Die Art und Weise, wie die Universität Witten/Herdecke die Studierenden der Zahnmedizin auf die Behandlung von Behinderten vorbereitet, ist in der vergangenen Woche beim Deutschen Zahnärztetag 2018 ausgezeichnet worden, so eine Meldung bei IDW online (mehr zu den Auszeichnungen auf dem Deutschen Zahnärztetag auf Quintessence News). Eine Arbeitsgruppe der Universität Witten/Herdecke, bestehend aus Prof. Dr. Andreas Schulte, Dr. Michael Egermann, Dr. Peter Schmidt (Lehrstuhl für Behindertenorientierte Zahnmedizin) und Prof. Dr. Jan Ehlers (Lehrstuhl für Didaktik und Bildungsforschung im Gesundheitswesen) erhielt einen der drei Förderpreise für Innovative Ideen der Kurt-Kaltenbach-Stiftung. An der Preisverleihung war auch die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) beteiligt, die wissenschaftliche Dachorganisation für zahlreiche unterschiedliche zahnmedizinische Arbeitsgemeinschaften und Arbeitskreise.
Kommunikation und Untersuchung üben
Die Autorengruppe erhielt diesen Preis für die wissenschaftlichen Arbeit „Evaluation eines neuen Unterrichtsmoduls zur Vorbereitung von Studierenden im Fach Zahnmedizin auf die Behandlung von Patienten von Behinderung“. Das Modul besteht darin, dass Studierende im Fach Zahnmedizin, die sich im klinischen Teil des Studiums befinden, in Dreiergruppen fünf Stationen zur Kommunikation mit und zur Untersuchung von Patienten mit Behinderung durchlaufen. Die Themen sind: Kommunikation 1) mit Patienten mit geistiger Behinderung und deren Betreuer, 2) mit Patienten mit Cerebralparese, 3) mit Patienten, die im Rollstuhl sitzen, 4) mit Patienten, die blind sind und 5) mit Patienten, die Unterstützung bei der Mundpflege benötigen.
Prof. Andreas Schulte ist seit 2015 der Inhaber des ersten und bisher einzigen Lehrstuhls für Behindertenorientierte Zahnmedizin in Deutschland. Unter seiner Führung wurde das neue Modul entwickelt und als fester Bestandteil in den Lehrplan des Zahnmedizinstudiums an der Universität Witten/Herdecke aufgenommen.
Studenten übernehmen im Modul Patientenrolle
Die Studierenden übernehmen in den fünf Stationen abwechselnd die Rolle des Patienten, des Zahnarztes und der zahnmedizinischen Fachhelferin. Die bisher 70 Teilnehmer an diesem Modul füllten vor und nach der Teilnahme an diesem neuen Praktikum einen Fragebogen aus, der von den genannten Autoren entwickelt worden war. Das Hauptergebnis dieser Studie war, dass 92 Prozent der Befragten die Teilnahme an diesem Praktikum positiv bewerteten. Ergänzend stellte Prof. Schulte fest: „Es ist sehr erfreulich, dass 98 Prozent der Teilnehmer ihren Kommilitonen aus anderen Universitäten empfehlen, an diesem Modul teilzunehmen. Ich bin gern bereit, andere Universitäten bei der Einführung dieses Moduls zu unterstützen“. „Genau diese Pilotfunktion, die jetzt verdient ausgezeichnet wurde“, so die zuständige Projektleiterin Silvia Eller von der Software AG-Stiftung, „hat uns vor fünf Jahren dazu bewogen, die Errichtung des Lehrstuhls zu ermöglichen. Wir freuen uns mit den Preisträgern und hoffen, dass von Witten/Herdecke auch in Zukunft weitere innovative Impulse ausgehen, die die zahnmedizinische Betreuung von Menschen mit Behinderungen mittel- bis langfristig verbessern können.“
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.500 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.