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Dr. Anke Klas, Präsidentin des Verbands der Zahnärztinnen, über die Beweggründe und Ziele des neuen Verbands

Dr. Anke Klas, niedergelassene Zahnärztin aus Bonn, ist die erste Präsidentin des neuen Verbands der Zahnärztinnen (VdZÄ), der Ende Juni 2018 in Berlin von berufspolitisch interessierten und engagierten Zahnärztinnen gegründet wurde – viele davon aus dem Dentista e.V. Im Gespräch mit Quintessence News-Chefredakteurin Dr. Marion Marschall gab sie Auskunft über die Beweggründe zur Vereinsgründung, die aktuellen Themen und zur Frage, warum Frauen offensichtlich so schwer den Weg in die Berufspolitik finden.

Es gibt ja bereits den Dentista e.V., aus dem der Verband hervorgegangen ist. Wie soll die Zusammenarbeit aussehen?

Wir empfinden uns als Schwester-Verbände und sind ja nicht zuletzt über die Gründungsmitglieder des VdZÄ, zu denen alle zahnärztlichen Mitglieder des Dentista-Vorstands gehören, engstens verbunden. Dentista hat eine hervorragende Arbeit gemacht und viel bewegt, darauf bauen wir auf und werden uns nun den standespolitischen Aufgaben fokussiert zuwenden.

Welche Themen brennen Ihnen derzeit besonders auf den Nägeln?

Da wir sehr eng mit der sogenannten „Basis“ verbunden sind und die Sorgen und Probleme der Zahnärztinnen gut kennen, werden wir uns beispielsweise den Möglichkeiten einer modernen Form des Notdienstes widmen. Zudem arbeiten wir an Verbesserungen der Auswirkungen des Mutterschutzgesetzes für den zahnärztlichen Berufstand. Besonderen Wert legen wir darauf, zu speziellen Themen wie Alleinerziehende erst einmal fundierte Daten zu sammeln, um daraus die notwendigen Konsequenzen zu ziehen oder Forderungen zu stellen.

Der Verband der Zahnärztinnen versteht sich als Stimme der Kolleginnen bei der Weiterentwicklung des Berufsstands und wird sich natürlich auch solchen Themen widmen, die ebenfalls für unsere männlichen Kollegen Relevanz haben. Eines dieser Themen ist sicher die Frage, wie wir den Berufsnachwuchs erreichen, ihm ein Zugehörigkeitsgefühl zum Berufsstand vermitteln und zur Mitarbeit bewegen können. Dazu gehört dann auch für ein ausgewogenes Verhältnis der Geschlechter in der Standespolitik zu sorgen.

Sie haben selbst erfolgreich die AS-Akademie absolviert, unter den Kursteilnehmern sind regelmäßig viele Frauen – in der Standespolitik landen davon aber nur vergleichsweise wenige. Woran liegt es?

Bislang finden Frauen, die sich berufspolitisch engagieren möchten, zu wenig Unterstützung. Die Akademie leistet mit ihrem Studiengang hervorragende Arbeit zur Erlangung politischer und sozialer Kompetenzen für die Wahrnehmung von Selbstverwaltungsaufgaben. Es ist erfreulich, dass sich viele weibliche Kursteilnehmer – derzeit sind es 16 Frauen und acht Männer – im Studiengang befinden. Hier wird ersichtlich, dass eindeutig ein politisches Potenzial unter Frauen vorhanden ist und grundsätzlich Interesse besteht.

Natürlich ist es in einer männerdominierten Politik schwierig, Fuß zu fassen, und offensichtlich haben es die etablierten Verbände bis heute nicht geschafft, die weibliche Kompetenz zu integrieren. Jeder sollte selbstkritisch hinterfragen, wie wir den Zustand verbessern können, denn für eine leistungsstarke Zukunft der Selbstverwaltung benötigen wir eine ausgewogene Standespolitik. Als Verband der Zahnärztinnen werden wir die Zahnärztinnen tatkräftig auf ihrem Weg in die Politik unterstützen.

Der Verband ist jetzt von berufs- und standespolitisch vielfach schon lange engagierten Zahnärztinnen gegründet worden. Was wünschen Sie sich von den Zahnärztinnen in den Praxen – egal, ob angestellt oder selbstständig –, damit Frauen auch in der Berufs- und Standespolitik sichtbarer werden?

Die Chancen zu erkennen, was man auch mit wenig Zeit und – anfangs – wenig Erfahrung alles bewegen kann! Hier haben wir bereits als Aufgabe fest notiert, den Kolleginnen die vielen möglichen Schritte in die Standespolitik bis hin zu Verantwortung in leitenden Funktionen vorzustellen und ihnen Anregungen mit auf den Weg zu geben, sich einzubringen.

