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PraxisBarometer der KBV zeigt Potenzial und Probleme auf – keine eigenen Anwendungen wie bei den Zahnärzten

Vor allem Psychotherapeuten nutzen Videosprechstunden.

(c) fotodesignart/Shutterstock.com

Die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten stehen der Digitalisierung nach wie vor offen gegenüber. Sowohl die elektronische Dokumentation als auch die elektronische Kommunikation innerhalb der Praxen nimmt weiter zu. Das geht aus dem aktuellen PraxisBarometer Digitalisierung hervor, dessen Ergebnisse die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) am 2. Februar 2023 veröffentlicht hat.

„Die Online-Befragung hat gezeigt, dass die Digitalisierung in der ambulanten Versorgung voranschreitet und sich viele Praxen noch mehr Möglichkeiten insbesondere der elektronischen Kommunikation wünschen“, sagte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel. So hätte jeder Zweite angegeben, „mehrheitlich bis nahezu komplett“ digital zu dokumentieren sowie zu kommunizieren. Vor drei Jahren sei dies noch ein Drittel gewesen.

Für das fünfte PraxisBarometer Digitalisierung hat das IGES Institut im Auftrag der KBV im Herbst rund 2.500 Ärzte und Psychotherapeuten online befragt. Im Fokus standen die Kommunikationswege mit Patienten sowie mit anderen Ärzten und Einrichtungen im Gesundheitswesen.

Wunsch nach sicherer Kommunikation ist groß

Bei der Befragung kristallisierte sich heraus, dass der Wunsch der Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten, über sichere digitale Wege mit anderen Praxen und Einrichtungen zu kommunizieren, groß ist. So hat der Anteil der Praxen, die Befunddaten und Arztbriefe digital empfangen oder versenden, gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Beim eArztbrief stieg der Anteil von weniger als 20 Prozent im Jahr 2021 auf rund 35 Prozent im Jahr 2022.
Der digitale Austausch von Informationen mit Krankenhäusern ist dagegen immer noch die Ausnahme. Eine große Erleichterung erhoffen sich viele Arztpraxen hier vor allem vom elektronischen Entlassbrief und vom digitalen Austausch über Behandlungsverläufe sowie Therapieempfehlungen.

eArztbrief mit größtem potenziellem Nutzen

Den größten Nutzen in der digitalen Kommunikation versprechen sich die meisten Praxen vom eArztbrief. Rund 70 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte setzten ihn auf Platz 1, gefolgt von der digitalen Übermittlung von Befund- und Labordaten.

Allerdings wurden technische Hürden beim Empfang und Versand von eArztbriefen beklagt. So seien die Adressen anderer Praxen im Verzeichnisdienst der Telematikinfrastruktur (TI) teilweise nur schwer zu finden. Der zeitliche Aufwand für den eArztbrief wird insgesamt als noch zu hoch eingeschätzt.
Eigene TI-Anwendungen, wie sie bei den Zahnärzten mit dem Elektronischen Beantragungs- und Genehmigungsverfahren EBZ entwickelt und jetzt eingeführt worden sind, gibt es bei den Ärzten derzeit noch nicht.

Patientendokumentation fast komplett digital

Insgesamt ist der Befragung zufolge in mehr als 80 Prozent der Arztpraxen die Patientendokumentation nahezu komplett oder mehrheitlich digitalisiert – im Vorjahr lag dieser Wert bei 69 Prozent. Besonders hoch ist dieser Wert in Praxen mit hohem Patientenaufkommen.

Videosprechstunden bieten vor allem Psychotherapeuten an

Die Befragung zeigt ferner, dass sich das Angebot von Videosprechstunden nach dem Boom während der Corona-Pandemie verstetigt hat: Der Anteil der Praxen, welche diese Möglichkeit anbieten, ist gegenüber dem Vorjahr fast gleich geblieben (37 Prozent). Darunter sind überdurchschnittlich viele Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten: Drei Viertel von ihnen behandeln ihre Patienten auch per Video. Ein besonders hoher Nutzen wird im Rahmen von Einzelgesprächen gesehen.

Den schnelleren Weg der Kontaktaufnahme via Videotelefonie erachten Ärztinnen und Ärzte als gute Möglichkeit für die Besprechung von Untersuchungsergebnissen oder für ein Anamnesegespräch. Für das Arzt-Patienten-Gespräch mit Diagnostik, Untersuchungen und Therapien wird jedoch weiterhin der persönliche Kontakt als am besten geeignet betrachtet.

Fehlende Nutzerfreundlichkeit und Fehleranfälligkeit kritisiert

Als Hemmnisse der Digitalisierung sehen die Befragten, ähnlich wie in den Vorjahren, die fehlende Nutzerfreundlichkeit, die Fehleranfälligkeit der TI und ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis. Mehr als zwei Drittel der Befragten berichteten von wöchentlichen und zum Teil täglichen Problemen im Zusammenhang mit der TI und einer spürbaren Auswirkung der Fehlerhäufigkeiten auf den Praxisbetrieb.

Organisiertes Fehlermanagement von Gematik und Industrie gefordert

„Die Befragung zeigt, dass die Praxen in diversen Anwendungen Verbesserungschancen sehen, welche bisher noch nicht ausgeschöpft sind“, schlussfolgerte Kriedel. Anwendungen müssten deshalb stets in Zusammenarbeit mit den Anwendern entwickelt und vor der Einführung ausreichend getestet werden.

In einem Video-Interview sprach sich Kriedel dafür aus, auftretende Probleme und Fehler offen zu kommunizieren. Er appellierte an die Gematik und an die Industrie, ein organisiertes Fehlermanagement zu etablieren, um Probleme schneller lösen zu können. Es gehe nicht darum, etwas zu blockieren. Kriedel: „Ganz im Gegenteil. Wir wollen, dass das, was dann ausgerollt wird, vernünftig läuft. Im Interesse der Praxen natürlich, aber auch der Patienten.“

Diese Forderung wird regelmäßig auch von den Kassenzahnärztlichen Vereinigungen und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung erhoben.

Quelle: KBV Telematikinfrastruktur Politik Nachrichten

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