Immer mehr ältere Patienten sitzen in den Wartezimmern – nicht nur der Hausärzte. Auch Zahnärzte müssen sich auf die riesige Gruppe alter und hochbetagter Patienten einstellen. Dazu haben sich die rheinland-pfälzischen Zahnärzte Mitte April bei ihrem Zahnheilkunde-Kongress informiert und interdisziplinär ausgetauscht.
Ein Fazit des Kongresses: um geriatrischen Patienten gerecht zu werden, benötigt man den Austausch mit unterschiedlichen Fachdisziplinen, denn Multimorbidität, Polypharmazie und weitere Probleme erfordern ein Zusammenspiel der Experten.
Gebrechlichkeit und Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich hinauszögern
Sie diskutierten unter anderem: Welche Medikamente nimmt der alte Mensch – welche Risiken entstehen, z. B. wenn in der Mundhöhle operiert werden muss, wie reagiert der Körper auf das Absetzen von Blutverdünnern, die in der Altersgruppe hoch verbreitet sind? Wie funktionieren Kommunikation und Mundpflege bei Demenz? Wie wird die Mundgesundheit in der häuslichen Pflege – die mit Abstand häufigste Betreuungsform – sichergestellt und unterstützt? Wie kann sich die zahnärztliche Versorgung an den alten Menschen und seine individuellen Bedürfnisse anpassen, um eine Verbesserung der Lebensqualität, etwa der Kaufunktion, zu erzielen?
Der Alterungsprozess ist unvermeidlich, stellt Prof. Dr. Ina Nitschke, wissenschaftliche Leiterin des Kongresses und seit vielen Jahren Expertin für Alterszahnmedizin, fest. „Es geht aber darum, Gebrechlichkeit und Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich hinauszuzögern.“
Wechselwirkungen von Parodontitis und Alterskrankheiten
Dazu trägt auch die Mundgesundheit entscheidend bei. Auf die Wechselwirkungen von Parodontitis und Alterskrankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes ging unter anderem Prof. Dr. James Deschner, Direktor Poliklinik Parodontologie und Zahnerhaltung, Unimedizin Mainz, und ebenfalls wissenschaftlicher Leiter des Kongresses, ein. „Durch die Behandlung einer Parodontitis ist es zum Beispiel möglich, den Blutzucker bei Diabetes und die Krankheitsaktivität bei Rheumatoider Arthritis zu senken.“
Neben dem Tagungsprogramm wurden zwei Nachwuchs-/Forschungspreise verliehen, es gab Workshops mit praktischen Übungen, etwa in einem Alterssimulationsanzug sowie eine Dentalausstellung. Wieder wurde in den Zahnarztpraxen gesammeltes Gold an den Verein KIKAM gespendet, der die Kinderintensivstation der Unimedizin Mainz unterstützt. Zahnarzt Sanitätsrat Dr. Gert Kohl konnte einen Spendenscheck mit rund 157.000 Euro an die Vorsitzenden von KIKAM, Prof. Dr. Stephan Gehring und Ralf Huth überreichen.