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Existenzgründungsfinanzierung, Vermögensanlage, lebenslange Begleitung – ApoBank will mit befriedigendem Geschäftsergebnis für das Jahr 2021 7 Prozent Dividende anbieten

Der Haupteingang zum Sitz der ApoBank in Düsseldorf

(c) ApoBank

Dr. Marion Marschall

Existenzgründungsfinanzierung, Vermögensanlage, lebenslange Begleitung von Heilberuflern, Betreuung für Unternehmen im Gesundheitsmarkt und Institutionen der Heilberufe – der Fokus der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (ApoBank) liegt wieder klar auf dem Kerngeschäft. Das machten der neue Vorstandsvorsitzende Matthias Schellenberg, seit 30 Tagen im Amt, und Finanzvorstand Holger Wessling anlässlich der Bilanzpressekonferenz des Bankhauses am 7. April 2022 deutlich.

Insgesamt ist man mit dem Geschäftsjahr 2021 zufrieden, das mit einem stabilen Jahresüberschuss abgeschlossen wurde. Dieser betrug 65,4 Millionen Euro gegenüber 65,3 Millionen Euro im Jahr 2020. Nach Reservenbildung lag das Betriebsergebnis vor Steuern mit 124,3 Millionen Euro deutlich über seinem Vorjahreswert (2020: 111,2 Millionen Euro).

Finanzierungen für Existenzgründungen und Unternehmen im Gesundheitsmarkt stiegen weiter an. Auf Nachfrage hieß es, dass die Bank 2019 bei den zahnärztlichen Existenzgründungen einen Anteil von 44,8 Prozent hat. Mehr als 50 Prozent der Existenzgründungen der Heilberufler würden von der Düsseldorfer Bank betreut. Insgesamt ging der Kreditbestand leicht zurück, insbesondere aufgrund eines selektiveren privaten Baufinanzierungsgeschäfts – man prüfe Anfragen für die Finanzierung privater Immobilien mit Blick auf die möglichen Marktentwicklungen stärker als andere Finanzhäuser.

Im Anlage- und Vermögensberatungsgeschäft mit Privatkunden und institutionellen Anlegern hat die Bank ihre Marktposition gestärkt und verzeichnete eine positive Entwicklung der Erträge. Erfreulich war auch das Geschäft mit institutionellen Anlegern.

Die Vermögensverwaltung legte beim mandatierten Volumen auf 4,9 Milliarden Euro zu (2020: 4,4 Milliarden Euro). In einem günstigen Marktumfeld erreichte das Depotvolumen 11,9 Milliarden Euro (2020: 10,4 Milliarden Euro). Das Verwahrstellenvolumen stieg auf 25,2 Milliarden Euro (2020: 22,5 Milliarden Euro).

Die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2021 im Einzelnen sind auf der Internetseite der Bank dargestellt – die Geschäftszahlen im Überblick hier, die Finanzberichte hier.


Verwahrentgelte für höhere Einlagen über 100.000 Euro

Als eine der letzten Banken spreche man nun seit Ende 2021 auch mit Kundinnen und Kunden mit höheren Einlagen von mehr als 100.000 Euro über Verwahrentgelte, die nun erhoben werden müssten. Dabei werde zu möglichen Alternativen und Anlagen beraten. Zur Frage, ob und wann die diese Verwahrentgelte wieder aufgehoben würden, hieß es, das hänge wesentlich von den Entscheidungen der EZB ab. Schaffe diese den Negativzins ab, werde die Bank kein Verwahrentgelt mehr erheben.

Matthias Schelllenberg, Vorstandsvorsitzender der Apobank
Matthias Schelllenberg, Vorstandsvorsitzender der Apobank
Foto: ApoBank
Matthias Schellenberg sagte zum Ergebnis: „Trotz der internen und externen Herausforderungen des Jahres hat sich die apoBank gut geschlagen, auch dank ihrer Positionierung im Gesundheitsmarkt und der engen Vernetzung mit den Organisationen der Heilberufe. Ich freue mich daher, dass wir mit diesem Ergebnis unsere Mitglieder angemessen an der Entwicklung der Bank beteiligen können.“

Dividendenausschüttung soll Mitglieder am Erfolg 2020 und 2021 beteiligen

Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) im vergangenen Herbst ihre Forderung an die direkt beaufsichtigten Banken zurückgezogen hat, Dividendenausschüttungen auszusetzen beziehungsweise deutlich zu begrenzen, schlagen Aufsichtsrat und Vorstand der ApoBank nunmehr der Vertreterversammlung, die am 29. April 2022 stattfinden soll, eine Dividende von 7 Prozent vor. Damit würden die Mitglieder der Bank am Geschäftserfolg 2021 und auch nachträglich am Geschäftserfolg des Jahres 2020 beteiligt, da der volle Gewinnvortrag aus 2020 ausgeschüttet werden solle.

