EditorialPages 249, Language: GermanHeydecke, Guido / Geurtsen, WernerWissenschaftPages 252-260, Language: GermanFrankenberger, Roland / Friedrich, Katharina / Dudek, Marie-Christine / Winter, Julia / Krämer, Norbert / Roggendorf, Matthias J.Ziel: Das Vorhaben dieser In-vitro-Studie war es, den Einfluss approximal-zervikal unterminierter Schmelzränder auf die adhäsive Gesamtperformance (Randqualität und Schmelzintegrität/Rissbildung) unterschiedlich hergestellter (Labor vs. CAD/CAM) und unterschiedlich befestigter (Multistep-Adhäsiv vs. Universaladhäsiv) Keramikinlays und Keramikteilkronen zu untersuchen. Material und Methode: 192 extrahierte Weisheitszähne erhielten zirkulär schmelzbegrenzte mod-Präparationen für Keramikinlays (n = 96) und -teilkronen (n = 96). Der distale approximale Kasten diente als Kontrolle, im mesialen Kasten wurde im Dentin eine zervikale Rille von 2×2×4 mm angelegt, um eine dort tiefere (Dentin-)Kariesexkavation zu simulieren. Diese Dentinrille wurde entweder belassen (R/Rille), mit Komposit gefüllt (F/Füllung) oder komplett entfernt, wobei dann der zervikale Rand im Dentin/Zement zu liegen kam (D/Dentin). Laborgefertigte (e.max Press) und CAD/CAM-gefertigte (e.max CAD) mod-Inlays und Teilkronen wurden mit Syntac/Variolink Esthetic (SV) oder Adhese Universal/Variolink Esthetic (AV) adhäsiv befestigt. Bei den laborgefertigten Restaurationen wurde die Provisorientragezeit (1.000 Belastungszyklen und 25 Thermozyklen) ebenfalls simuliert. Initial (21 Tage Wasserlagerung) und erneut nach thermomechanischer Belastung (TMB: 1 Mio. Zyklen mit 50 N, 25.000 Thermozyklen mit 5 °C/55 °C) erfolgte die Herstellung von Epoxidharz-Replikas, die rasterelektronenoptisch (200-fache Vergrößerung) auf Randspalten untersucht wurden. An den Originalproben erfolgte lichtmikroskopisch (zehnfache Vergrößerung) die Evaluation der Risszunahme im approximal-zervikalen Bereich bei Labside-Restaurationen vor der provisorischen Versorgung und nach TMB, bei Chairside-Restaurationen vor und nach TMB. Ergebnisse: Unabhängig vom Adhäsivsystem zeigten generell die D-Gruppen eine signifikant schlechtere Randqualität (p 0,05), wobei das Universaladhäsiv besser performte als das Mehrschrittadhäsivsystem (p 0,05). Die Subgruppen R und F waren unabhängig vom Adhäsivsystem hinsichtlich der Randqualität zwar ähnlich (p > 0,05) und nicht schlechter als die Kontrollen (p > 0,05), zeigten aber bei F weniger Rissbildung als bei R (p 0,05). Bei CAD/CAM-Restaurationen wurden generell weniger Risse als bei laborgefertigten Restaurationen beobachtet (p 0,05). Teilkronen zeigten bessere Randqualitäten und weniger Risse als Inlays (p 0,05). Schlussfolgerungen: Liegt bei Keramikpräparationen nach der Kariesexkavation im approximalen Kasten das Dentinniveau tiefer als das Schmelzniveau, sollte die resultierende unterminierte Schmelzlamelle nicht entfernt werden. Stattdessen sollte der unterminierte Schmelz erhalten und der fehlende Dentinbereich mit einer adhäsiven Aufbaufüllung ausgeglichen werden. Bezüglich der Leistungsfähigkeit der untersuchten Adhäsive hat das Universaladhäsiv Adhese Universal den ehemaligen Goldstandard Syntac abgelöst.
