0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1759 Views

Stimmung der Ärztinnen und Ärzte bleibt im Keller – Stimmungsbarometer: Auch 4. Quartal 2023 bringt keine Erholung

(c) Mtsaride/Shutterstock.com

Die wirtschaftliche Stimmung der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte liegt auch im 4. Quartal 2023 nur knapp über dem historischen Tief. Auch die Psychologischen Psychotherapeutinnen/-therapeuten rutschen weiter ins Minus. Allein die Zahnärztinnen und Zahnärzte schätzen ihre wirtschafltiche Lage im 4. Quartal etwas besser ein als zuletzt. Das zeigt das aktuelle Stimmungsbarometer der Stiftung Gesundheit.

Die wirtschaftliche Stimmung der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte bleibt desolat: Nach dem historischen Tiefstand im 3. Quartal konnte sich der Wert lediglich um 0,2 Punkte verbessern. Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage verschlechterte sich erneut (minus 2,7 Punkte zum vorherigen Quartal). Die Erwartung für die kommenden sechs Monate stieg dagegen um 2,5 Punkte.

Entwicklung der Stimmung in den ärztlichen Fachgruppen

In einer Fachgruppe ist jedoch eine positive Entwicklung zu verzeichnen: Die Stimmung der Zahnärztinnen/Zahnärzte, die im Vorquartal deutlich eingebrochen war, erholte sich im 4. Quartal um 9,0 Punkte. Dagegen verschlechterte sie sich bei den Psychologischen Psychotherapeutinnen/-therapeuten (minus 6,1 Punkte) und den Hausärztinnen/Hausärzten (minus 3,6 Punkte). Nahezu unverändert präsentiert sich die Stimmung der Fachärztinnen und -ärzte (plus 0,6 Punkte).
 

Quelle: Stiftung Gesundheit

Vorgaben von außen, Digitalisierung und Arbeitszeit

Auch im 4. Quartal 2023 sind die Hauptfaktoren für die schlechte Stimmung in der Ärzteschaft der negative Einfluss von Entscheidungen und Vorgaben von Politik und Selbstverwaltung (80,7 Prozent) sowie die Digitalisierung (75,5 Prozent). Auf dem dritten Rang liegt in diesem Quartal die eigene Arbeitszeit, die mehr als die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte als belastenden Faktor empfinden (53,8 Prozent).

Der Vergleich der Indexwerte der Stimmung bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit dem ifo-Geschäftsklimaindex zeigt auch im 4. Quartal 2023 eine ähnliche Entwicklung. Der Index der Ärztinnen und Ärzte liegt weiterhin deutlich niedriger als in den Branchen des ifo-Index.

 

 

Kritischer Kommentar des Forschungsleiters

Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit
Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit
Foto: Fotografie Barbara Hötzel
Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit, hält die Erklärung, dass allein „die Politik“ an der von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung diagnostizierten Krise der ambulanten Gesundheitsversorgung schuld ist, für zu einfach. „Die selbstverwaltete Zusammenarbeit zwischen den Krankenkassen, den Krankenhäusern und den Ärzten war lange Zeit in Deutschland sehr erfolgreich und hat weltweit zumindest im Bereich der Gesundheitsfinanzierung viele Nachahmer gefunden. Das System bröckelt jedoch. Das zeigen hohe Kosten, mittelmäßige Resultate und die steigende Unzufriedenheit auf Seiten der Patienten und vor allem der Ärzte.“

Nicht monokausal zu erklären

Über die Ursachen werde gestritten: „Mischt sich die Politik zu viel ein? Werden zu wenig politische Vorgaben gemacht? Streiten sich Bund und Länder unnötigerweise? Ist die Digitalisierung schuld? Geht die Digitalisierung zu langsam? Werden zu viele Leistungen in Anspruch genommen? Werden die vulnerabelsten Gruppen nicht ausreichend versorgt? Die Diagnose ist nicht einfach, ganz sicher aber ist die Ursache nicht monokausal“, so Obermann.

