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Zwei Hamburger Ärzte benötigen Unterstützung bei ihrem zahnmedizinischen Hilfsprojekt Oralsurgery Unlimited e.V.

Gambia ist ein wunderschönes Land voller toller Menschen. Diese – und vor allem deren Kinder — haben es verdient, auch auf eigenen Beinen stehen zu können. Der Oralchirurg Dr. Kristof Strietzel und das Team von „OralSurgery Unlimited e.V.“ sind angetreten, um in Ländern wie Gambia Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.

Zwei Hamburger Ärzte haben 2023 ein medizinisches Hilfsprojekt gestartet, um die Grundversorgung von Menschen in Entwicklungsländern sicher zu stellen. Der Verein „OralSurgery Unlimited e.V.“  will oralchirurgische und zahnmedizinische Infrastruktur dort auf- und ausbauen, wo sie am dringendsten benötigt wird. Anfang 2024 waren Dr. Kristof Strietzel und Idris Najafi, die Vorstandsvorsitzenden und Initiatoren des Vereins, erstmals nach Westafrika gereist, wo sie Kindern und Erwachsenen geholfen haben. Dieser Einsatz soll nicht der letzte gewesen sein, allerdings benötigen die Helfer Unterstützung bei ihrem Vorhaben. Dan Krammer, Chefredakteur des Quintessenz Magazins, sprach mit Dr. Kristof Strietzel über den Verein, die Intention, bisherige Bemühungen, geplante Projekte und das leidige Thema „Geld“.

 

QM: Herr Dr. Strietzel, stellen Sie sich und ihren beruflichen Background doch einmal kurz unseren Lesern vor?

Dr. Kristof Strietzel: Nach meinem Studium in Hamburg und am Royal College of Surgeons in Dublin habe ich vier Jahre lang die Weiterbildung zum Oralchirurgen durchlaufen. Die Oralchirurgie befasst sich mit Operationen am Mund, Kiefer, an den Zähnen und den umliegenden Geweben. Für meine Promotion in der Visceral- und Thoraxchirurgie kehrte ich ans Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf zurück. Seit zwei Jahren arbeite ich nun als Ärztlicher Leiter eines medizinischen Versorgungszentrums in Hamburg Winterhude. Im Jahr 2023 rief ich mit meinem Kollegen und engen Freund Idris Najafi das Projekt „OralSurgery Unlimited“ ins Leben. Herr Najafi hat sich grade in Seevetal in eigener Zahnarztpraxis niedergelassen, arbeitet aber umso zielstrebiger an unserem Projekt. Er ist zweifellos ein kleiner Workaholic und wirklicher Macher und als Partner von unermesslichem Wert.

 

QM: Wie kam es dazu, dass Sie ein medizinisches Hilfsprojekt gestartet haben und was ist die konkrete Intention von „OralSurgery Unlimited e.V.“?

Strietzel: Angetrieben hat uns der Wunsch, auch Menschen an entlegenen und medizinisch unterversorgten Orten auf der Welt den Zugang zu unseren Operationen zu ermöglichen. Zusammen mit Idris Najafi versuchen wir mit „OralSurgery Unlimited“ nun, unser Projekt weiter zu vergrößern und auf internationaler Ebene etwas zu bewegen. Sowohl ich als auch Herr Najafi haben das Glück, unser Leben lang viel reisen zu können und viele verschiedene Länder und Kulturen kennen lernen zu dürfen. Natürlich fallen einem mit unserem beruflichen Background dort natürlich auch die unfassbaren Versorgungslücken im Gesundheitswesen auf. Gerade meine große Liebe Afrika hat hier bekanntermaßen im internationalen Vergleich das Nachsehen.

