Die Private Krankenversicherung ist 2023 erneut stabil gewachsen. Die Gesamtzahl der Versicherungen stieg auf 38,7 Millionen, damit ist nahezu jeder Zweite in Deutschland privatversichert. Zuwächse gab es sowohl bei den Vollversicherten als auch bei den Zusatzversicherungen, und betriebliche Krankenversicherungen erleben einen Boom. Das zeigen die am 25. Januar 2024 vorgelegten Zahlen des PKV-Verbands.
Die Zahl der PKV-Vollversicherten stieg danach 2023 auf 8,71 Millionen (plus 0,03 Prozent/2022: minus 0,16 Prozent). Erstmals seit 2011 sei der Bestand damit auch netto gewachsen – nach Abzug der Sterbefälle und der Abgänge wegen gesetzlicher Versicherungspflicht.
„Menschen wollen sich privat versichern“
Dazu erklärt der Vorsitzende des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV), Thomas Brahm: „Dieses Wachstum belegt: Die Menschen wollen sich privat versichern. Sie suchen Sicherheit und vertrauen dem stabilen und zukunftsfesten System der PKV. Das ist auch ein starkes Signal an die Politik, diesen klaren Willen der Versicherten zu respektieren und ihnen mehr Wahlfreiheit zu geben. Der Zugang zur PKV darf nicht weiter erschwert, sondern muss erleichtert werden.“
2,5 Prozent Zuwachs bei Zusatzversicherungen
In der Zusatzversicherung wuchs die Zahl der Verträge um 2,5 Prozent auf 29,98 Millionen. Das ist ein etwas stärkerer Anstieg als in den vergangenen Jahren, aber auch dort lagen die Wachstumsraten über 2 Prozent. Immer mehr Versicherte setzten auf zusätzliche private Vorsorge, um den Leistungsumfang der Gesetzlichen Krankenversicherung aufzustocken, heißt es. Schon in den vergangenen Jahren waren Zusatzversicherungen, auch im Bereich Zahnmedizin, Wachstumstreiber.
Mehr Wechsler von GKV zu PKV als umgekehrt
Das sechste Jahr in Folge hätten mehr Menschen von der Gesetzlichen in die Private Krankenversicherung gewechselt als umgekehrt. Im Saldo ergab sich ein Plus von 48.000 Versicherten zu Gunsten der PKV (Saldo 2022: plus 30.100). 2023 entschieden sich 164.100 Personen für einen Wechsel in die PKV. In die GKV wechselten 116.100 Personen, „wobei diese Abgänge wegen der gesetzlichen Versicherungspflicht in der Regel nicht freiwillig erfolgen“, wie die PKV wie jedes Jahr betont.
PKV sieht funktionierenden Wettbewerb
„Dass jedes Jahr fast 300.000 Versicherte zwischen den beiden Systemen wechseln, belegt einen funktionierenden Wettbewerb“, betont Thomas Brahm. „Es motiviert GKV und PKV gleichermaßen, stetig besser zu werden, um die Versicherten zu überzeugen. Das stärkt die Qualität des deutschen Gesundheitswesens.“
Demografie-Vorsorge der PKV wächst nachhaltig
Die PKV habe die Demografie-Vorsorge für ihre Versicherten erneut deutlich ausbauen können, heißt es weiter: Die Alterungsrückstellungen stiegen 2023 auf 328,6 Milliarden Euro, ein Plus von 4,6 Prozent. Damit seien die Privatversicherer gut auf die medizinische Versorgung der Älteren vorbereitet. Fast jeden dritten Euro der Beitragseinnahmen werde für diese Nachhaltigkeits-Reserve angelegt. „So sorgt die PKV dafür vor, wenn im Alter der Bedarf an Gesundheitsleistungen steigt. Anders als in der GKV werden die steigenden Kosten nicht auf jüngere Generationen abgewälzt“, heißt es in der Veröffentlichung der aktuellen Zahlen.
Starker Ausbau der Pflegeleistungen, 36,4 Milliarden Euro an Versicherungsleistungen
Die Beitragseinnahmen in der Kranken- und Pflegeversicherung erhöhten sich 2023 um 2,3 Prozent auf 48,2 Milliarden Euro. 42,6 Milliarden Euro (plus 1,3 Prozent) entfallen auf die Krankenversicherung und 5,6 Milliarden Euro (plus 10,3 Prozent) auf die Private Pflegepflichtversicherung (PPV). Wesentliche Ursache sind die starken Leistungsausweitungen durch die jüngsten gesetzlichen Pflegereformen.
Die Versicherungsleistungen stiegen 2023 um 9,1 Prozent auf 36,4 Milliarden Euro. Auf die Krankenversicherung entfallen 33,6 Milliarden Euro (plus 8,7 Prozent), auf die Pflegeversicherung 2,8 Milliarden Euro (plus 14,5 Prozent).
Anhaltender Boom bei der betrieblichen Krankenversicherung
Seit einigen Jahren gibt es deutliche Zuwächse bei den betrieblichen Krankenversicherungen, die in Zeiten von Fachkräftemangel auch wichtige Mittel zum Finden und Binden von Personal haben, wie die PKV immer wieder betont. 2023 hat dieser Bereich aber ein besonders starkes Wachstum verzeichnet, so der Bericht: 36.900 Unternehmen in Deutschland bieten ihren Mitarbeitern eine komplett vom Arbeitgeber gezahlte betriebliche Krankenversicherung (bKV). Das entspricht einem Plus von 33,2 Prozent gegenüber dem Jahr 2022 (27.700 Betriebe). Die Zahl der Beschäftigten, die von einer bKV profitieren, stieg um 11,6 Prozent auf 1,97 Millionen (2022: 1,77 Millionen).
Der PKV-Vorstandsvorsitzende Brahm warb für dieses Versicherungsmodell: „Das Erfolgsmodell der betrieblichen Vorsorge bietet sich auch zur besseren Absicherung des Pflegerisikos an – als ergänzende Säule zur gesetzlichen Pflegeversicherung. Solche nachhaltigen Vorsorge-Lösungen werden in unserer alternden Gesellschaft immer wichtiger. Die Politik kann sie mit einfachen Mitteln fördern, etwa durch Steuerabzugsfähigkeit der Beiträge.“