Heutzutage kauft man nicht mehr einfach ein Produkt, sondern – vor allem im digitalen Bereich – übernimmt damit mindestens ein Konzept oder eine Philosophie. Dass sich einem durch ein Produkt eine ganze Welt eröffnen kann, wurde den Teilnehmern des Co-Evolution Summit der Health AG am 14. September 2018 in Hamburg schon mit der Eröffnung durch Geschäftsführer Jens Törper und CTO Jan Schellenberg bewusst. Törper: „Wir denken nicht in Produkten, sondern in Prozessen.“
Und so betritt man bei Hēa, der von einem neuen Ansatz ausgehenden digitalen Praxisverwaltung des Unternehmens, ausgestattet mit künstlicher Intelligenz und modular ergänzt, eine eigene Welt voller digitaler Möglichkeiten. Aufgeteilt in die vier Kernprozesse Empfangen, Planen, Behandeln und Abrechnen erfuhren die Besucher bei der "begehbaren Patientenjourney" die jeweiligen Features, die diese Softwarelösung zu bieten hatte. Sehr eindrucksvoll war die VR-Vorstellung, mit der ebenfalls die Möglichkeiten aufgezeigt wurden, die Hēa über die Abrechnungsoptimierung hinaus bietet.
Tools für die moderne Praxis
Zu den Bereichen: Der Empfang des Patienten wird digital durch ein smartes Terminbuch unterstützt, das automatisierte Terminbestätigungen und Recall beinhaltet, den Anamnesebogen jederzeit aufrufbar parat hält und ein App-Pendant für den Patienten bietet. In der Planung besticht die App „Hēa Aufklärung“ mit Video- und Bildmaterial, „Hēa Ratio“ liefert auf einen Klick eine Angebotsprüfung mit Leistungen und Vorschlägen für ergänzende Behandlungspositionen, und in der Hēa Praxissteuerung können Kostenpläne transparent, übersichtlich und digital verwaltet werden.
Während der Behandlung kann mit Hēa die Patientenkartei mobil verwaltet werden, aus Kennzahlen, Statistiken und Fragen können über individuelle Filter Aussagen zu Umsätzen, Patienten und Leistungen generiert werden. Der Online-Abrechnungsdienst schließlich sieht dank neuartiger Verschlüsselungstechnologie abrechnungsrelevante Daten ein, kann andere ausblenden und bietet künstliche Intelligenz für die Rechnungsprüfung, mit der Flüchtigkeitsfehler, nicht gebührenkonforme Leistungen oder Unvollständigkeiten der Vergangenheit angehören.
Morgens Lobo, nachmittags Klitschko
Neben den Präsentationen zum Produkt konnte sich auch das Vortragsprogramm „mit Weltklassereferenten“ (Törper) blicken lassen. Um 9 Uhr eröffnete als Keynote-Speaker ein Schwergewicht des Online-Journalismus. Sascha Lobo, bekannt von Spiegel online, stellte in seinem Vortrag die Macht der Datenströme und Plattformen vor.
In den Speed Talks beeindruckte Jaroslav Blaha mit seinem Vortrag zu Artificial Intelligence (AI) in E-Health. Er arbeitet und forscht mit seinem Hamburger Start-up-Unternehmen Cellmatiq am Aufbau künstlicher Neuronen nach dem Vorbild des menschlichen Gehirns und daran, diese zu vernetzen und dieses Netzwerk mithilfe von Deep Learning in mehreren 100.000 Zyklen zu trainieren. Beispielsweise werden FRS-Aufnahmen vom Schädel ausgewertet, indem „jede Aufnahme in alle möglichen Rechtecke zerlegt wird – das sind ein paar Millionen. Daraus werden alle möglichen Strukturen erkannt und diese wiederum so etwas Ähnliches wie gefaltet“ (im Sinne einer ,wenn-dann‘-Beziehung). Das Ziel: „Strukturen in Bildern finden, von denen wir wissen dass sie irgendwo sein müssen.“
„Der KI ist es egal, ob es ein Zahn ist oder ein Kieferknochen“
Blaha arbeitet ausschließlich mit extrem hochwertigem Bildmaterial, das von Ärzten in Praxen und Kliniken mehrfach überprüft wurde, und bietet Module für spezielle diagnostische Protokolle an, für zahnmedizinische Belange zum Beispiel cephalometrische Analysen für die Diagnoseunterstützung bei der KFO, Kariesdetektion und -klassifizierung. „Der KI ist es egal, ob es ein Zahn ist oder ein Kieferknochen“, so Blaha. Daher können unterschiedliche Gewebe auf pathologische Vorkommen untersucht werden.
Neben zahnmedizinischen Analysen bietet Blahas Unternehmen auch Module an zur Detektion von Glaukomen im Auge. Der Referent: „Wir können quer über die medizinische Diagnostik skalieren“.
Jung und gesund, so lange es geht
Laut Trendforscher Prof. Peter Wippermann wird der Körper in der Netzgesellschaft zum Eigenkapital: „Selfcoaching mit Gesundheits-Apps etc. hat im Grunde ein Ziel: Jung und gesund bleiben, so lange es geht.“ Die drei Trends „vernetzen, verbinden, sich öffnen“ stehen für die jetzige Zeit – so sei „Connecting“ auch Thema dieser Veranstaltung. Es eröffnen sich verschiedene Strategien, diesen Trends zu begegnen, so Wippermann. Der Optimist sage: „Es gibt unglaublich viele Chancen“, der Realist meine: „Es gibt viel zu tun“.
Zahnarzt Dr. Ismail Özkanli berichtete in seinem Vortrag von seinem Werdegang vom Zahnarzt zum Unternehmer, ausgehend von seinem Parodontose-Gel, das seit seinem Auftritt in der Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ deutschlandweit bekannt wurde.
Zum Abschluss des Programms kam ein echtes Schwergewicht auf die Bühne: Dr. Wladimir Klitschko, mehrfacher ehemaliger Box-Weltmeister im Schwergewicht nach Version der IBF, WBO, WBA und IBO, stellte sein F.A.C.E-Programm vor, mit dem die Stärkung der Willenskraft gelingen soll – wobei der Vortrag eher von der beeindruckenden Ausstrahlung seines Protagonisten lebte, als neue Erkenntnisse zu liefern.
Das Rahmenprogramm des Veranstaltungsorts Kampnagel war ebenfalls mehr als sehenswert – die Eröffnung des Ausstellungsgeländes mithilfe einer Hamburger Kapelle kam laut und lässig zugleich rüber, die Abendveranstaltung mit spätem Überraschungsgast Jan Delay war ein ebenso stimmiger Abschluss. KN