Vor dem Hintergrund der aktuellen weltweiten Situation äußerten sich Schellenberg und Wessling vorsichtig und zurückhaltend zur generellen Prognose für 2022. Die anspruchsvollen Rahmenbedingungen im Bankenmarkt bleiben auch 2022 bestehen, insbesondere wird der harte Wettbewerb im Kreditgeschäft und beim Vermögens- und Vorsorgegeschäft nicht nachlassen. Aufgrund ihres fokussierten Geschäftsmodells erwarte die Bank aber eine insgesamt positive Ergebnisentwicklung für 2022. Der Jahresüberschuss soll wieder steigen und wiederum eine angemessene Dividende für die Eigentümerinnen und Eigentümer der Bank ermöglichen. Jedoch erschwerten die Unwägbarkeiten angesichts des Ukraine-Krieges und dessen Auswirkungen auf die Finanz- und Kapitalmärkte die Prognosegenauigkeit.

Vertrauen der Kunden zurückgewinnen

Holger Wessling, Finanzvorstand der ApoBank
Holger Wessling, Finanzvorstand der ApoBank
Foto: ApoBank
Schellenberg und Wessling legten in ihren Ausführungen einen weiteren Fokus darauf, das Vertrauen der Kundinnen und Kunden nach den massiven und länger anhaltenden Problemen mit der IT-Umstellung im Frühjahr 2020 zu pflegen beziehungsweise zurückzugewinnen. Zur Zahl der Kunden, die der Bank unter anderem wegen dieser Probleme den Rücken gekehrt haben, gab es unter Verweis auf die derzeit laufende notwendige Neustrukturierung der Datenerhebung keine Zahlen. Angaben zur Kundenzahl seien zur Halbjahresbilanz 2022 zu erwarten. Die Zahl der Mitglieder der Bank sei leicht gesunken.
 

Kundenzufriedenheit verbessern

2022 werde die Bank ganz im Zeichen der weiteren Umsetzung ihrer Transformationsagenda stehen. Im weiteren Fokus des laufenden Geschäftsjahres stehen die kontinuierliche Verbesserung der Funktionalitäten der IT-Systeme und Anwendungen im Kundengeschäft. Dazu gehört auch, die Prozesse aus der Kundenperspektive zu optimieren, unter anderem das Online-Banking. Vorrangiges Ziel sei es, die Kundenzufriedenheit wieder zu verbessern. So wurde ein Kundenbeirat ins Leben gerufen, der jetzt ausgebaut werden und auf bis zu 200 Mitglieder aufwachsen soll.
Darüber hinaus möchte die Bank ihr Kostenniveau reduzieren. Diese Maßnahmen sind grundlegend für die weitere Transformation hin zu einer starken Bank der Gesundheit.

Ein Berater durch alle Lebensphasen

Matthias Schellenberg: „Die umfassende Beratung von Ärzten und Apothekern in Finanzierungsfragen, insbesondere rund um die Existenzgründung, den Vermögensaufbau und die Vorsorge, sind der Nukleus unseres Geschäfts. Ihn werden wir stetig ausbauen und hierfür in diesem Jahr auch unser neues duales Betreuungsmodell einführen, in dem ein Berater durch alle Lebensphasen hinweg zentraler Ansprechpartner der Privatkunden bleibt und für besondere Fragestellungen Spezialisten hinzuzieht. Die ganzheitliche Beratung unserer heilberuflichen Kunden bleibt unser wichtigstes Ziel.“
Zu diesen Kunden gehörten selbstverständlich auch die angestellten Heilberuflerinnen und Heilberufler, die gerade bei den Ärzten einen steigenden Anteil ausmachten, wie es auf Nachfrage hieß. Auch bei den angestellten Zahnärztinnen und Zahnärzten entscheiden sich viele für die Bank, dort habe der Marktanteil 2019 bei 33,2 Prozent gelegen, so die Auskunft gegenüber Quintessence News.

Initiativen jenseits des Bankgeschäfts sollen gebündelt werden

Damit rückte er auch von den in den vergangenen Jahren unter dem vorherigen Vorstand um den Vorstandsvorsitzenden Ulrich Sommer, der Ende 2021 die Bank verlassen hat, breit betriebenen Ausflügen in nicht banktypische Geschäftsfelder ab. Dazu hieß es im Bericht etwas allgemein: „Und wir arbeiten weiter an jenen Dienstleistungen, die den Alltag von Heilberuflern ganz konkret erleichtern. Diese weit über das klassische Bankgeschäft hinausgehenden Initiativen werden wir stärker bündeln und zentral steuern, mit dem Ziel eines einheitlichen Leistungsangebots und mit einem einheitlichen Marktauftritt. Unsere mittlerweile etablierte Plattform Univiva wird daneben aber weiter bestehen bleiben. Sie verfügt mittlerweile über rund 65.000 registrierte Nutzer.“ Auf Nachfrage erklärte Schellenberg, dass der Fokus jetzt und künftig klar auf dem Kerngeschäft und den Kernkompetenzen der Bank liegen solle und diese anderen, durchaus interessanten Bereiche vor allem unterstützend für dieses Kerngeschäft betrieben und entwickelt werden sollten.

