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Narkolepsie: aktuelle Studie gibt Hinweise auf Autoimmun-Pathogenese

Die Narkolepsie, eine häufig im Jugendalter beginnende Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus, die zu übermäßiger Tagesschläfrigkeit führt, wird offenbar durch T-Zellen verursacht, die bestimmte Nervenzellen im Hypothalamus zerstören. Dies zeigen neue Studienergebnisse, die jetzt in Nature (2018; doi: 10.1038/s41586-018-0540-1) publiziert wurden, berichtet das Ärzteblatt.de in seinem Newslettervom 20. September. Ein Zusammenhang mit der Impfung gegen die Influenza-A/H1N1 („Schweinegrippe“) ließ sich dagegen nicht bestätigen.

Erkrankung hält lebenslang an

Etwa einer von 2.000 Menschen erkrankt zumeist im Jugendalter an einer „Schlummersucht“, die lebenslang anhält. Beim Typ 2 leiden die Patienten „nur“ unter einer übermäßigen Tagesschläfrigkeit. Beim Typ 1 kommen Episoden eines plötzlichen Tonusverlusts der Muskulatur, Kataplexie genannt, hinzu.

Ursache der Erkrankung ist nach heutigem Kenntnisstand der Untergang einer speziellen Gruppe von Neuronen, die das Protein Hypocretin produzieren, das den Schlaf-Wach-Zyklus reguliert. Aufgrund einer starken Assoziation mit dem HLA-Allel DQB1*06:02 wird eine Autoimmunreaktion als Auslöser vermutet.

Bestimmte T-Zellen greifen eigene Neuronen an

Einem Team um Claudio Bassetti vom Universitätsspital Bern ist es jetzt gelungen, die autoreaktiven T-Zellen zu identifizieren, die für den Angriff auf die Neuronen verantwortlich sind. Die Zellen waren bei allen 19 Patienten mit Narkolepsie, die die Forscher untersuchten, im Blut nachweisbar, aber nur bei 3 von 13 Personen einer Kontrollgruppe ohne Narkolepsie. Die Serumkonzentration der T-Zellen war bei den Narkolepsiepatienten mehr als 10-fach so hoch wie in der Kontrollgruppe.

Molekularer Mimikry

Die Ursachen von Autoimmunerkrankungen sind weitgehend unbekannt. Eine Vermutung geht dahin, dass das Immunsystem nach einer harmlosen Infektion Antikörper gegen den Erreger bildet, die dann zufälligerweise, aber schicksalhaft auch körpereigene Strukturen angreifen. Bei der Narkolepsie wurde eine solche molekulare Mimikry zuletzt bei Impfstoffen gegen die „Schweinegrippe“ vermutet. Im Jahr 2011 war es nach der Impfung mit Pandemrix zu zahlreichen Narkolepsieerkrankungen gekommen. Die Forscher haben deshalb im Labor untersucht, ob die T-Zellen, die sie als Angreifer auf die Nervenzellen „überführt“ hatten, auch auf Bestandteile des Impfstoffs reagieren. Dies ließ sich nicht nachweisen. Damit ist weiter unbewiesen, dass Pandemrix für die Narkolepsiefälle verantwortlich ist (es bleibt jedoch möglich, dass andere bisher nicht entdeckte T-Zellen die Verursacher sind).

Bluttest zur Diagnose

Die Entdeckung der autoreaktiven T-Zellen könnte die Entwicklung eines Bluttests zur Diagnose einer Narkolepsie ermöglichen. Auch therapeutische Ansätze durch Ausschaltung der T-Zellen sind vorstellbar. Wie bei anderen Autoimmunerkrankungen dürften die Aussichten auf eine Heilung jedoch gering sein, da die meisten Zellen vermutlich bereits zerstört sind, wenn die ersten Symptome auftreten.

Titelbild: Shutterstock/Kira Garmashova
Quelle: Ärzteblatt Bunte Welt Nachrichten

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