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16. Wintersymposium der DGOI in Zürs am Arlberg mit hohem Impact für die implantologische Praxis

Mehr als 20 namhafte Experten waren zum 16. Wintersymposium der DGOI gekommen (von links): Prof. Dr. Daniel Grubeanu, Präsident der DGOI, mit Dr. Detlef Hildebrand, Berlin, Prof. Dr. Fred Bergmann, DGOI-Vorstandsmitglied, Dr. Jochen Mellinghoff, Ulm, Dr. Dr. Nico Laube, erweiterter DGOI-Vorstand, Dr. Babak Saidi, Neuss, Dr. Sven Görrissen MSc, DGOI-Vorstandsmitglied und Dr. Kay Pehrrsonn, Schatzmeister der DGOI.

(c) DGOI

Die Deutsche Gesellschaft für Orale Implantologie (DGOI) hatte vom 11. bis 15. März 2023 zum sechzehnten Mal zu ihrem beliebten Wintersymposium ImpAct Zürs Austria an den Arlberg (Österreich) eingeladen. „Was funktioniert wirklich?“ lautete traditionell die übergeordnete Fragestellung. Denn bei dieser viertägigen Veranstaltung steht immer ein umfassendes Update der aktuellen Studienergebnisse und wissenschaftlichen Literatur rund um ein Gipfelthema im Fokus. In diesem Jahr hieß es „Basis und Peripherie – das Implantat als integraler Bestandteil des stomatognathen Systems“. Mehr als 20 namhafte Experten aus der Hochschule und der Praxis beleuchteten das weit gefasste Themenspektrum aus unterschiedlichen Perspektiven.

„Wir haben einen intensiven, auch spannenden Wissenstransfer erlebt und hatten in den vier Tagen genügend Zeit, um alle Fragen zu diskutieren und zu beantworten“, so Prof. Dr. Daniel Grubeanu, Präsident der DGOI. So fasste er zusammen: „Wir können uns in vielen Bereichen bereits auf seit Jahren bekannte und evidenzbasierte Daten beziehen, die nun aber zunehmend patienten-individuell modifiziert werden. Mit dem diskutierten Wissen können unserer Kollegen in der Praxis ihre implantologischen Behandlungslösungen neuen Erkenntnissen anpassen.“

Entscheidungsbäume und Take-Home-Messages

Die Experten hatten ihre Vorträge klar strukturiert. Praxisorient wurden sogenannten Entscheidungsbäume aufgezeigt und immer gab es eine klare Take-Home-Message für die direkte Umsetzung in der implantologischen Praxis. Deutlich wurde: Behandlungslösungen sind patientenindividuell zu wählen. Während die Biologisierung noch vor einigen Jahren kritisch diskutiert worden ist, hat sie sich mittlerweile bei chirurgischen Eingriffen in der zahnärztlichen Chirurgie durchgesetzt. Hoch interessant war auch der Ausblick auf die Innovationen in der nahen und ferneren Zukunft, zum Beispiel: Mehr KI werde es bei digitalen Technologien im Bereich Diagnostik geben. Und: Unter neuen biologischen Materialien könnten Biopolymere als Gewebekleber zum Einsatz kommen.

Zu den diskutierten Themen gehörten unter anderen: Knochen- und Weichgeweberegeneration, Keramik- oder Titanimplantate, Periimplantitis, Sofortimplantation, -versorgung und -belastung, digitale Implantologie, Biologisierung und Strahlenschutz in der Implantologie. Mit Lean Management, Personalführung und Teamkommunikation wurden die Teilnehmenden auch für Kernbereiche des Praxismanagements sensibilisiert.

Knochendefekte regenerieren
Knochenersatzmaterialien (KEM) funktionieren, jedoch sind patientenindividuelle Parameter wie Defektkonfiguration und Biotyp bei der Wahl des geeigneten Knochenersatzmaterials (KEM) beziehungsweise der Kombination von KEM mit autologem Knochen zu berücksichtigen, ebenso der gesamte Mensch mit seinen Allgemeinerkrankungen und Gewohnheiten wie Rauchen. Für große Defekte lautete eine Empfehlung: Erst das Weichgewebe aufbereiten, dann den Knochen aufbauen.

