0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
3899 Views

Aktuelle Beobachtungsstudie gibt Aufschluss – Präsentation auf der DGMKG-Jahrestagung

Zahnimplantate sind heutzutage die Königsdisziplin bei fehlenden Zähnen und so sicher wie nie zuvor. Beim erfahrenen Behandler liegen die Erfolgsraten inzwischen weit höher als 95 Prozent. Dennoch können bei der Versorgung von Patienten mit „künstlichen Wurzeln“ Misserfolge auftreten. Woran das liegt, wurde jetzt in einer neuen Beobachtungsstudie untersucht und auf dem 69. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) Ende Juni in Frankfurt vorgestellt [1].

Wenn trotz der allgemein sehr hohen Überlebensrate von dentalen Implantaten Misserfolge auftreten, ist das nicht nur ein Ärgernis des Patienten. Auch der Behandler ist gezwungen, mögliche Ursachen zu erörtern und gegebenenfalls die Behandlungsprotokolle zu überarbeiten. In der neuen, vom Team um den DGMKG-Präsidenten Dr. Jörg-Ulf Wiegner vorgestellten Beobachtungsstudie wurden derartige Misserfolge über einen längeren Zeitraum genauer analysiert.

Die Studie

In der retrospektiven Studie der Autoren Dr. Jörg-Ulf Wiegner, Theresa Ring, Amelie Seufert und Toralf Kömmling wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren (Juli 2015 bis September 2017) sämtliche Implantatverluste, die in einer MKG-Praxis diagnostiziert wurden, mit besonderem Augenmerk auf definierte Einflussvariablen (zum Beispiel Verlustzeitpunkt, Implantattyp und -position, erfolgte Augmentation, präoperative Antibiose, Lückenkonfiguration, Art, Befestigung und Suffizienz der prothetischen Versorgung) dokumentiert. Durch Gegenüberstellung aller Implantatverluste (n=163 bei 146 Patienten) des Beobachtungszeitraums mit einer zeitlich entsprechend eingegrenzten Kohorte (n=26.385, davon 5,37 Prozent Implantatverluste) ließ sich der Einfluss verschiedener Parameter wie Indikationsklasse, Augmentation, Augmentationsmaterial etc. auf die Verlustrate analysieren. Die meisten Patienten der Kohorte mit Implantatverlusten im Beobachtungszeitraum (73 Frauen und 73 Männer) waren im Alter zwischen 40 und 60 Jahren, von den 163 Implantatverlusten gingen 88 im Unterkiefer und 75 im Oberkiefer verloren, 92 waren als Freiendsituation geplant.

Hinsichtlich des Implantattyps gab es bei der Kohorte mit Implantatverlusten im Beobachtungszeitraum (Februar 2001 bis September 2017) ein klares Ergebnis: Die Verlustrate von gesamt 5,7 Prozent reduzierte sich drastisch auf 3,2 Prozent ohne die früher öfter eingebrachten und heute weniger üblichen Zylinderimplantate (deren Verlustrate betrug 14,2 Prozent). Eine ähnliche Verteilung zeigte sich auch beim Zylinderimplantat unter Hinzuziehung des Parameters „Augmentation“ (Kieferaufbau). Die bisherige Annahme, dass Rauchen und Diabetes mellitus Risikofaktoren mit erhöhter Komplikationsrate sind, konnte bestätigt werden.

Durchmesser wichtiger als Länge

Die Oberkiefer- und Unterkieferseitenzahnregionen waren überdurchschnittlich oft von Verlusten betroffen. Es zeigte sich, dass der Aufwand, die Seitenzahnregion adäquat zu hygienisieren, für die Patienten schwieriger ist. Schaut man sich die verwendeten Implantate genauer an, konnte eine deutlich erhöhte prozentuale Wahrscheinlichkeit eines Implantatverlustes bei Implantaten mit einem Durchmesser von 6 mm ausgemacht werden – die Implantatlänge hat demnach eher keinen Einfluss. Knochenaufbauende Maßnahmen zeigten für die Überlebenswahrscheinlichkeit der Implantate einen eher protektiven Einfluss (Verlustrate bei Implantaten mit Knochenaufbau: 36 Prozent). Die präventive Augmentation im Sinne einer Alveolenauffüllung nach Zahnentfernung erbrachte eine weitere deutliche Senkung der Implantatverlustrate (Verlustrate: 1,6 Prozent). Darüber hinaus zeigte sich eine enorme Reduktion der Implantatverlustrate während der Implantateinheilung nach Einführung der präoperativen Antibiotikaprophylaxe.

Fazit: In diesen praxisbezogenen Ergebnissen sehen die Autoren der Studie eine Unterstützung in der Weiterentwicklung der Behandlungsprotokolle und der Optimierung der Ergebnisqualität für Patient und Behandler. Allerdings müssen Ergebnisse einer solchen retrospektiven Analyse in nur einem Zentrum mit Vorsicht beurteilt werden, weil trotz der hohen Fallzahl viele weitere Einflussvariablen unberücksichtigt blieben. Dennoch zeigt diese Beobachtungsstudie einen Trend, der Basis für weitere Untersuchungen im Rahmen einer Versorgungsforschungsstudie der DGMKG sein könnte. Wenn beim erfahrenen Implantologen unter anderem die ausgewerteten Einflussvariablen entsprechend berücksichtigt werden, könnte die Erfolgsrate bald weiter ansteigen.

Titelbild aus Implantologie 2015, 23(3): 247–259, Prof. Frank Schwarz, Prof. Jürgen Becker
Implantologie Zahnmedizin

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
15. Nov 2024

Provisorische Versorgungen in der Einheilphase von Implantaten bei zweizeitigem Vorgehen

Sowohl festsitzende als auch herausnehmbare Lösungen sind möglich – ein Update
15. Nov 2024

Mehr als 1,3 Millionen verkaufte Implantate in Deutschland

Implantate bleiben ein bedeutender Faktor im Markt – Armin Vollmer übernimmt von Martin Lugert den Vorsitz des VDDI-Arbeitskreises Dentalimplantate
15. Nov 2024

Dentaurum bleibt dem Standort Deutschland treu

Dentalunternehmen investiert umfassend in Standort Ispringen
13. Nov 2024

„Learning by doing“ im Curriculum Implantologie des BDIZ EDI

Teilnehmende bescheinigen „einzigartige Umsetzung“ und Realitätsnähe
8. Nov 2024

Endo, Kronen-Wurzelfraktur, Kindergartenkinder und Ü50-KFO

Die Quintessenz Zahnmedizin 11/2024 zeigt Bandbreite der zahnmedizinischen Disziplinen und Patientengruppen
6. Nov 2024

„Tausend Dank, lieber Herr ‚Professor Klebebrücke‘!“

Prof. Dr. Matthias Kern geht in den Ruhestand – der so ganz ruhig nicht sein wird
6. Nov 2024

Erfolgreiches generationenübergreifendes Implantologie-Update

„Young ITI meets late Summer in the cITI“ am 11. und 12. Oktober 2024 in München – der perfekte Start in den Herbst
6. Nov 2024

Globaler Konsens für klinische Leitlinien (GCCG) auf der EAO in Mailand

Erste GCCG konzentriert sich auf Rehabilitation des zahnlosen Oberkiefers