichen Skeletts. Bei den Müttern geht der Körper bereits in der Schwangerschaft eine „Kalziumschuld“ von etwa 30 Gramm Kalzium ein – weitere 60 Gramm Kalzium werden bei einer Stillzeit von sechs Monaten verloren. Dieses kurzfristige Defizit hätte ohne adäquate Kompensation einen deutlichen Verlust von Knochenmasse und eine erhöhte Fragilität zur Folge, insbesondere bei längeren Stillzeiten infolge mehrerer Geburten.

Hormon fördert Skelettstammzellen

Aktuelle Forschungsergebnisse einer kalifornischen Arbeitsgruppe [1] haben nun anhand von Mausmodellen einen erstaunlichen Mechanismus entdeckt, der es der Mutter ermöglicht, den Knochenverlust während der Laktation schnell zu kompensieren. Spezielle Nervenzellen (ARCKiss1-Neurone) im Hypothalamus, einer Region im Zwischenhirn, setzen ein neu entdecktes osteoanaboles Hormon namens CCN3 frei, das die Knochenbildung stark fördert. Während der Laktation steigt die Produktion von CCN3, was zu einer Steigerung der Knochendichte und einer Verbesserung der Knochenheilung führt. Diese verbesserte Knochenregeneration konnte im Rahmen der Studie auf eine vermehrte Zahl und Aktivität von Skelettstammzellen zurückgeführt werden.

Neuer Ansatz für Osteoporose

In der Rubrik Clinical Implications of Basic Research im New England Journal of Medicine [2] ordnet Prof. Lorenz Hofbauer, Professor für Endokrinologie und Altersmedizin von der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden, die klinische Translation und das therapeutische Potenzial ein. „Diese Entdeckung bietet einen faszinierenden neuen Ansatz, um die Regulation der Knochengesundheit während der Laktation zu verstehen“, erklärt er. „Abgesehen vom evolutionären Aspekt eröffnen sich neue Perspektiven für ein besseres Verständnis von Knochenerkrankungen, vor allem bei Frauen mit Osteoporose nach mehreren Schwangerschaften und längeren Stillzeiten aber auch bei der postmenopausalen Osteoporose.“

Originalpublikation:
[1] Babey ME, Krause WC, Chen K, Herber CB, Torok Z, Nikkanen J, Rodriguez R, Zhang X, Castro-Navarro F, Wang Y, Wheeler EE, Villeda S, Leach JK, Lane NE, Scheller EL, Chan CKF, Ambrosi TH, Ingraham HA. A maternal brain hormone that builds bone. Nature. 2024 Aug;632(8024):357-365. doi: 10.1038/s41586-024-07634-3
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11306098/pdf/41586_2024_Article_7634.pd...
[2] Hofbauer LC. Building bone while making milk. N Engl J Med 2024;391:2052-2054.
https://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMcibr2409260

Interessante Hirnregion

Da in der Hirnregion, in der die CCN3-Bildung erfolgt, auch die Energiebalance und die Freisetzung der Gonadotropin-Releasing Hormone und somit die weibliche Reproduktion und Pubertät kontrolliert werden, könnten auch andere Krankheiten ihren Ursprung in einer gestörten CCN3-Produktion haben. „Vor allem bei Frauen mit verspäteter Pubertät, Anorexia nervosa oder relativer Energiedefizienz bei Sport (REDS; Athletinnen-Trias) treten Fragilitätsfrakturen sehr häufig auf“, erläutert Prof. Hofbauer.

Neue Therapieoptionen für ältere Patienten

In diesem neuen Konzept könnte auch ein Schlüssel für die Entwicklung neuer Therapieoptionen liegen. Angesichts der Rolle von CCN3 als schneller Schalter zwischen katabolen und anabolen Prozessen könnte die gezielte Förderung der endogenen Produktion von CCN3 oder die Entwicklung von CCN3-Analoga neue therapeutische Strategien zur Verbesserung der Knochengesundheit und der Knochenheilung eröffnen. „Das klinische Potenzial dieser Entdeckungen ist enorm“, sagt Prof. Hofbauer. „Wenn diese Ergebnisse in klinischen Studien am Menschen bestätigt werden, könnten wir einen entscheidenden Fortschritt in der Behandlung von Osteoporose und der Heilung von Knochenbrüchen erleben, insbesondere bei älteren Patienten, bei denen die aktuellen Therapien nur begrenzte Wirksamkeit zeigen.“

 

 

Reference: Zahnmedizin Prävention und Prophylaxe Menschen Fortbildung aktuell

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
Produktbild eines Sealermaterials in der Spritze und Produktpackung
8. Aug 2025

Für eine vorhersagbare Wurzelfüllung

30 Jahre AH Plus: Endodontischer Sealer von Dentsply Sirona feiert runden Geburtstag
Zwei Roboter im Vordergrund mit menschenähnlicher Figur stehen beziehungsweise sitzen auf einem Tisch an einem Messestand, dahinter sitzt ein Mann.
7. Aug 2025

„Deutlich digitaler, aber wenige echte Innovationen“

Rückblick auf die Internationale Dental-Schau 2025 von Dr. Michael Hopp
Prof. Dr. Dr. Stefan Listl hält lächelnd seine gerahmte Urkunde in die Kamera. Er steht draußen, hinter ihm ist eine Gebäudewand und hohes Gras zu sehen, rechts neben ihm ein unscharfer Strauch oder Baum.
6. Aug 2025

IADR ehrt Prof. Dr. Dr. Stefan Listl

Internationaler Forschungspreis der Zahnmedizin geht ans Heidelberg Institute of Global Health
Eine vielversprechende Kombination für die Geweberegeneration
5. Aug 2025

Eine vielversprechende Kombination für die Geweberegeneration

Das viskoelastische Gel REGENFAST® vereint das biologische Potenzial der Inhaltsstoffe Polynukleotide und Hyaluronsäure
Säugling, dem ein Speichelfaden aus dem Mund läuft
4. Aug 2025

Spucke: Saft mit Superkraft

Tag der Zahngesundheit (TdZ) widmet sich der Bedeutung von Speichel
Die Grafik zeigt von links die digitale Rekonstruktion eines echten Zahns, den Zahn im Querschnitt und Wurzelkanäle mit Pulpa.
4. Aug 2025

Ein 3D-gedruckter Zahn, der alles kann

UK Würzburg setzt neue Maßstäbe in der zahnärztlichen Lehre – praxisnah, wissenschaftlich fundiert und zukunftsorientiert
Klinisches Bild zeigt die Anwendung eines Pulverstrahlgeräts zur Reinigung von Unterkieferzähnen mit einem blauen Zahnfleischschutz auf der rechten Bildhälfte.
4. Aug 2025

Zähne retten und erhalten

Quintessenz Zahnmedizin 7-8/2025 bietet Beiträge aus Zahnerhaltung, KFO – und ein „bewegtes Repetitorium“
Eine junge Frau sitzt zu Hause an ihrem Schreibtisch und tippt in ihr Laptop. An der Wand rechts neben ihr hängen Regale mit Unterlagen, auf dem Schreibtisch sind Unterlagen, ein Blumentopf mit verschiedenen Blumen und ein Metallgefäß mit Stiften. Neben ihren Händen liegt eine Brille. Sie trägt ein weißes T-Shirt und hat lange dunkle Haare, die sie nach hinten gebunden hat.
1. Aug 2025

„Vermehrt vertieften Content über wissenschaftliche Aspekte“

Änderungen bei Oral-B Professional: Instagram Account ab sofort exklusiv für Fachpersonal