0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1682 Aufrufe

Transkortikalgefäße verbinden Knochenmark direkt mit der Knochenhaut

Ein bisher übersehenes Netzwerk aus feinsten Blutgefäßen, das das Knochenmark direkt mit der Zirkulation der Knochenhaut verbindet, hat eine Wissenschaftlergruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Gunzer und Dr. Anja Hasenberg vom Institut für Experimentelle Immunologie und Bildgebung der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) identifiziert, so eine Meldung auf idw online.

An der Studie waren auch Wissenschaftler des Universitätsklinikums Essen sowie von Forschungseinrichtungen in Erlangen, Jena, Berlin, Dresden und Bern beteiligt. Ihre Ergebnisse wurden jetzt im renommierten Fachmagazin „Nature Metabolism“ publiziert.

Knochen sind zwar sehr harte Organe, sie haben aber auch ein dichtes Netzwerk von Blutgefäßen in ihrem Inneren, wo sich das Knochenmark befindet, sowie auf der mit Knochenhaut bedeckten Außenseite. Deshalb bluten beispielsweise Knochenbrüche erheblich. Allerdings können durch dieses Gefäßsystem auch neu gebildete Blutzellen das Knochenmark verlassen und in den Körper auswandern.

„Wie jedes Organ benötigt ein Knochen für diese Funktionen einen geschlossenen Blutkreislauf. Während frisches Blut über Arterien in das Organ hineintransportiert wird, fließt über die Venen das verbrauchte Blut wieder heraus. Wie dieser geschlossene Blutkreislauf von Röhrenknochen genau aussieht, war allerdings bisher noch nicht ganz klar“, so Dr. Anika Grüneboom vom Universitätsklinikum Erlangen, die ihre Promotion in der Arbeitsgruppe von Prof. Gunzer angefertigt hat.

Teils mehr als tausend Blutgefäße

In Knochen von Mäusen fand die Wissenschaftlergruppe nun teils über tausend bisher unbekannte Blutgefäße, die auf der gesamten Länge quer durch den kompakten Knochen, die sogenannte Kortikalis, verlaufen. Deshalb bezeichneten die Forscher sie als „Transkortikalgefäße“. Weiter konnten sie zeigen, dass durch dieses neu entdeckte Gefäßsystem die überwiegende Menge sowohl des arteriellen als auch des venösen Blutes fließt. Gunzer: „Die bisherigen Konzepte beschrieben lediglich einige wenige arterielle Zuflüsse und zwei venöse Abflüsse bei Knochen. Das ist vollkommen unvollständig und spiegelt die natürliche Situation überhaupt nicht wider. Es ist schon erstaunlich, dass man im 21. Jahrhundert noch neue anatomische Strukturen finden kann, die in keinem Lehrbuch beschrieben werden.“

Möglich wurde dies durch eine einmalige Mischung aus modernsten Imagingverfahren, die über die Jahre aufgebaut und perfektioniert wurden. „Viele davon wurden von uns zum ersten Mal eingesetzt, um den Blutfluss in Knochen zu untersuchen“, so Gunzer, „etwa die sogenannte Lichtblattmikroskopie oder die ultrahochaufgelöste 7 Tesla Magnetresonanztomographie.“

Mit persönlichem Körpereinsatz

Mit diesen Techniken wurde gezeigt, dass Transkortikalgefäße auch in einigen Bereichen der deutlich dickeren Knochen beim Menschen vorkommen. Die Studie erforderte von den Teilnehmern vollen – auch körperlichen – Einsatz. So legte sich Gunzer für die 7 Tesla-Untersuchungen im Erwin L. Hahn-Institut an der UDE insgesamt ca. sechs Stunden selbst ins Gerät, bis die hochaufgelösten Bilder endlich „im Kasten“ waren. Als Nächstes soll untersucht werden, welche Rolle Transkortikalgefäße für die normale Knochenphysiologie und bei Krankheiten wie Osteoporose oder Tumoren spielen, die in den Knochen metastasieren.

Das Titelbild zeigt die neu entdeckte Struktur: Feinste Blutgefäße verbinden das Knochenmark direkt mit der Knochenhaut. Bild: UDE/Matthias Gunzer, Annika Grüneboom
Quelle: Unversität Duisburg Essen Chirurgie

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
7. Apr. 2025

Schmelzdefekte und „Early adult caries“: Moderne Herausforderungen der Zahnerhaltung

Quintessenz Zahnmedizin 04/2025 mit Beiträgen zu KFO, Oralchirurgie, Zahnerhaltung und Kinderzahnmedizin
1. Apr. 2025

Drei Wege führen zum Skelett

Aktuelle Studie der Universität Basel analysiert Genregulation der Knorpel- und Knochenentwicklung
27. März 2025

Vom Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Diagnostik bis zur Robotik im OP-Saal

Zahlreiche Neuheiten in der MKG-Chirurgie sind auf der IDS in Köln zu sehen
20. März 2025

Schienen und Schablonen für Zahnmedizin, Implantatologie und Schlafmedizin

Sicat Software punktet mit hoher Benutzerfreundlichkeit und intuitiver Bedienung
17. März 2025

Roboter-assistierte, interdisziplinäre OP hilft Patienten mit gestautem Lymphwasser

Experten der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e.V. (DGMKG) berichten über innovatives Verfahren
12. März 2025

Von Geisterzelltumoren und kryopräservierten Zähnen

Die Märzausgabe zur IDS 2025 hat keinen Schwerpunkt, dafür viele interessante Fälle
7. März 2025

Zahntransplantation als Alternative zur Implantation

Ein Patientenfall mit Autotransplantation impaktierter Eckzähne im Oberkiefer
6. März 2025

Lasst Fakten sprechen: Facts of Ceramic Implants Part III

3. Europäischer Kongress für Keramikimplantologie nimmt Wissenschaft und Praxis im Fokus