Bei einer akuten Kiefergelenkluxation sollen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen den verrenkten Unterkiefer umgehend manuell reponieren. Die entsprechenden Handgriffe werden in einer Publikation zur Klinischen Leitlinie im Deutschen Ärzteblatt erklärt (Dtsch Arztebl Int 2018; 115 (5): 59-64).
Dabei kann der Arzt den Unterkiefer entweder mit dem Hippokrates-Handgriff zurück in Position bringen oder mithilfe der „wrist pivot“-Methode. Die aktuelle S3-Leitlinie empfiehlt beide Repositionsmethoden gleichermaßen. Speziell bei infektiösen Patienten kommt auch eine extraorale Reposition infrage.
Die Behandlung der Kiefergelenkluxation sollte möglichst frühzeitig beginnen, da auf diese Weise degenerative Veränderungen oder deren Progression begrenzt werden können und konservative beziehungsweise minimalinvasive Therapieverfahren bessere Aussichten auf Erfolg haben.
Erst ab einer Luxationsdauer von drei bis vier Wochen kommen operative Repositionsverfahren zum Einsatz. Jedoch liegen für minimalinvasive und für offen chirurgische Therapieansätze nur wenige randomisierte kontrollierte Studien vor.
Therapie der Kiefergelenkluxation
Die Inzidenz der Kiefergelenkluxation liegt Schätzungen zufolge in Deutschland bei mindestens 25 pro 100.000 Einwohner. Aufgrund der epidemiologisch schlechten Datenlage sind evidenzbasierte Empfehlungen höheren Grades nach wie vor nicht möglich. Trotzdem haben sich in den vergangenen Jahren einige Maßnahmen durch eine gute Erfolgsrate als international weitgehend akzeptierte Standards etablieren können.
Die S3-Leitlinie
Die S3-Leitlinie zur Kiefergelenkluxation wurde erstmals 2016 von der AWMF – Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften online publiziert. Seitdem sind zwei neue Studien zur Kiefergelenkluxation erschienen, die die bisherige Literatur bestätigen.