Traditionell trifft sich die ITI-Sektion Deutschland zu Jahresbeginn – diesmal Mitte Februar – zum 27. Fellow Meeting auf der Burg Schwarzenstein in Geisenheim-Johannisberg. Neben der traditionellen Aufnahme neuer Fellow-Anwärter stand der Rückblick auf die Aktivitäten von 2024 im Mittelpunkt. Besonders „Late Summer in the Citi“ in München setzte mit seinem innovativen Format neue Akzente und bot eine inspirierende Plattform für fachlichen Austausch.
Ergänzt wurde das Fortbildungsprogramm durch den „ITI Open Mic Contest“, die ITI Study Clubs sowie die in Deutschland exklusiven ITI-Curricula „Implantologie“, „Orale Regeneration“ und „Digital“. Zudem feierte der „ITI Online Praxisbooster“ mit drei erfolgreichen Veranstaltungen seine Premiere und vermittelte praxisnahes Wissen zu Finanzen, Praxispositionierung und Social Media.
ITI-Summit Anfang Juli in Travemünde als Highlight
Ein besonderes Highlight erwartet die ITI-Community 2025 mit dem ITI Summit in Travemünde am 4. und 5. Juli. Zwei Tage voller Fachwissen, Innovationen und Networking bieten eine einzigartige Gelegenheit, sich mit führenden Experten auszutauschen und neue Impulse für die Praxis zu gewinnen. Wer am Puls der Implantologie bleiben will, sollte dieses Event nicht verpassen! Mit einer starken Gemeinschaft und innovativen Fortbildungsformaten bleibt die ITI-Sektion Deutschland auch 2025 auf Erfolgskurs.
Neue strategische Ausrichtung des ITI bis 2028
Zum Auftakt des Fellow-Meetings präsentierten Dr. Kati Benthaus (Chief Science & Education Officer ITI global) und Dr. Alexander Ochsner (CEO ITI global) die neue strategische Ausrichtung des ITI. Als weltweit führendes Netzwerk für evidenzbasierte Implantologie mit mehr als 25.000 Mitgliedern in 37 Ländern und mehr als 500 Study Clubs setzt die Organisation weiterhin auf Wachstum, Innovation und Qualität. Die Strategie bis 2028 fokussiert sich auf drei zentrale Bereiche: digitale Transformation, die verstärkte Einbindung allgemein tätiger Zahnärzte und die geografische Expansion nach China und Südostasien. Effizientere, dezentrale Strukturen sollen Entscheidungsprozesse beschleunigen.
Globale Konsensuskonferenz im Juni in Boston
Ein bedeutender Meilenstein ist die globale Konsensuskonferenz zur Implantattherapie, die erstmals gemeinsam mit der European Association for Osseointegration (EAO) und der Osteology Foundation im Juni 2025 in Boston, USA durchgeführt wird, um evidenzbasierte Leitlinien zu entwickeln. Zudem bleibt die Nachwuchsförderung ein zentrales Anliegen: Das „ITI Future Leaders Program“ unterstützt junge Zahnärzte, während das erweiterte Scholarship-Programm nun jährlich 46 Stipendien vergibt.
Antrittsvorlesungen der neuen ITI-Fellows
Nach der strategischen Einführung begann das Hauptprogramm mit den Antrittsvorlesungen der diesjährigen Fellow-Aspiranten.
Foto: ITI-Sektion Deutschland
Digitale Fertigungsmethoden für herausnehmbaren Zahnersatz
Den Auftakt machte Dr. Pauline Gutman, Oberärztin der Uniklinik für Prothetik in Frankfurt (Main). Sie präsentierte die digitalen Fertigungsmethoden für herausnehmbaren Zahnersatz. Der Fokus lag auf CAD/CAM-gefertigten und 3D-gedruckten Prothesen sowie deren Einfluss auf Effizienz, Präzision und Patientenzufriedenheit. Die digitale Transformation kann beispielsweise den Behandlungsworkflow und die Anzahl der Sitzungen reduzieren. Während CAD-CAM-gefertigte Prothesen durch verbesserte Oberflächenqualität und Passgenauigkeit überzeugen, punkten 3D-gedruckte Varianten mit schnellerer Produktion und Materialeffizienz. Dennoch bestehen Herausforderungen, insbesondere bei der digitalen Funktionsabformung im unbezahnten Unterkiefer. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Technologie verspricht einen noch effizienteren und komfortableren Zahnersatz.
