0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1236 Views

Narkolepsie: aktuelle Studie gibt Hinweise auf Autoimmun-Pathogenese

Die Narkolepsie, eine häufig im Jugendalter beginnende Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus, die zu übermäßiger Tagesschläfrigkeit führt, wird offenbar durch T-Zellen verursacht, die bestimmte Nervenzellen im Hypothalamus zerstören. Dies zeigen neue Studienergebnisse, die jetzt in Nature (2018; doi: 10.1038/s41586-018-0540-1) publiziert wurden, berichtet das Ärzteblatt.de in seinem Newslettervom 20. September. Ein Zusammenhang mit der Impfung gegen die Influenza-A/H1N1 („Schweinegrippe“) ließ sich dagegen nicht bestätigen.

Erkrankung hält lebenslang an

Etwa einer von 2.000 Menschen erkrankt zumeist im Jugendalter an einer „Schlummersucht“, die lebenslang anhält. Beim Typ 2 leiden die Patienten „nur“ unter einer übermäßigen Tagesschläfrigkeit. Beim Typ 1 kommen Episoden eines plötzlichen Tonusverlusts der Muskulatur, Kataplexie genannt, hinzu.

Ursache der Erkrankung ist nach heutigem Kenntnisstand der Untergang einer speziellen Gruppe von Neuronen, die das Protein Hypocretin produzieren, das den Schlaf-Wach-Zyklus reguliert. Aufgrund einer starken Assoziation mit dem HLA-Allel DQB1*06:02 wird eine Autoimmunreaktion als Auslöser vermutet.

Bestimmte T-Zellen greifen eigene Neuronen an

Einem Team um Claudio Bassetti vom Universitätsspital Bern ist es jetzt gelungen, die autoreaktiven T-Zellen zu identifizieren, die für den Angriff auf die Neuronen verantwortlich sind. Die Zellen waren bei allen 19 Patienten mit Narkolepsie, die die Forscher untersuchten, im Blut nachweisbar, aber nur bei 3 von 13 Personen einer Kontrollgruppe ohne Narkolepsie. Die Serumkonzentration der T-Zellen war bei den Narkolepsiepatienten mehr als 10-fach so hoch wie in der Kontrollgruppe.

Molekularer Mimikry

Die Ursachen von Autoimmunerkrankungen sind weitgehend unbekannt. Eine Vermutung geht dahin, dass das Immunsystem nach einer harmlosen Infektion Antikörper gegen den Erreger bildet, die dann zufälligerweise, aber schicksalhaft auch körpereigene Strukturen angreifen. Bei der Narkolepsie wurde eine solche molekulare Mimikry zuletzt bei Impfstoffen gegen die „Schweinegrippe“ vermutet. Im Jahr 2011 war es nach der Impfung mit Pandemrix zu zahlreichen Narkolepsieerkrankungen gekommen. Die Forscher haben deshalb im Labor untersucht, ob die T-Zellen, die sie als Angreifer auf die Nervenzellen „überführt“ hatten, auch auf Bestandteile des Impfstoffs reagieren. Dies ließ sich nicht nachweisen. Damit ist weiter unbewiesen, dass Pandemrix für die Narkolepsiefälle verantwortlich ist (es bleibt jedoch möglich, dass andere bisher nicht entdeckte T-Zellen die Verursacher sind).

Bluttest zur Diagnose

Die Entdeckung der autoreaktiven T-Zellen könnte die Entwicklung eines Bluttests zur Diagnose einer Narkolepsie ermöglichen. Auch therapeutische Ansätze durch Ausschaltung der T-Zellen sind vorstellbar. Wie bei anderen Autoimmunerkrankungen dürften die Aussichten auf eine Heilung jedoch gering sein, da die meisten Zellen vermutlich bereits zerstört sind, wenn die ersten Symptome auftreten.

Titelbild: Shutterstock/Kira Garmashova
Reference: Ärzteblatt Bunte Welt Nachrichten

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
21. Nov 2024

Hunger ist Kopfsache

Wie Körper und Gehirn sich in Sachen Ernährung absprechen und welche Folgen das hat
20. Nov 2024

Rauchstopp: Wenn nicht jetzt – wann dann?

BZgA informiert zum Welt-COPD-Tag am 20. November
20. Nov 2024

Überraschende Erkenntnisse zur Blutbildung

Forschende der Uni Mainz und des MPI decken vielversprechende Eigenschaften des Schädelknochenmarks auf
19. Nov 2024

Ärzte ohne Grenzen geben bei Voco Einblicke in ihre Arbeit

Dentalhersteller spendet auch in diesem Jahr 20.000 Euro an die Hilfsorganisation
15. Nov 2024

Dentaurum bleibt dem Standort Deutschland treu

Dentalunternehmen investiert umfassend in Standort Ispringen
13. Nov 2024

Neuer Grippe-Impfstoff ab 2025 zur Auswahl

Zusätzliche Substanz soll Schutz bei Menschen über 60 Jahren erhöhen
12. Nov 2024

Warum „Bäume pflanzen in der Arktis“ keine gute Idee ist

Anpflanzung von Bäumen in der Arktis könnte globale Erwärmung verschlimmern
11. Nov 2024

DfA startet Weihnachtstombola für Witwen und Waisen in Kenia

Lose kaufen für lebenswichtige Spenden – von Saatgut bis Schulmaterialien