Wenn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 30. September 2022 kurz vor dem „Tag der Deutschen Einheit“ Menschen auszeichnet, die sich in herausragender Weise um Deutschland verdient gemacht haben, dann wird in diesem Jahr auch ein Dentista-Mitglied zu den Ausgezeichneten gehören: Dr. med. Kerstin Finger, niedergelassene Zahnärztin in Templin.
Finger, bis Mitte 2022 noch Vizepräsidentin des Zahnärztinnenverbands Dentista, wird das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen bekommen. „Es ist eine zusätzliche Ehre, dass der Bundespräsident selbst unserer Kollegin das Bundesverdienstkreuz im Rahmen eines Empfangs am 30. September in Schloss Bellevue überreichen wird“, so Dentista-Präsidentin Dr. Rebecca Otto.
Laut Bundespräsidialamt stehen die Auszeichnungen zum Tag der Deutschen Einheit in diesem Jahr unter dem Motto „Brücken bauen“. Für Kerstin Finger hat dieses Motto nicht die für Zahnärzte vielleicht naheliegende Bedeutung. Vielmehr versteht sie darunter die Pflicht der Stärkeren, Brücken zu den Schwächeren zu schlagen, wenn jene das selbst nicht oder kaum leisten können.
Seit 2010 aufsuchende Betreuung immobiler Patienten übernommen
Der Bundespräsident würdigt mit dieser Auszeichnung vor allem die Verdienste Kerstin Fingers um die zahnärztliche Versorgung von pflegebedürftigen und behinderten Menschen in der Uckermark. Sie gründete 2010 einen zahnärztlichen Hausbesuchsdienst. Mithilfe einer mobilen Behandlungseinheit versorgt sie seitdem jene Patienten in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung, die nicht mehr in der Lage sind, ihre Praxis aufzusuchen, und die ohne sie kaum noch eine Chance auf regelmäßige zahnmedizinische Versorgung hätten. Das Bundespräsidialamt schreibt dazu: „Ihr Hausbesuchsdienst ist mittlerweile großes Vorbild geworden – und doch finden sich noch viel zu wenige, die es ihr gleichtun“.
In den Gründen für die Auszeichnung heißt es, die Uckermark sei einer der größten und zugleich sehr dünn besiedelten Landkreise Deutschlands. Wenn Dr. Kerstin Finger hier auch in den entlegensten Winkeln die zahnärztliche Versorgung sichere, bekomme sie die eigentliche Behandlung zwar von den Krankenkassen bezahlt, aber die oft sehr langen Fahrzeiten werden von niemandem vergütet. Kerstin Finger selbst sagt dazu: „Ich habe auf Kosten der Gesellschaft studieren können, also ist es nur recht, der Gesellschaft auch etwas zurückzugeben“.
DGAZ freut sich mit ihrem Mitglied Kerstin Finger
„Wir alle freuen uns für Kerstin Finger, sie hat sich diese Auszeichnung mehr als verdient. Ihre Arbeit steht für die vieler unserer Mitglieder, die sich ebenfalls in der aufsuchenden Betreuung engagieren“, lobt die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für AlterszahnMedizin (DGAZ), Prof. Dr. Ina Nitschke, MPH, die so geehrte Dr. Finger. „Es ist wichtig, dass diese Form der Patientenbetreuung noch mehr Akzeptanz und Nachahmung in unserem zahnmedizinischen Berufsstand erfährt.“ Das sieht offenbar auch das Bundespräsidialamt so: „Ihr Hausbesuchsdienst ist mittlerweile großes Vorbild geworden – und doch finden sich noch viel zu wenige, die es ihr gleichtun“.
Dr. Kerstin Finger ist seit 2011 Mitglied der DGAZ. Angesichts der Strecken, die Kerstin Finger zu ihren Patientinnen und Patienten zurücklegt, und der nur für die reine Behandlung erfolgenden Vergütung der Krankenkassen stellt Prof. Nitschke heraus: „Ein solcher Einsatz gelingt nur mit dem entsprechenden Idealismus.“
Auch berufspolitisch aktiv
Neben ihrer beruflichen Tätigkeit würdigt der Bundespräsident mit der Auszeichnung auch das ehrenamtliche Engagement Kerstin Fingers in sozialen Projekten und auch in den zahnärztlichen Berufsverbänden. Vor ihrer Zeit als Dentista-Vizepräsidentin war Kerstin Finger (damals noch Kerstin Löwe) als stellvertretende Bundesvorsitzende von 2001 bis 2010 im Bundesvorstand des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ) engagiert.
Mit Leidenschaft und Engagement gestaltet
Dentista-Präsidentin Otto erklärt dazu: „Ich gratulierte Dr. Kerstin Finger von ganzem Herzen zu dieser herausragenden Auszeichnung und Wertschätzung Ihrer Arbeit. Frau Finger hat mit ihrem Engagement auf allen Ebenen gezeigt, dass ältere und pflegebedürftige Menschen zahnmedizinisch nicht vergessen werden dürfen. Neben der zahnärztlichen Tätigkeit war die Standespolitik ein Bereich, den sie ebenfalls mit Leidenschaft und Engagement mitgestaltet hat. Ich hatte die Gelegenheit, in den vergangenen Jahren von ihrer Erfahrung und Besonnenheit zu profitieren und Dentista hat sich mit ihrer Unterstützung zu einem starken Verband entwickelt. Wir gratulieren im Namen aller Dentistas.“
Die Verleihung des Verdienstordens wird am 30. September ab 11 Uhr in einem öffentlichen Livestream auf der Internetseite des Bundespräsidenten übertragen.
Ergänzt um die Glückwünsche der DGAZ am 22. September 2022, 15 Uhr. -Red.