Integration digitaler Technologien in die Zahnmedizin
Im Anschluss beleuchtete Dr. Andreas Koch, Inhaber einer Praxis in Witzenhausen, die Integration digitaler Technologien in die moderne Zahnmedizin mit besonderem Fokus auf Implantologie, Aligner-Therapie und digitale Fertigungsmethoden. Er demonstrierte, wie CAD/CAM-Technologien und 3D-Scans die Diagnostik und Behandlungsplanung optimieren. Anhand von Fallbeispielen erläuterte er die Vorteile digitaler Verfahren für Oberkiefer-Komplettversorgungen, die mindestens vier Implantate erfordern. Zudem stellte er die Aligner-Therapie als moderne Alternative zur klassischen Kieferorthopädie vor, die sich besonders bei leichten bis moderaten Zahnfehlstellungen bewährt hat. Trotz aller digitalen Fortschritte erziele eine Kombination aus digitalen und analogen Methoden oft die besten Behandlungsergebnisse, betonte er.
Optimierung der Implantat-Prothetik durch digitale Technologien
PD Dr. Stefano Pieralli, Oberarzt an der Charité Berlin, widmete sich der Optimierung der Implantatprothetik durch digitale Technologien. Er stellte neue Entwicklungen in der digitalen Implantatplanung, bei Intraoralscannern und in der CAD/CAM-Technologien für Implantatkronen vor. Die computergestützte Chirurgie ermöglicht mittels 3D-Scans und gedruckter Schablonen eine präzise Implantatpositionierung. Besonders innovativ ist die Möglichkeit, Implantatpositionen künftig ohne Scanbodies zu erfassen, da neue Intraoralscanner direkt die interne Implantatgeometrie erkennen können. Universitäten in Berlin, Freiburg und Gießen erforschen derzeit die Präzision dieser Methode. Zudem belegten Studien zu Keramikmaterialien für Implantatkronen, dass digitale Verfahren den Behandlungsprozess effizienter und präziser gestalten und sich zunehmend als Standard etablieren.
Patientenspezifische subperiostale Implantate
PD Dr. Björn Rahlf, Oralchirurg an der Uniklinik Hannover und in eigener Praxis in Rendsburg tätig, eröffnete die Nachmittagssession und stellte die Entwicklung patientenspezifischer subperiostaler Implantate vor. Diese Implantate, die mit Osteosyntheseschrauben am Schädel- oder Kieferknochen befestigt werden, sind besonders für Patienten mit extremer Knochenatrophie geeignet, wenn konventionelle Implantate nicht mehr möglich und aufwendige Augmentationen nicht gewünscht sind. Die digitale Planung basiert auf 3D-Scans und ermöglicht eine sofortige provisorische prothetische Versorgung, gefolgt von der definitiven Versorgung nach acht bis zwölf Wochen. FEM-Analysen im Rahmen der Planung sichern die optimale Belastungsverteilung der Gerüste. Diese maßgeschneiderte Implantatlösung bietet alternative Versorgungsmöglichkeiten für Patienten mit kompromittierten Knochenverhältnis-sen.
Keramikimplantate als Alternative zu Titan
PD Dr. Frank Spitznagel, leitender Oberarzt an der Universität Düsseldorf, beleuchtete die Entwicklung und Anwendung von Keramikimplantaten als Alternative zu Titan. Sein Vortrag konzentrierte sich auf deren biologische Vorteile, prothetische Möglichkeiten und Langzeitüberlebensraten. Keramikimplantate können insbesondere im Weichgewebebereich Vorteile zeigen und bieten eine biokompatible Behandlungsoption. Insbesondere zweiteilige Keramikimplantate mit Bone-Level-Design haben sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt und nähern sich in ihrer Funktionalität Titanimplantaten an. Marktanalysen belegen zudem eine steigende Nachfrage nach verschraubten, zweiteiligen Keramikimplantaten, während der Preis weiterhin eine Hürde für die breite Akzeptanz darstellt. Spitznagel betonte, dass Keramikimplantate Titan nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen, insbesondere für Patienten, die eine nicht metallische Alternative wünschen.