Für uns war schon lange klar, dass wir unser Wissen auch außerhalb Europas nutzen wollen, um Menschen zu helfen, die in anderen Ländern mit Ihren Problemen allein gelassen werde. Ein kleiner Handgriff, den wir hier jeden Tag als selbstverständlich erachten, kann wo anders ein Leben verändern und ist für die Menschen teilweise unerreichbar. Wir denken, dass es zum Beruf des Arztes gehört, sich dieser Situation und Verantwortung bewusst zu sein. Wir können voller Überzeugung sagen, dass es für uns keinen Unterschied macht, ob wir in Deutschland oder in Gambia behandeln, ob nun bezahlt oder unbezahlt – es ist wirklich eine Berufung für uns.

 

QM: Wer steht hinter „OralSurgery Unlimited e.V.“?

Strietzel: „OralSurgery Unlimited“ ist ein komplett gemeinnütziger Verein, gegründet von sieben Freunden in Hamburg. Gemeinsam versuchen wir, Menschen in Entwicklungsländern den Zugang zu oralchirurgischen Operationen zu ermöglichen.

Uns ist besonders wichtig, dass alles absolut transparent und nach unseren Wertvorstellungen abläuft. Jeder Euro soll bei unseren Patienten ankommen.

Die sieben Gründungsmitglieder bilden nach wie vor auch den Vorstand, bestehend aus: mir, also Dr. Kristof Strietzel, Idris Najafi, Dr. Juliane Wegner, Mohamad Ramadan, Jasen Amiri, Johanna Brüggemann und Greg Gerberding.

QM: Im Januar flogen Sie und Idris Najafi nach Jakhaly, ein Dorf in Gambia. Wie genau sah ihre medizinische Unterstützung dort aus?

Strietzel: In Akkordarbeit konnten wir zu zweit dort knapp 200 Patienten erfolgreich operieren (Abb. 1 bis 4). Viele Probleme ergaben sich aufgrund entzündeter Zähne und deren Folgen. Ohne Behandlung und Antibiotika quälten sich die Patienten oft monatelang, bis sie Abszesse entwickeln, die beispielsweise die Augen oder Atemwege bedrohten. Über den weiteren Verlauf hätten wir sie nicht operieren können, und möchte ich gar nicht nachdenken. Da sich schnell herumsprach, dass wir im Land sind und was wir dort taten, kamen auch viele Patienten mit anderen Problemen wie Platzwunden oder Frakturen, oder stellten sich zur Nachkorrektur älterer Narben vor.

QM: Was war Ihr prägendstes und vielleicht auch dramatischstes Erlebnis, das Sie in Ihrer Zeit dort erlebt haben?

Strietzel: Insgesamt glaube ich, es war doch der Stand der medizinischen Versorgung, der uns sprachlos zurückgelassen hat (Abb. 5). Natürlich haben wir im Vorfeld erwartet, dass die Lage drastisch sein würde, aber Patienten zu haben, die noch nie einen Arzt gesehen haben, ist dann doch schockierend. Die Frage: „Was würde dieser oder jene Patient tun, wenn wir jetzt nicht da wären?“ haben wir uns nicht nur einmal gestellt. Und wir konnten einiges mit unserem europäischen Selbstverständnis gar nicht so leicht begreifen.

Das es Orte auf der Welt gibt, an denen regelmäßig junge Menschen an Folgen eines Abszesses – zum Beispiel infolge eines entzündeten Weisheitszahnes – sterben, ist meiner Meinung nach 2024 nicht mehr akzeptabel.

 

QM: Haben sich ihre bisherigen Bemühungen dort ausgezahlt und können Sie Erfolge vorweisen?

Strietzel: Natürlich konnten wir einer große Zahl von Menschen helfen und ihre individuelle Situation verbessern. Allerdings quält uns natürlich der Gedanke, wie es unseren Patienten ergeht, wenn wir zuhause in Deutschland sind. Unser übergeordnetes Ziel ist es, vor Ort Personal zu schulen und Strukturen zu schaffen, in denen die Gambier sich selbst helfen können und sich eine durchgehende Versorgung aufbauen lässt (Abb. 6).