Kolleginnen, die das selbst nicht können oder möchten, möchten wir darum bitten zu prüfen, ob bei einer anstehenden Kammer- oder KZV-Wahl nicht eine der aufgestellten Kolleginnen das Kreuzchen auf dem Wahlzettel erhalten kann. Denn Frauen trauen anderen Frauen manchmal nicht so viel zu, da hat es ein mittelmäßig begabter Mann oft leichter als eine sehr begabte Frau. Wir möchten also das Bewusstsein schärfen und auch mehr Kolleginnen sichtbar machen, die als Vorbild dienen können.

Ohne unserer erst noch anstehenden Programm-Konferenz vorgreifen zu wollen, deutet sich doch an, dass viele aus unserem Vorstand die Forderung nach einer Übergangsquote durchaus unterstützen würden. Es ist aus unserer Sicht sehr wichtig, dass sich der Anteil der Frauen an den praktizierenden Zahnärzten von jetzt fast 50 Prozent auch auf der berufspolitischen Ebene widerspiegelt.


In Berlin gründete sich Ende Juni 2018 der neue „Verband der ZahnArztinnen/VdZÄ“ als Ausgründung aus dem Dentista e.V. mit dezidiert standespolitischem Auftrag. (Bild: VdZÄ)

Oft heißt es auch, Zahnärztinnen hätten wenig Zeit oder Interesse, sich politisch zu betätigen, kämen kaum zu Stammtischen oder Kreisstellentreffen. Sie seien sozusagen selbst schuld daran, dass sie in der Politik nicht vertreten seien.

Das stimmt so nicht. Als ich anfing, mich politisch zu interessieren und zu betätigen, habe ich auch die Stammtische der Kollegen hier aufgesucht. Allerdings waren die dort diskutierten Themen für meine Praxissituation oft nicht so relevant.

Als ich dann von Dentista und der Idee der regionalen Stammtische hörte, habe ich diesen Gedanken aufgegriffen und einfach Zahnärztinnen eingeladen. Und siehe da, schnell kamen 12, 14 Frauen zusammen – und sie treffen sich heute immer noch regelmäßig.

Es liegt offensichtlich auch an der Ansprache durch die Kollegen – oft gehen Männer weniger auf die Kolleginnen zu und laden sie zur Mitarbeit ein. Das berichten auch unsere standespolitisch aktiven Frauen.

Eines unserer Ziele ist es daher, möglichst rasch bundesweit organisiert zu sein und in jedem Bundesland kompetente Ansprechpartner für Zahnärztinnen zu haben. Und wir werden über mögliche andere Formen der Mitarbeit nachdenken müssen, die den Bedürfnissen und Möglichkeiten gerade der jungen Zahnärztinnen – und Zahnärzte – stärker entgegenkommen.

Und was wünschen Sie sich von ihren männlichen Kollegen in der Standespolitik und in den Zahnarztpraxen?

Unsere Grundziele sind Augenhöhe und Respekt sowie das gemeinsame verantwortungsvolle Gestalten der Zukunft der Zahnärzteschaft, die mehrheitlich von jungen Kolleginnen getragen werden wird. Unsere männlichen Kollegen sollten diese Veränderungen aktiv mitgestalten, denn um voranzukommen brauchen die Zahnärztinnen Schuhe, die ihnen passen, und nicht solche die ihnen von „Männern“ hingestellt werden.

Dr. Anke Klas (Foto: Regnery Hillesheim/Eifel)

Dr. Anke Klas ist niedergelassene Zahnärztin in Bonn, mit einer Zweigpraxis in Antweiler/Eifel. Sie studierte Zahnmedizin in Bonn und absolvierte neben der AS-Akademie für freiberufliche Selbstverwaltung und Praxismanagement (Managerin Health Care Systems/freiberufliche Selbstverwaltung) weitere Fortbildungen. So ist sie zertifizierte Endodontologin der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ), durchlief die CAD/CAM Intensivausbildung computergesteuerter Zahnersatz der Deutschen Gesellschaft für computergestützte Zahnheilkunde (DGCZ); die Intensivausbildung Kinder- und Jugendzahnheilkunde (APW) und ist zertifizierte Implantologin der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI). Am zweiten Praxisstandort in der Eifel ist sie auch Paten-Zahnärztin der AG Jugendzahnpflege Ahrweiler. Anke Klas ist verheiratet und hat vier Kinder.


Titelbild: Dr. Anke Klas, Präsidentin des Verbands der Zahnärztinnen (Foto: Regnery Hillesheim/Eifel)
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