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Kieler Forschungsteam erhält Bundesförderung zur Entwicklung eines neuartigen Ultraschallgeräts

Mit zunehmendem Alter nimmt die Knochendichte ab, der Knochen wird porös, das Risiko für einen Knochenbruch steigt. Links ein Querschnitt durch ein osteoporotisches Schienbein (30 Prozent Porosität), rechts im Vergleich dazu ein gesunder Knochen (5 Prozent Porosität).

(c) Sektion Biomedizinische Bildgebung/UKSH

Osteoporose zählt zu den häufigsten und teuersten Volkskrankheiten weltweit und erhöht das Risiko, einen Knochenbruch zu erleiden. Doch oft wird Osteoporose erst spät oder gar nicht erkannt und bleibt unbehandelt. Auch in der Zahnmedizin gibt es Berührungspunkte mit dieser Erkrankung: In der medikamentösen Osteoporosetherapie eingesetzte Bisphosphonate können dazu führen, das nach kieferchirurgischen Eingriffen Nekrosen entstehen und die Heilung beeinträchtigen. Darüber hinaus ist die Knochendichte des Kiefers eine wichtige Größe für oralchirurgische oder implantologische Therapien.

Ein Forschungsteam aus der Elektrotechnik und der Medizin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) will gemeinsam mit dem Kieler Software-Unternehmen Sonoware GmbH ein Ultraschallgerät entwickeln, mit dem sich die Knochendichte und -struktur genauer und schonender bestimmen lassen als mit den bisher genutzten Röntgenverfahren. Das neue Diagnosegerät könnte so vielseitiger eingesetzt werden und dazu beitragen, Osteoporose-Erkrankungen schneller und umfassender zu identifizieren, so das Ziel des Forschungsteams. Das Ende 2021 gestartete Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) gefördert.

Schallwellen können wichtige Hinweise auf Osteoporose geben

Bislang wird Osteoporose in der Regel durch eine Röntgenuntersuchung festgestellt, die sogenannte Knochendensitometrie. Hierbei wird allerdings nur die Knochendichte gemessen. Zusätzliche Informationen über die Struktur und Materialeigenschaften von Knochen, wie ihre Porosität oder Elastizität, könnten aber weitere wichtige Hinweise auf eine Osteoporose-Erkrankung geben. Diese Angaben soll das Ultraschallgerät liefern, das das Kieler Forschungsteam jetzt zur Marktreife bringen will. Grundlage ist das Ultraschallmessverfahren AMBIT (Acoustical Multipath Bone Investigator), das im Team von Dr. Reinhard Barkmann und Prof. Claus-Christian Glüer im Rahmen der Doktorarbeit von Melanie Gräsel entwickelt wurde.

Knochendichte und -elastizität erfassbar

„Zwischen der Schallgeschwindigkeit einerseits und der Knochendichte und -elastizität andererseits besteht ein direkter physikalischer Zusammenhang. Damit konnten wir erstmals mehrere Einflussfaktoren auf die Knochenfestigkeit bestimmen, mit denen sich Osteoporose-Erkrankungen umfassender als bisher diagnostizieren lassen“, sagt Glüer, Professor für Medizinische Physik an der Medizinischen Fakultät der CAU und Leiter der Sektion Biomedizinische Bildgebung der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, sowie des Molecular Imaging North Competence Center (MOIN CC).

Kompaktes Gerät für den Einsatz in medizinischen Praxen

Im nächsten Schritt soll aus diesem zum Patent angemeldeten Verfahren jetzt ein voll funktionsfähiger Prototyp für den medizinischen Einsatz werden. Um Schallwellen in optimierter Weise zu erzeugen und automatisiert zu vermessen, entwickelt Andreas Bahr, Professor für Sensor System Electronics am Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik der CAU, den verwendeten Sensorkopf in Kooperation mit Glüers Team weiter. Für die Praxistauglichkeit ihrer neuen Diagnosetechnik zieht das Forschungsteam auch praktizierende Ärztinnen und Ärzte in die Entwicklung mit ein. „Das Ultraschallgerät soll die Daten nutzerfreundlich in Echtzeit ausgeben und deutlich weniger Platz benötigen als die bisher genutzten, großen Röntgenanlagen. Damit eignet es sich auch für den Einsatz in allgemeinmedizinischen, internistischen oder gynäkologischen Praxen“, sagt Bahr.

Das Kieler Ultraschallgerät (hier in einem ersten Modell) wird sehr viel kleiner sein als die bisher genutzten Röntgengeräte. Gemessen werden soll am Schienbein – der Knochen liegt hier fast direkt unter der Haut und eignet sich so sehr gut für Ultraschallmessungen. Bild: Reinhard Barkmann
Das Kieler Ultraschallgerät (hier in einem ersten Modell) wird sehr viel kleiner sein als die bisher genutzten Röntgengeräte. Gemessen werden soll am Schienbein – der Knochen liegt hier fast direkt unter der Haut und eignet sich so sehr gut für Ultraschallmessungen. Bild: Reinhard Barkmann
Da das zugrunde liegende Messverfahren ohne Röntgenstrahlung auskommt, kann das Ultraschallgerät auch bei Risikopatientinnen und -patienten, Schwangeren oder Frauen in den Wechseljahren angewendet werden. Untersuchungen und Therapiekontrollen wären außerdem häufiger möglich. „Wir gehen davon aus, dass sich Osteoporose so frühzeitiger diagnostizieren lässt und die Behandlung von Betroffenen mit einer engmaschigeren Begleitung verbessert werden kann“, sagt Glüer, der seit langem zur Osteoporose-Diagnostik und verschiedenen bildgebenden Verfahren forscht, insbesondere auch im von Dr. Reinhard Barkmann geleiteten Bereich der medizinischen Ultraschalltechnik.

ZIM-Projekt: Interdisziplinäre Kooperation zwischen Universität und Unternehmen

Als dritter Partner in dem Kooperationsprojekt bringt die sonoware GmbH Erfahrung in der Verarbeitung von hörbaren Schallwellen in Echtzeit ein. Das junge Kieler Unternehmen entwickelt Software für digitale Sprach- und Audiosignalverarbeitung und ist ursprünglich als Ausgründung aus der CAU gestartet. Für das geplante Diagnosegerät wird das Team von sonoware eine Ultraschallwellenanalyse für die medizinische Anwendung entwickeln. Damit lassen sich aus der vermessenen Schallausbreitung die Materialeigenschaften des Knochens ableiten. Für die Auswertung der Messdaten kombinieren sie unter anderem klassische Methoden der Audiosignalverarbeitung mit Ansätzen der Künstlichen Intelligenz.

Quelle: Universität Kiel Chirurgie Zahnmedizin Implantologie

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