Dies ist unsere Definition von der Nachhaltigkeit unseres Einsatzes. Vielleicht schaffen wir es, einen Einheimischen so weit zu schulen, dass er irgendwann unsere Station betreiben und sich um seine Landsleute kümmern kann. Wir würden dann nur für die schweren Fälle anreisen. Gambia ist ein wunderschönes Land voller toller Menschen. Sie haben es verdient, auf eigenen Beinen zu stehen.

QM: Wie soll das Engagement des Vereins nun weiter gehen und wer koordiniert die Organisation?

Strietzel: Unser Vorstand besteht nach wie vor aus den sieben Gründungsmitgliedern. Untereinander stimmen wir in regelmäßigen Treffen die weiteren Schritte für unsere Organisation ab. Alles wird gemeinsam abgesprochen und demokratisch abgestimmt und entschieden. Es ist eine absolute Voraussetzung für uns zu sehen und zu koordinieren, wohin jeder gespendete Euro fließt. Wir nehmen die Verantwortung an, jeden Cent bei unseren Patienten zu wissen. Jeder in unserem Verein arbeitet 100 Prozent ehrenamtlich und unentgeltlich. Dafür stehen wir gerne grade.

Da wir die Sicherheit unserer Kollegen vor Ort garantieren wollen, reisen Idris Najafi und ich allerdings immer als erste an einen möglichen neuen Standort. Sobald unsere Arbeit in Gambia eine gewisse Selbstverständlichkeit erreicht hat, werden wir einen neuen Einsatzort erkunden und die Gegebenheiten vor Ort prüfen. Aktuell sind hier die Länder Nepal, Brasilien und Ghana im Gespräch.

Meine beiden Kollegen aus der Praxis sind im Oktober erneut für einen Einsatz nach Gambia gefahren. Mohamad Ramadan und Herr Yuldashev sind im November für zwei Wochen in Jakhaly gewesen, um dort weitere Operationen durchzuführen.

 

QM: Bemühungen wie diese fordern nicht nur viel Zeit und Energie von den beteiligten Personen, sondern kosten auch viel Geld. Wie stellen Sie sicher, dass davon genug vorhanden ist?

Strietzel: Wir haben dazu ein Spendenkonto bei der deutschen Apotheker- und Ärztebank eingerichtet. Mit regelmäßigen kleinen Veranstaltungen versuchen wir zudem, regelmäßig auf uns aufmerksam zu machen. Außerdem haben wir unser Projekt auch auf der Spendenplattform betterplace.org registriert. So soll sichergestellt werden, dass das Team aus Ärzten, Schwestern, Studenten und weiterem medizinischen Personal auch zukünftig Gutes tun kann. Das gespendete Geld soll den Transport von Geräten und Personal ermöglichen. Insgesamt werden noch etwa 30.000 Euro benötigt, um unseren Standort in Gambia komplett auszurüsten und eine regelmäßige Besetzung für die nächste Zeit sicherstellen zu können.

Unser größter Traum ist aktuell ein portables Röntgengerät, das die Diagnostik und Sicherheit der Eingriffe deutlich verbessern würde.

Herr Dr. Strietzel, vielen Dank für das freundliche Gespräch sowie ihr Engagement und weiterhin viel Erfolg!

 „Oralsurgery Unlimited e.V.”

Dr. Strietzel und sein Team schrecken nicht vor unsicheren Krisenregionen wie etwa Afghanistan oder Myanmar zurück. Vielmehr ist es das erklärte Ansinnen, genau dorthin zu gehen, wo es keinerlei Versorgung gibt. Es soll Menschen geholfen werden, die ohne „OralSurgery Unlimited e.V.“ niemals einen Arzt zu Gesicht bekommen würden.
Spenden bitte an:
OralSurgery Unlimited e.V.,
IBAN: DE75 3006 0601 0021 3108 72, 
BIC: DAAEDEDDXXX (Deutsche Apotheker- und Ärztebank).

Quelle: Quintessenz – das Magazin 06/2024 Bunte Welt Menschen

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