Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Empfehlung für die Sechsfachimpfung im Säuglingsalter aktualisiert und empfiehlt jetzt das reduzierte „2+1-Impfschema“. Dieses sieht – bei vergleichbarem Impfschutz – für die Grundimmunisierung von Säuglingen eine Impfstoffdosis weniger vor als beim bisherigen 3+1-Schema.
Die Sechsfach-Impfung schützt gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B. Die aktualisierte Empfehlung und die wissenschaftliche Begründung sind im Epidemiologischen Bulletin 26/2020 veröffentlicht.
Impfplan vereinfachen, weniger Termine
Mit der Reduktion des Impfschemas verfolge die STIKO die Ziele, den Impfplan zu vereinfachen, Arzttermine für Säugling und Eltern einzusparen und so die zeitgerechte und vollständige Umsetzung der Sechsfachimpfungen für Ärzte und Eltern zu erleichtern, heißt es. Die verfügbaren Sechsfachimpfstoffe sind für beide Impfschemata zugelassen.
Erste Impfung mit acht Wochen
Um einen sicheren Impfschutz zu vermitteln, ist es bei diesem reduzierten Impfschema besonders wichtig, frühzeitig im Alter von acht Wochen mit der Impfserie der Grundimmunisierung zu beginnen und die folgenden Impfungen zu den empfohlenen Zeitpunkten im Alter von vier und elf Monaten durchzuführen. Für einen zuverlässigen Langzeitschutz ist es besonders wichtig, zwischen der 2. und 3. Impfstoffdosis einen Abstand von mindestens sechs Monate einzuhalten (daher die Bezeichnung „2+1“). Es ist empfohlen, die Impfserie um den ersten Geburtstag abzuschließen, damit die Kleinkinder auch bei frühem Kindergarteneintritt geschützt sind. Die Empfehlung der zeitgerechten Impfung galt auch schon für das 3+1-Schema (mit drei Dosen in kurzem Abstand und einer Dosis nach längerem Abstand), allerdings wurde in Deutschland gesehen, dass nur ein kleiner Anteil der Säuglinge zu den empfohlenen Zeitpunkten geimpft wird.
Die seit Jahrzehnten erfolgte routinemäßige Grundimmunisierung von Säuglingen gegen Diphtherie, Pertussis, Tetanus, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B hat laut RKI maßgeblich dazu beigetragen, die Krankheitslast massiv zurückzudrängen. Auch bei Pertussis (Keuchhusten) sei ein starker Rückgang zu verzeichnen. Dennoch würden jährlich etwa 450 Pertussisfälle bei ungeimpften oder nicht ausreichend geimpften Säuglingen in Deutschland gemeldet.
Frühzeitig impfen, da es keine andere Schutzmöglichkeit gibt
Oftmals möchten Eltern ihre jungen Säuglinge aus Sorge vor einer Überforderung des Immunsystems möglichst spät impfen. „Sie bedenken dabei nicht, dass gerade diese impfpräventablen Erkrankungen im jungen Säuglingsalter besonders gefährlich sind und Impfungen die einzige sichere Schutzmöglichkeit bieten. Es ist die tägliche Aufgabe der Pädiater, diese Sorgen im Gespräch aufzugreifen und die Vorteile eines frühzeitigen Impfbeginns zu erklären“. so das RKI.
Keinen Hinweis auf Überlastung der Immunabwehr
Impfungen gehörten zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen, so das RKI. „Moderne Impfstoffe sind gut verträglich, schwerwiegende sogenannte unerwünschte Arzneimittelwirkungen nach Impfungen sind sehr selten. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Mehrfachimpfstoffe die Immunabwehr überlasten.“