Für seine wissenschaftliche Präsentation zur Karieserfahrung bei deutschen Special-Olympics-Athleten und -Athletinnen im jungen Erwachsenenalter wurde Dr. Peter Schmidt, Oberarzt am Lehrstuhl für Behindertenorientierte Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke (UW/H), in der Kategorie „Public Health/Clinical Research“ mit dem iADH Research Award 2022 in Paris ausgezeichnet.
Die iADH (International Association of Disability and Oral Health) ist eine global agierende wissenschaftliche Organisation zur Förderung der Mundgesundheit von Menschen mit Behinderung und hat mehr als 8.000 Mitglieder. Dr. Peter Schmidt holt die Auszeichnung damit erstmals nach Deutschland.
Schutzeffekt hält bis ins junge Erwachsenenalter an
Da in Deutschland seit 1989 die gesetzlichen Krankenkassen das Legen von Fissurenversiegelungen bei allen Kindern und Jugendlichen bezahlen, gilt dieses Angebot auch bei jenen mit einer Behinderung. Bislang gibt es jedoch nur vereinzelte Untersuchungen zu Fissurenversiegelungen, die sich zudem vorrangig nur auf die Altersgruppe von Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung beziehen. Insgesamt zeigen diese Untersuchungen, dass Fissurenversiegelungen auch bei Kindern und Jugendlichen mit Behinderung dazu beitragen, Karies zu vermeiden. In einer Publikation aus dem Jahr 2021 konnte Dr. Peter Schmidt belegen, dass diese im Kindes- und Jugendalter durchgeführte präventive Maßnahme sogar bis ins junge Erwachsenenalter positive Auswirkungen auf die Zahngesundheit haben kann. Denn erstmals wurden entsprechende Daten von erwachsenen Menschen mit geistiger Behinderung aus Deutschland veröffentlicht [Caries Experience of Adults with Intellectual Disability in the Western Part of Germany. J. Clin. Med. 2021, 10(12), 2602; https://www.mdpi.com/2077-0383/10/12/2602/htm#B25-jcm-10-02602].
Anstoß für zahnmedizinische Versorgungsforschung
Der in Paris vorgestellte Forschungsbeitrag beschreibt diesen Zusammenhang nun für eine weitere Personengruppe von Menschen mit Behinderung im jungen Erwachsenenalter – junge erwachsenen Athleten und Athletinnen, die im Jahr 2018 an den Sommer-Spielen von Special Olympics Deutschland teilnahmen. Es bestätigt somit die Erkenntnis, dass die Fissurenversiegelung bei Menschen mit Behinderungen eine kariespräventive Langzeitwirkung haben kann. Die Forschungsgruppe sieht in dieser Beobachtung einen neuen interessanten Anstoß in der zahnmedizinischen Versorgungsforschung. Künftig könnten weitere Untersuchungen derartige Fragestellungen in Bezug auf eine Langzeitwirkung von Fissurenversiegelungen auch bei anderen Personengruppen im jungen Erwachsenenalter aus der Mehrheitsbevölkerung thematisieren.
Seit 1970 veranstaltet die iADH alle zwei Jahre einen Kongress, der Mitgliedern aus der ganzen Welt die Möglichkeit bietet, an einem Ort zusammenzukommen und ihre neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse und ihre klinischen Erfahrungen auszutauschen. Bei diesen Kongressen verleiht das wissenschaftliche Komitee der iADH in verschiedenen Kategorien wissenschaftliche Preise für herausragende Tagungsbeiträge.
Das Team gewinnt
Der iADH Research Award wurde Dr. Peter Schmidt, der Mitautorin Dr. Imke Kaschke (Special Olympics Deutschland) sowie den Mitautoren Florens Czenskowski (Promovend am Lehrstuhl für Behindertenorientierte Zahnmedizin der UW/H) und Prof. Dr. Andreas Schulte (Inhaber des Lehrstuhls und Leiter der Abteilung für Behindertenorientierte Zahnmedizin an der UW/H) für den Beitrag mit dem Titel „Association between fissure sealing and caries experience in German Special Olympics athletes in young adulthood“ verliehen.
Die Präsentation in Paris wurde möglich, weil Dr. Peter Schmidt eine Reisekostenunterstützung von der „Fördergemeinschaft Zahnmedizin der Universität Witten/Herdecke“ erhalten hat. Schmidt arbeitet seit 2016 als Post-Doc am Lehrstuhl für Behindertenorientierte Zahnmedizin und ist seit 2018 Oberarzt in der Abteilung für Behindertenorientierte Zahnmedizin der Universitäts-Zahnklinik an der Universität Witten/Herdecke (UW/H).