Innovationen in der Implantologie – Update des Industriepartners
Foto: ITI-Sektion Deutschland
Was ist gute Zahnmedizin 2025?
Der zweite Tag des Fellow-Treffens war traditionell den sektionsinternen Belangen gewidmet und wurde durch einen „besonderen Vortrag“ bereichert. Prof. Dr. Florian Beuer, Direktor der Uniklinik für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre an der Charité Berlin, widmete sich den aktuellen Herausforderungen in der Zahnmedizin. Im Zentrum seines Vortrags standen die Digitalisierung, minimalinvasive Behandlungsmethoden sowie strukturelle Veränderungen im Berufsfeld. Besonders eindringlich schilderte er den Einfluss des demografischen Wandels, der in ländlichen Gebieten zu einem spürbaren Zahnärztemangel führt.
Gleichzeitig kritisierte er die Reduktion theoretischer und praktischer Prüfungsinhalte in der zahnmedizinischen Ausbildung.
Ein weiterer Fokus lag auf der minimalinvasiven Zahnmedizin, die als essenzieller Bestandteil moderner konservierender und prothetischer Konzepte betrachtet wird. Zudem betonte Beuer die Bedeutung chirurgischer Behandlungsansätze wie beispielsweise der Sofortimplantation zur Optimierung des Gewebeerhalts.
Patientenzentrierte Zahnmedizin
Besonders spannend war seine Einschätzung zur Rolle digitaler Technologien wie 3D-Druck und KI-gestützter Diagnostik. Während diese Innovationen enorme Chancen bieten, bringen sie auch Herausforderungen mit sich – insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Datenschutz und die wachsende Abhängigkeit von Technologie. Florian Beuer sprach sich für eine patientenzentrierte Zahnmedizin aus, bei der digitale Planungstools die physische Behandlungsplanung ergänzen, aber keinesfalls ersetzen sollten.
Foto: ITI Sektion Deutschland
Deutsche ITI-Sektion entwickelt sich erfolgreich weiter
Zum Abschluss des Fellow Meetings in Geisenheim gab Dr. Anne Bauersachs, Chairwoman der deutschen ITI-Sektion, einen Überblick über die Entwicklungen der ITI-Sektion Deutschland und die Pläne für 2025. Die ITI-Curricula „Implantologie“, „Orale Regeneration“ und „Digital“ bleiben Aushängeschilder der Sektion und setzen weiterhin höchste Standards in der Fortbildung. Ergänzend bietet der ITI Online Praxisbooster praxisnahes Wissen zu finanziellen Kennzahlen, Praxispositionierung und Social Media.
ITI Study Clubs mit neuen Bestwerten
Die ITI Study Clubs verzeichneten 2024 mit 153 Meetings und 2.024 Teilnehmern einen neuen Höchststand. 88 Prozent der Mitglieder sind inzwischen einem Study Club zugeordnet, für 2025 sind 164 Meetings geplant, um den Austausch weiter zu fördern. Zudem bestätigt eine „Renewal-Rate“ von 95 Prozent die hohe Bindung der Mitglieder und macht die deutsche Sektion zur weltweit führen-den ITI-Community.
Der internationale Auftakt 2025 ist die Annual Global Conference in Paris am 23. und 24. Mai, die den wissenschaftlichen Austausch auf höchstem Niveau bietet. Doch das absolute Highlight folgt am 4. und 5. Juli mit dem ITI Summit in Travemünde. Zwei Tage voller Fachwissen, Innovationen und Networking direkt an der Ostsee bieten eine einmalige Gelegenheit, sich mit führenden Experten auszutauschen und neue Impulse für die Praxis zu gewinnen.
PD Dr. Stefan Röhling, Communications Officer ITI-Sektion Deutschland, München