Periimplantitis
Vorgestellt wurden die Studienerkenntnisse für Galvosurge – ein Reinigungssystem für Implantate, mit dem sich im Patientenmund der Biofilm von Implantaten entfernen lässt. Anschließend folgt eine regenerative Therapie. Das Verfahren scheint vielversprechend, da je nach Fall die Indikation für eine Explantation aufgrund Periimplantitis umgangen werden könne.

Keramikimplantate als Lösung für Patienten mit Titanunverträglichkeit
Eine Allergie auf reines Titan konnte bisher nicht nachgewiesenen werden, dennoch sind Titanimplantate nicht für alle Patienten verträglich. Die Alternative Keramikimplantate zeigen eine vergleichbare Osseointegrationsrate wie Titanimplantate und in Bezug auf das Weichgewebe sogar klare Vorteile gegenüber den Titanimplantaten. Dennoch wurde das Titanimplantat als Goldstandard bezeichnet, da es noch zu wenig Daten aus Langzeitstudien für Keramikimplantate gebe.

Digitale Implantologie
Digitalisierung bedeutet mehr Präzision, Vorhersagbarkeit und bessere ästhetische sowie klinische Ergebnisse. Daher lautete die Take-Home-Message, zeitnah in das digitale Arbeiten einzusteigen. Da sich die digitalen Technologien rasant weiterentwickeln, besteht ansonsten die Gefahr, den digitalen Anschluss komplett zu verpassen. Zudem verändern sich mit der zunehmenden Digitalisierung auch die Therapiemöglichkeiten und Behandlungsprotokolle. Betont wurde: Digitale Technologien sind zwar zusätzliche, unterstützende Add-on Werkzeuge, jedoch bleiben die Behandler weiter in der Verantwortung.

Sofort implantieren und versorgen
Die Vorteile der Sofortimplantation liegen im Erhalt der Hard- und Weichgewebe mit der Option, eine bessere Ästhetik erzielen zu können. Die Referenten sensibilisierten für eine individualisierte Entscheidung unter Berücksichtigung von biologischen Aspekten. Vorgestellt wurden praxisnahe Entscheidungsprotokolle.

Wo die Reise hingehen könnte
Erwartet werden Innovationen in den Bereichen Biologie und digitaler Workflow mit künstliche Intelligenz. Interessant war der konkrete Ausblick auf resorbierbare Materialien für patientenspezifische Titanmeshes, mit denen zukünftig der Zweiteingriff für das Entfernen des Materials vermieden werden könnte.
Zum Thema Biologisierung wurden unterschiedliche Eigenblutderivate wie PRF, PRGF und PRP vorgestellt. Sinnvoll ist eine Biologisierung zum Beispiel von Knochenblöcken, Membranen und KEM-Granulat (Sticky Bone).

Fazit
Die implantologisch tätigen Kollegen erlebten ein spannendes und vor allem wissensintensives Programm mit Vortragsblöcken am Vormittag und unterschiedlichen Workshops, die in Kooperation mit Industriepartnern der DGOI und teilweise mit Hands-on-Trainings an den Nachmittagen stattfanden. Kein Wunder, dass sowohl der Vortragsraum wie auch die Workshops durchgehend sehr gut besucht waren. Die Teilnehmenden waren einmal mehr begeistert von der offenen Diskussionskultur mit den Kollegen und auch mit den Experten, die kollegial auf Augenhöhe stattfand.

Das 17. Wintersymposium ImpAct Zürs Austria der DGOI findet vom 9. bis 13. März 2024 wieder im Robinson Alpenrose in Zürs am Arlberg statt.

Quelle: DGOI Implantologie Interdisziplinär Fortbildung aktuell

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