Prof. Dr. Jeremias Hey hat zum 1. Oktober 2022 die W3-Professur für Zahnärztliche Prothetik und Dentale Technologie angetreten. Mit der Berufung ist auch die Leitung der Universitätspoliklinik für Zahnärztliche Prothetik im Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde verbunden. Zuvor war Hey stellvertretender Direktor an der Charité in der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre.
Prothetik will mehr als Sprechen und Kauen ermöglichen
„Die Behandlung in der Zahnärztlichen Prothetik bedeutet für Patient:innen viel mehr, als wieder sprechen und kauen zu können“, berichtet Prof. Hey. „Alle Menschen wollen sich auch nach außen präsentieren. Deshalb umfasst die Zahnärztliche Prothetik im Wesentlichen auch ästhetische und physiognomische Wiederherstellungen.“ In vielen Fällen sei der persönliche Leidensdruck die Ursache für eine Behandlung. „Kommunikationsfähigkeit ist natürlich das A und O, aber die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe ist ebenfalls sehr wichtig“, betont Hey.
Chancen der neuen Approbationsordnung
Die neue Approbationsordnung in der Zahnmedizin sieht Prof. Hey als große Chance für seinen Ruf nach Halle: „Trotz der herausfordernden Umstellung ist dieser Zeitpunkt für Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer perfekt, um eigene Ideen einbringen und umsetzen zu können“, sagt Hey. Er wisse bereits, dass es dafür in Halle gute Grundlagen gebe und er in ein engagiertes Team gehe. In der neuen Approbationsordnung liege ein Fokus auf Digitalisierung – besonders in der Prothetik. „Zukünftig sind Übungsphasen für nicht-angeleitetes Lernen vorgesehen. Das gibt uns Spielraum, beispielsweise für das Training von spezieller Software zum computergestützten Design von Prothesen und Zahnersatz“, so Hey. Wenn dieses Know-how in die Praxis übertragen wird, profitiere besonders der ländliche Raum. Denn obwohl die Abmessungen direkt bei den Patientinnen und Patienten zu nehmen seien, könne das Werkstück anderenorts designt und gefräst werden.
Werkstoffe erforschen und optimieren
Eines der Forschungsprojekte von Hey zielt darauf ab, Behandlungen schonender zu gestalten. Für einen dauerhaften Zahnersatz aus Keramik oder Metall müsse gesunde Zahnsubstanz abgetragen werden. Um das zu vermeiden, sollen stattdessen hybride Werkstoffe verwendet werden: „Es läuft ähnlich ab wie beim Holzbau: Anstatt das Holz auszufräsen, um es zu verzapfen, will man gutes Material lieber bewahren. Wir nutzen dafür spezielle Komposite“, erklärt Hey. „Prothetik bedeutet auch, Werkstoffe zu erforschen und zu optimieren.“
Kooperationen
Ein gemeinsames Projekt mit dem Dorothea-Erxleben-Lernzentrum Halle (DELH) und der Charité sieht die Entwicklung moderner Simulationspuppen zum interaktiven Behandlungstraining vor: „Im Gegensatz zur klassischen statischen Puppe, die derzeit zum Einsatz kommt, wollen wir individuelle Fälle besser simulieren“, so Hey. Die neuen „Phantompuppen“ erhalten mittels 3-D-Druck ein in Segmente aufgeteiltes Gebiss und können über einen Chatbot mit den Studierenden kommunizieren. So ließen sich in der Lehre variable Szenarien trainieren.
„Die Geschichte der Zahnmedizin in Halle ist lang und erfolgreich. In Sachsen-Anhalt kann nur hier Zahnmedizin studiert werden. Durch die neue Zahnklinik am Medizin-Campus Steintor konnte sich dieser Bereich 2017 neu organisieren“, sagt Prof. Dr. Heike Kielstein, Dekanin der Medizinischen Fakultät. „Wir freuen uns, dass mit Prof. Hey ein altbekanntes Gesicht von der Charité in Berlin zurück nach Halle kommt, der die Forschung und Lehre in der Zahnärztlichen Prothetik mit seinem Engagement und innovativen Ideen weiter voranbringen wird.“