Revolutioniert eine bahnbrechende Phase-3-Studie die Behandlung von lokal fortgeschrittenem Kopf-Hals-Krebs? Auf der bevorstehenden Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. Ende Mai 2025 wird besonderes Augenmerk auf die neuesten Entwicklungen in der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren gelegt.
Änderung von Therapiestandards
Im Rahmen der medikamentösen Tumortherapie von Kopf-Hals-Malignomen gibt es insbesondere in der palliativen Therapie neue Zulassungen, die zur Änderung von Therapiestandards führen. Gleichzeitig bestehen für einige Therapien molekulare Biomarker, die neben klinischen Faktoren zur Therapieauswahl in Betracht gezogen werden können.
Diese Entwicklungen werden in einer Referatsitzung von Prof. Simon Laban, Oberarzt der Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Ulm, zusammengefasst und mögliche Strategien zur Lösung der Spannung zwischen Standardisierung und Personalisierung aufgezeigt.
Immunsystem im Kampf gegen Tumorzellen unterstützen
Präsentiert wurde die randomisierte Phase-3-Studie KEYNOTE-689 (NCT03765918) erstmals auf dem Kongress der American Association for Cancer Research (AACR) am 27. April 2025, nun werden die Ergebnisse der auf einem Deutschen Kongress beschrieben und eingeordnet. Die Studie KEYNOTE-689 untersucht den neoadjuvanten und adjuvanten Einsatz der Anti-PD-1-Therapie Pembrolizumab, also vor und nach einer Tumoroperation, in Kombination mit einer adjuvanten Standardtherapie (SOC) bei Patienten mit resektablem, lokal fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom im Kopf-Hals-Bereich (Stadium III oder IVA). Die Anti-PD-1-Therapie unterstützt die Fähigkeit des körpereigenen Immunsystems, Tumorzellen zu erkennen und zu bekämpfen. Die Ergebnisse der ersten Zwischenanalyse zeigen eine signifikante Verbesserung des ereignisfreien Überlebens (EFS) im Vergleich zur alleinigen Operation mit adjuvanter Standardtherapie (Strahlentherapie mit oder ohne Cisplatin).
Univ.-Prof. Jens Peter Klußmann hebt hervor, die Daten der KEYNOTE-689-Studie könnten einen Paradigmenwechsel in der Behandlung dieser Patientengruppe einleiten und sich als neuer Standard etablieren. In der Vergangenheit wurden Patienten mit LA-HNSCC entweder zunächst operiert und anschließend adjuvant behandelt oder einer Chemotherapie unterzogen. Die Ergebnisse waren jedoch nicht optimal und die Patienten litten unter den Nebenwirkungen.
Erste positive Studie seit Jahrzehnten
Dr. Ravindra Uppaluri, Co-Studienleiter und Direktor für Kopf- und Halschirurgie am Brigham and Women's Hospital und Dana-Farber Cancer Institute, Boston/USA betonte, dies sei die erste positive Studie seit mehr als zwei Jahrzehnten für Patienten mit resektablem, lokal fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom im Kopf- und Halsbereich. KEYNOTE-689 habe das Potenzial, bestimmten Patienten mit LA-HNSCC eine Option zu bieten, mit der sie das Risiko eines Rezidivs und eines Fortschreitens der Erkrankung zu einem früheren Zeitpunkt ihrer Behandlung senken können.