In einer aktuellen Machbarkeitsuntersuchung der Firma Lithoz (Wien, Austria) konnte gemeinsam mit dem Zahntechnischen Labor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der LMU München die Herstellung von vollkeramischen Kronen aus Lithium-Disilikat in eindrücklicher Weise demonstriert werden. Das dazu verwendete LCM-Verfahren der Firma Lithoz ist aufgrund der hohen Auflösung und detailgetreuen Wiedergabe der feinen Kronenstrukturen (Kauflächen-Fissuren, Kronenränder) in idealer Weise für die Herstellung dentaler Restaurationen geeignet. Die Transluzenz und das ästhetische Gesamtergebnis konnten als sehr gut beurteilt werden (Titelbild und Abb. 1).
Völlig neue Ansätze zur naturidentischen Herstellung von Zahnersatz
Additive Verfahren haben den wesentlichen Vorteil, dass die Eigenschaften der Bauteile während des Bauprozesses beeinflusst werden können. Dies betrifft sowohl die mechanischen als auch die ästhetischen Eigenschaften eines Bauteils. Bei subtraktiven Verfahren hingegen sind diese Charakteristika bereits mit der Herstellung des Fräsrohlings determiniert. Dies erlaubt dem 3-D-Druck enorme Freiheiten schon beim Design-Prozess.
Gradienten-Technologien können dabei individuell auf die Restaurationsgeometrien angepasst werden und bieten ungeahnte gestalterische Freiheiten im dreidimensionalen Raum, welche durch herkömmliche Technologien nicht möglich sind. Übertragen auf die additive Herstellung von keramischem Zahnersatz werden zukünftig völlig neue Ansätze zur naturidentischen Herstellung von Zahnersatz und Ersatzzähnen möglich sein. Zahnstrukturdatenbanken, deren Daten beispielsweise auf der dreidimensionalen Erfassung von Zähnen mittels NIRI-Technik beruhen können, bilden die Grundlage dieser Technologie. Als Weltneuheit wurde in einer Versuchsreihe mittels Lithoz LCM Multimaterial-3-D-Druck (Lithoz CeraFab Multi 2M30) der mehrschichtige Bau eines Zahns aus Lithium-Disilikat auf der Basis von Daten aus der Zahnstrukturdatenbank (nach Schweiger) erfolgreich durchgeführt. Die Ergebnisse zur additiven Herstellung von mehrschichtigen Zähnen aus Lithium-Disilikat sind sehr vielversprechend (Abb. 2 und 3).
Zur Einschätzung des Technologie-Potenzials erklärt Josef Schweiger, Laborleiter & Digitale Forschung der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der LMU München:
„Nachdem der sogenannte ,Proof of concept‘ gemacht ist, sind die nächsten Entwicklungsschritte möglich. Dabei geht es in erster Linie um die Optimierung der additiven Fertigungstechnologien und der dazugehörigen Softwarelösungen. Wichtig ist es, dass dies alles durch die Wissenschaft begleitet wird, insbesondere im Hinblick auf die materialspezifischen Parameter und entsprechende Zulassungsverfahren. Dass dies nicht von heute auf morgen umsetzbar ist, kann man sich vorstellen. Auch hier gilt der Grundsatz, den Bill Gates formulierte: ,Die meisten Menschen überschätzen, was sie in einem Jahr erreichen können und unterschätzen, was sie in 10 Jahren erreichen können‘. Gerade im Hinblick auf die additive Fertigung von geschichtetem Zahnersatz aus Lithiumdisilikat stellt sich die Frage, inwieweit diese Technik ,disruptiv‘ wirken wird und die manuelle Verblendtechnik ersetzen könnte.“