Hoch kompliziertes, undurchschaubares System

Er schreibt weiter: „Eins jedoch ist klar: Das deutsche Gesundheitssystem ist mittlerweile hoch kompliziert, selbst Fachleute blicken nicht mehr durch. Reformen verfehlen ihre Ziele, überfällige Initiativen werden in der Bund-Länder-Diskussion zerredet. Zudem ist die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutschland schwierig. Auch wenn das System der gesetzlichen Krankenversicherung als eine Art ‚makroökonomischer Stabilisierer‘ wirkt und die ärztliche Vergütung nicht direkt an die aktuelle wirtschaftliche Lage gekoppelt ist, so wirken sich gesamtökonomische Entwicklungen natürlich auch auf die ärztliche Praxistätigkeit aus.

Grundlegende systemische Betrachtung und ärztlicher Auftrag

Weiterhelfen könnte eine grundlegende Auseinandersetzung über Formen der ambulanten und stationären Versorgung. Es gibt hierzu sehr kluge Ansätze, die zum Beispiel mehr genossenschaftliche Elemente, eine stärkere Differenzierung nach gemeinschaftlich finanzierter Grundversorgung und privat finanzierter Zusatzversorgung, eine deutliche Stärkung von ‚Health Literacy‘ und Prävention oder auch eine konsequente lokale und integrierte Gesundheitsplanung und -versorgung vorschlagen. Eine solche systemische Betrachtung mit dem zutiefst ärztlichen Auftrag der Hilfe für Schwache und Kranke zu verbinden, ist auch in schwierigen Zeiten eine lohnende Aufgabe.“
 

Reference: Politik Studium & Praxisstart Praxis

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
Eine Frau mit Kittel und Kopfhaube sitzt mit einem medizinischen Katheter vor einer Prüfstation mit zwei Bildschirmen und führt eine Qualitätskontrolle durch.
1. Aug 2025

Kleine und mittelständische Unternehmen stärker in den Fokus nehmen

Haupttreiber für Innovationen auch bei Zulassungsprozessen entlasten – BVMed zum EU4Health-Programm
Schmuckbild Kalenderblatt August
1. Aug 2025

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – August 2025
Schmuckbild: Wegweiser Notaufnahme, darunter ein Stoppschild
29. Jul 2025

Viele gehen direkt in die Notaufnahme

Repräsentative Befragung im Auftrag der AOK – bessere Steuerung im Zuge der geplanten Notfallreform dringend erforderlich
Schmuckbild Kalender Juli 2025
28. Jul 2025

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – Juli 2025
„Was mich überrascht hat, ist tatsächlich die Entwicklung der Zahnlosigkeit“
24. Jul 2025

„Was mich überrascht hat, ist tatsächlich die Entwicklung der Zahnlosigkeit“

Prof. Dr. A. Rainer Jordan spricht in Folge #28 von Dental Minds über Überraschendes, Zukunftsweisendes und Hintergründe der DMS 6
Duales Gesundheitssystem, keine Einheitsversicherung
21. Jul 2025

Duales Gesundheitssystem, keine Einheitsversicherung

Bundeskanzler Merz kündigt Reformvorschläge für den Herbst an – FVDZ: „Eine gute zahnmedizinische Versorgung spart Kosten“
Gesundheitssysteme der EU für die Zukunft fit machen
21. Jul 2025

Gesundheitssysteme der EU für die Zukunft fit machen

Präventionserfolge nutzen – Europatag der Bundeszahnärztekammer in Brüssel
Die GKV als schwarze Kasse der Regierungen
14. Jul 2025

Die GKV als schwarze Kasse der Regierungen

Warum auch die neue Koalition bei der Steuerfinanzierung versicherungsfremder Leistungen mogeln wird – die Analyse von Dr. Uwe Axel Richter