Der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) hat auf der Eröffnung der Hauptversammlung (HV) Mitte Oktober in Lübeck ein klares Zeichen gesetzt und von Fremdinvestoren betriebenen zahnärztlichen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) die Rote Karte gezeigt.
Damit wurden auch die Politik und insbesondere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im laufenden Gesetzgebungsverfahren zum Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) zu Korrekturen aufgefordert. „Noch haben wir es selbst in der Hand, die Zukunft unserer Berufsausübung zum Wohl unserer Patienten selbst zu gestalten, nämlich entweder als Erfüllungsgehilfen einer desolaten Politik und als Handlanger von Gewinnmaximierern oder aber als freie selbstbestimmte Ärzte und Zahnärzte im Dienst unserer Patienten“, erklärte der Bundesvorsitzende des FVDZ, Harald Schrader.
Lösungen aus Selbstverwaltung heraus
Die HV wurde von Dr. Heiner Garg, Minister für Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein, eröffnet: „Die Veränderungen in der Arbeitswelt und die Anforderungen der nächsten Generation stellen das bewährte System der Freiberuflichkeit vor neue Herausforderungen.“ Das Kernthema der diesjährigen Hauptversammlung sei daher sehr gut gewählt, für die Sicherung der Versorgung in der Fläche sei es notwendig, dass aus der ärztlichen Selbstverwaltung heraus Lösungen für diese Herausforderungen diskutiert werden. „Die Forderung der Zahnärzte nach einer stärkeren Regulierung arztgruppengleicher MVZ teile ich. Wir können nicht zulassen, dass zu Lasten einer flächendeckenden Versorgung Finanzinvestoren im großen Stil aus Renditeerwägungen Arztsitze aufkaufen und die Bildung großer Ketten forcieren“, sagte Garg.
Gemeinsame Ziele mit KZBV und BZÄK
Im Festreferat sprach Prof. Jürgen Wasemzum Thema: „Der selbstständige freiberufliche Vertragszahnarzt aus ökonomischer Perspektive“. Er folgerte, dass der Gesetzgeber auf „gleichlange Spieße“ zwischen freiberuflichen Vertragszahnärzten und MVZ achten sollte.
An der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen neben Minister Garg, Prof. Dr. Wasem und dem Bundesvorsitzenden auch Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), sowie Dr. Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), teil.
Es bestand Konsens, dass der Berufsstand am Scheideweg steht, aber dass sich der FVDZ gemeinsam mit KZBV und BZÄK für eine wohnortnahe, hochqualitative und flächendeckende Versorgung der Patienten einsetzen will und die ethisch-moralischen Werte der Zahnheilkunde nicht dem Investorenmodell preisgeben wird.
Bei der dreitägigen Hauptversammlung widmen sich die Delegierten in ihren Debatten neben der Kampagne des Verbands gegen die Ausbreitung von Fremdinvestoren in der Zahnmedizin auch der Telematikinfrastruktur sowie dem Thema Freiberuflichkeit.