Nachhaltigkeit im Geschäftsbetrieb, Beratung für die Kunden

Ein für die Bank wichtiges Thema ist dagegen die Nachhaltigkeit: Bis 2030 soll der eigene Geschäftsbetrieb der Bank klimaneutral sein, schon von 2020 auf 2021 sei der CO2-Fußabdruck um 23 Prozent gesenkt worden. Und auch die Kunden sollen bei der Bank Ansprechpartner und Berater zum Thema Nachhaltigkeit ihrer eigenen Tätigkeit finden. „Dabei arbeiten wir mit der European Business School zusammen, um unsere Beraterinnen und Berater als Nachhaltigkeitsexperten auszubilden und zu zertifizieren. Der Fokus liegt dabei zunächst auf unseren Großkunden und den institutionellen Anlegern. Im März haben die ersten Mitarbeitenden ihr Studium begonnen“, so Schellenberg.

Eine weitere Baustelle bleibt die paritätische Beteiligung von Frauen im Leitungsbereich der Bank. Hier sei man weit hinter den früher gesteckten Zielen zurück, erklärte Schellenberg, dies bleibe eine Aufgabe. Aktuell gibt es zum Beispiel im Vorstand der Bank mit Jenny Friese, Privatkundenvorstand, genau eine Frau.

120 Jahre ApoBank – Fokus auf den Service

„Es gilt nun, sich wieder voll und ganz auf die Stärken der apoBank zu konzentrieren und unseren Kundinnen und Kunden wieder den guten Service zu bieten, den sie zu recht von ihrer Standesbank erwarten“, so Schellenberg in seinem Ausblick. „Auf dem Weg dorthin haben wir noch Einiges zu tun. Gemeinsam mit dem Vorstandsteam wird unser Fokus in diesem Jahr darauf liegen, die Transformationsagenda weiter konsequent umzusetzen und dort, wo nötig, diese auch nachzuschärfen. Zugleich steht dieses Jahr auch im Zeichen unseres 120- jährigen Jubiläums. Das ist eine lange Zeit, in der die Bank eine Stärke immer wieder eindrucksvoll bewiesen hat: Ihre Fähigkeit, sich an wandelnde Rahmenbedingungen erfolgreich anzupassen und daraus Chancen zu entwickeln. Wir sind stolz auf unsere Tradition, die zugleich auch Verpflichtung für uns ist, sie für viele weitere Jahre zu bewahren. Damit wir auch zukünftig die erste Adresse für unsere Heilberufler bleiben.“

Diskussion um Wahlen zum Aufsichtsrat der Bank

Erwartungsgemäß zurückhaltend-neutral antworteten Schellenberg und Wessling als Vorstände der Bank auf Fragen zu den anstehenden Neuwahlen beim Aufsichtsrat. Dessen Mitglieder sollen auf der Vertreterversammlung am 29. April 2022 in Düsseldorf neu gewählt werden und treten laut Satzung direkt im Anschluss an die Versammlung zusammen, um einen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden zu wählen. Derzeit ist der Weltärztepräsident und ehemalige Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Aufsichtsrats. Er war auf Apotheker Hermann S. Keller gefolgt, der von Aufsichtsratsseite die Bank durch die schwere Finanz- und Bankkrise in den Jahren 2009 folgende geführt hatte. Montgomery solle ausscheiden und von einem Bankexperten ersetzt werden, wie es unter anderem die Europäische Zentralbank fordere. Das war unter anderen von der FAZ und dem Handesblatt Anfang Februar dieses Jahres berichtet worden.

Im Aufsichtsrat sind neben den Mitarbeitern auch die großen Anteilseigner vertreten, so die Kassenzahnärztliche und Kassenärztliche Bundesvereinigung, die Bundesärzte- und die Bundeszahnärztekammer etc. Von zahnärztlicher Seite sind der frühere Präsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Peter Engel, und der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KZBV, Dr. Karl-Georg Pochhammer, Mitglieder im Aufsichtsrat. Mit Blick auf die Krise der Bank durch Hochrisikogeschäfte Ende der 2000er-Jahre wird immer wieder diskutiert, ob der Aufsichtsratsvorsitz nicht besser mit einem neutralen Finanz- und Wirtschaftsexperten statt mit einem Heilberufler besetzt werden sollte.

Dr. Marion Marschall, Berlin

 

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