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Expertendialog zwischen Prof. Ulrich Schiffner und Prof. Katrin Bekes zum Einsatz von Fluorieren in der Kinderzahnheilkunde

(c) CP Gaba

Im Rahmen des CP GABA-Symposiums anlässlich des 15. Kongresses der European Academy of Paediatric Dentistry (EAPD) am 3. und 4. Juli 2020 diskutierten Prof. Dr. Ulrich Schiffner, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Prof. Dr. Katrin Bekes, Universitätsklinik Wien, kritisch die Verwendung von Fluoriden in der Kinderzahnheilkunde. Das Ergebnis ist eindeutig: Fluoride sind nach wie vor essenziell für die Kariesprävention und das schon bei den ganz kleinen Kindern. Dieses Ergebnis wird unter anderem durch eine sehr hohe Anzahl klinischer Studien belegt.

Ein Fluorose-Risiko durch fluoridhaltige Zahnpasta bezeichnen beide Experten als sehr gering und plädieren im Zweifel für die Fluoridgabe, um Karies zu verhindern. Im virtuellen Expertendialog waren sich Schiffner und Bekes einig, dass die Zahlen der rückläufigen Karies bei den 12-Jährigen in Deutschland und weltweit als großer Erfolg zu werten ist [1]. Auch beim Milchzahngebiss der Fünf- bis Siebenjährigen ist eine positive Entwicklung zu beobachten, diese ist allerdings deutlich langsamer als bei den 12-Jährigen [2].


Prof. Dr. Katrin Bekes

Bekes merkte an, dass es hier seit zwei Jahrzehnten keinen wirklich überzeugenden Trend mehr gibt. Schiffner wies in diesem Zusammenhang auf eine starke weltweite Karies-Polarisierung hin. In einigen Ländern der Welt ist die Karies im Milchzahngebiss zurück gegangen, wohingegen es in anderen Ländern sogar mehr Karies zu geben scheint.

Eindeutige Studienlage für Fluoride

Dabei ist sind präventiven Effekte von fluoridierten Zahnpasten in vielen Reviews und Studien belegt. Durch Zahnpasten, die Fluorid enthalten (wie zum Beispiel elmex Baby- oder elmex Kinder-Zahnpasta) wird eine Schicht aus Kalziumfluorid auf dem Schmelz gebildet, es kommt zur Remineralisierung, Fluorid wird inkorporiert in die Zahnhartsubstanz. Zudem entstehen durch Fluorid antibakterielle Effekte. Auch Fluorid-Lacke (wie zum Beispiel Duraphat Fluoridierungslack) können erfolgreich zur Kariesprävention eingesetzt werden. In einem Cochrane-Review 2013 wurden dazu 22 Studien mit ca. 12.000 Kindern zusammengefasst [3]. Das Review-Ergebnis zeigte, dass der kariespräventive Effekt nicht nur im bleibenden Gebiss, sondern auch zu 37 Prozent im Milchgebiss aufgetreten ist. In Folge des Reviews ermöglichten die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland ab 2019 die zweimal jährliche Abrechnung von Fluoridlack-Behandlungen durch Zahn- oder Kinderzahnärzte beziehungsweise Zahn- oder Kinderzahnärztinnen, auch bei Kindern, die jünger als drei Jahre alt sind. Schiffner und Bekes sehen darin eine gute Ausgangsbasis, die Kariesprävention noch effektiver bei sehr kleinen Kindern zu betreiben.

Keine toxischen Risiken


Prof. Dr. Ullrich Schiffner

Entsprechend dieser eindeutigen und umfassenden Studienlage sowie den Empfehlungen der Fachgesellschaften fragen sich die Experten, warum heute überhaupt über Fluorid diskutiert wird. Ein wesentlicher Grund für die anhaltenden Diskussionen über Fluoride sind die Meldungen über potenzielle Nebenwirkungen. Häufig wird über toxische Risiken diskutiert. Laut Schiffner sind die toxischen Risiken allerdings sehr gut bekannt und genau deshalb kann er klar sagen, dass es in der Praxis keine toxischen Risiken gibt. Ein Beispiel verdeutlicht das: Die toxische Grenze ist fünf Milligramm Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht. Ein Kind, das zwei Jahre alt ist und etwa zwölf Kilogramm wiegt, müsste eine gesamte Zahnpastatube schlucken, um Fluorid am unteren toxischen Limit aufzunehmen. Für eine wirkliche Vergiftung müsste das Kind sechs Zahnpastatuben zu sich nehmen, was eher unrealistisch ist. Auch für chronische toxische Effekte mit der Nebenwirkung Fluorose sieht Schiffner keine Evidenz.

Fluorid und der IQ

Eine weitere gefürchtete Nebenwirkung ist die potenzielle Beeinträchtigung des Intelligenzquotienten (IQ). Es wird diskutiert, ob ein erhöhter Fluoridgehalt den IQ negativ beeinflussen kann. Die Studien, die sich darauf beziehen, haben laut Schiffner allerdings mit dem Fluoridgehalt in Trinkwasser zu tun. Zudem wurden in manchen dieser Studien methodologische Zweifel und Fehler nachgewiesen. In Untersuchungen der American Academy of Pediatric Dentistry (AAPD) wurde zudem gezeigt, dass es keinen Zusammenhang zwischen der kognitiven Fähigkeit der Kinder und dem Fluoridgehalt gibt.

Zitierte Studien und Quellen:
[1] decayed missing filled tooth (DMFT)-Index 1990–2016
[2] dmft-Index beim Milchzahngebiss 1994/1995-2016
[3] Fluoride varnishes for preventing dental caries in children and adolescents, Cochrane Systematic Review – Intervention Version published: 11 July 201


Die Schlussfolgerung der Experten lautet, entsprechend der Conclusio einer Übersichtsarbeit: es gibt eine klare Evidenz, dass Fluoride sehr effizient in der Prävention von Karies eingesetzt werden können. Das bestätigen auch aktuelle Richtlinien und Empfehlungen unter anderem der EAPD, der International Association of Paediatric Dentistry (IAPD), der AAPD sowie der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Der gesamte Expertendialog ist bis zum 9. August 2020 in kompletter Länge hier abrufbar.

Titelbild: CP Gaba
Prävention und Prophylaxe Zahnmedizin

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