Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Implantologie ist 30 Jahre alt geworden. Kaum zu glauben, aber wahr. Allen nicht gereviewten, kostenfreien Billigprintmedien zum Trotz, und obwohl die Implantologie bisher nur einen symbolischen Impact Factor bekommen hat, hat sich die Zeitschrift ihren Platz bei einer interessierten Leserschaft über drei Jahrzehnte hinweg bewahrt und wird immer noch gedruckt und nicht nur „online only“ verlegt. Dafür sei dem familien- und stets familiär geführten Quintessenz Verlag, dem engagierten und freundschaftlich verbundenen Redaktionsteam und den unzähligen, unermüdlichen, kritikoffenen und stets der Wissenschaft verpflichteten Autorinnen und Autoren von Herzen gedankt! Klinisch und wissenschaftlich hochwertiges und dabei gleichzeitig handwerklich hervorragend gemachtes Druck- und Bildmaterial hat man/frau als Zahnärztin oder Zahnarzt wohl immer noch gern in der und zur Hand.
Apropos „online only“, Impact Factor und gereviewt … erinnern Sie sich noch dunkel an den deutschen Sprachpurismus des 17. und 18. Jahrhunderts in Ihrem Deutschunterricht der Mittelstufe? Zur Reinerhaltung der deutschen Sprache unternahmen gebildete Persönlichkeiten wie der Schriftsteller Philipp von Zesen, der Philosoph Christian Wolff und der Verleger Joachim Heinrich Campe Anstrengungen, die aus ihrer Sicht überhandnehmenden Begrifflichkeiten aus dem Französischen und Lateinischen einzudeutschen. Und dies wahrlich nicht immer vergebens oder ganz ohne Nachhaltigkeit, denn recht erfolgreich wurden seinerzeit aus der Bibliothek die Bücherei, aus einer Adresse eine Anschrift, aus dem Fundament die Grundlage, aus der Korrespondenz ein Briefwechsel, aus dem Parterre das Erdgeschoss, aus der Universität eine Hochschule, aus der Komödie das Lustspiel und aus dem flüchtigen Moment ein unvergesslicher Augenblick.
Ein Schattendasein hingegen führen bis heute die Dörrleiche (statt Mumie), der Entgliederer (statt Anatom; vielleicht wäre Aufschneider hier erfolgreicher gewesen?), der Zerknalltreibling (statt Motor) und der Meuchelpuffer (statt Pistole). Ob Gesichtserker (als Ersatz für Nase) je ernst gemeint war, bleibt im philologisch Nebulösen.
Dass sich nun in unseren Zeiten das substantivierte Partizip Präsens Aktiv des Deutschen gegenüber dem eingedeutschten Substantiv des Partizips Präsens Aktiv des Lateinischen oder generell gegenüber (lateinischen) Substantiven durchzusetzen scheint, hängt jedoch weniger mit einer Wiederbelebung des deutschen Sprachpurismus, sondern vielmehr mit dem Gendern zusammen: Aus Lesbarkeits- und Praktikabilitätsgründen werden aus Studentinnen und Studenten jetzt allenthalben Studierende, Hospitantinnen und Hospitanten werden zu Hospitierenden, und aus Leserinnen und Lesern können schlichtweg Lesende werden. Vielleicht auch bald aus Schülerinnen und Schülern Lernende und aus Patientinnen und Patienten (still oder laut) Leidende? Wir werden sehen und sind gespannt.
Der Verlag hat sich hinsichtlich dieser Fragestellung nun entschieden, in der Implantologie zukünftig sanft zu gendern. Was das genau ist, googeln Sie am besten im Zwischennetz. Aber es solle der besseren Lesbarkeit dienen.
Nun wünsche ich Ihnen, liebe Mitlesende (ehemals Kolleginnen und Kollegen), viel Spaß beim Stöbern in unserer schwerpunktfreien Ausgabe über interessante Themen aus Chirurgie, Prothetik, Werkstoffkunde und Zahntechnik in der Implantologie.
Happy Birthday, „Einpflanzungskunde!“
PD Dr. Dietmar Weng, Starnberg
In keiner anderen Disziplin der Zahnmedizin schreitet die Entwicklung so schnell voran wie in der Implantologie. Ziel der Zeitschrift ist es, dem Fortbildungsangebot im Bereich der Implantologie durch die Veröffentlichung praxisbezogener und wissenschaftlich untermauerter Beiträge neue und interessante Impulse zu geben und die Zusammenarbeit von Klinikern, Praktikern und Zahntechnikern zu fördern. Mehr Infos zur Zeitschrift, zum Abo und zum Bestellen eines kostenlosen Probehefts finden Sie im Quintessenz-Shop.
Bogna Stawarczyk gibt in der aktuellen Implantologie 1/23 einen fundierten Überblick über klinisch relevante Aspekte keramischer Werkstoffe bei implantatgetragenen Restaurationen und beschreibt zudem den Workflow zur implantologischen Versorgung mit vollkeramischen Suprakonstruktionen anhand eines Patientenfalls. Die Beiträge von Ingo Baresel und Matthias Müller drehen sich um die Digitalisierung in der Implantologie und was man für die eigene Praxis für die einzelnen Arbeitsschritte (Abformung, prothetische Planung) mitnehmen kann. Im Beitrag Parvini et al. wird mit impaktierten Eckzähnen im Oberkiefer eine Indikation zur Zahntransplantation als Alternative zur Implantation benannt; eine retrospektive klinische Studie untersucht festsitzende versus herausnehmbare implantatgetragene Restaurationen in zahnlosen Kiefern über einen Nachbeobachtungszeitraum von bis zu 10 Jahren. Wir wünschen ein erkenntnisreiches Lesevergnügen!