Keywords: Adhäsiv, etch-and-rinse, Inlay, Keramik, Randqualität, Rissbildung, self-etch, Teilkrone
WissenschaftPages 262-276, Language: GermanWaltenberger, Lukas / Reich, Sven / Zwahlen, Marcel / Wolfart, StefanZielsetzung: Der SafetyCrown-Workflow ermöglicht die Sofortversorgung fehlender einzelner Seitenzähne nach dem One-Abutment/One-Time-Konzept. Das Ziel dieser randomisierten klinischen Studie war es, die direkte Auswirkung der Sofortversorgung auf die Patientenzufriedenheit (dental patient-reported outcomes, dPROs), die Machbarkeit, die Implantationsgenauigkeit und den Zeitaufwand zu bewerten. Material und Methoden: Bei Teilnehmern mit einer einzigen zahnlosen Stelle im Seitenzahnbereich, die für eine späte Implantatinsertion vorgesehen war, wurden optische Abdrücke, eine Farbauswahl und eine DVT durchgeführt. Nach der virtuellen Behandlungsplanung wurden sie nach dem Zufallsprinzip in die Testgruppe und die Kontrollgruppe eingeteilt. Für die Testgruppe wurden individuelle definitive Hybridabutments vorgefertigt. Der nächste Schritt war eine vollständig geführte Operation mit gedruckten Schablonen. Nachdem das Implantat mithilfe der schablonengeführten Chirurgie gesetzt worden war, wurde das Abutment eingesetzt. In einem Chairside-CAD/CAM-Workflow wurde der Patient mit einem Provisorium versorgt. Die Implantate der Kontrollgruppe heilten gedeckt ein. Die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (OHRQoL) wurde mit dem OHIP-G14 bewertet, und dPRO wurde mittels eines Zehn‑Item‑Fragebogens mit visueller Analogskala (VAS) gemessen. Zusätzlich wurden Messungen der Implantatgenauigkeit und des Zeitaufwands durchgeführt. Die Nachuntersuchung wurde sieben bis zehn Tage nach der Implantation durchgeführt. Ergebnisse: 39 Teilnehmer mit 45 Restaurationen wurden eingeschlossen (Testgruppe: 23, Kontrollgruppe: 22). Die Sofortversorgung war bei 21 von 23 Implantaten (91,3 %) in der Testgruppe möglich. Beide Gruppen zeigten nach sieben bis zehn Tagen eine verringerte OHRQoL ohne signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen, während die Patientenzufriedenheit insgesamt groß war. Die Teilnehmer der Testgruppe bewerteten die Vorteile und die Zufriedenheit mit der Sofortbelastung größer als die Teilnehmer der Kontrollgruppe. Die Abweichung zwischen Implantationsplanung und Umsetzung betrug im Durchschnitt 0,6 mm an der Schulter und 0,95 mm am Apex. Die Operationszeit war in der Sofortbelastungsgruppe (61,9 Minuten) länger als in der Kontrollgruppe (32,1 Minuten) (p 0,001). Schlussfolgerungen: Unter Berücksichtigung der Limitationen konnte die Sofortversorgung von spät inserierten Implantaten im Seitenzahngebiet mit dem beschriebenen Arbeitsablauf in 21 von 23 Fällen erfolgreich durchgeführt werden. Beide Gruppen erreichten eine große Patientenzufriedenheit ohne Unterschiede in der OHRQoL während der ersten Woche. Die Patienten, die mit einer Sofortversorgung therapiert wurden, bewerteten die Vorteile als sehr groß und waren mit der provisorischen Versorgung während der Einheilzeit sehr zufrieden.
Keywords: CAD/CAM, geführte Chirurgie, Einzelimplantate, mundgesundheitsbezogene Lebensqualität, patientenberichtete Ergebnisqualität, One-Abutment/One-Time-Konzept, PROM, Sofortversorgung, Zeitbewertung
WissenschaftPages 278-287, Language: GermanHentgen, Vera / Stoilov, Milan / Stark, Helmut / Weigl, MatthiasEinführung: In der zahnmedizinischen Versorgung ist die Identifikation unerwünschter Ereignisse eine zentrale Maßnahme zur Verbesserung der Patientensicherheit. Doch im deutschsprachigen Raum gibt es dafür bislang kein geeignetes Instrument. Das Ziel der Studie waren die Entwicklung und der Einsatz eines Screening-Fragebogens zu unerwünschten Ereignissen aus Sicht der Behandelnden. Material und Methode: In einem zweistufigen sowie Mehr-Methoden-Design wurden halbstandardisierte Interviews wie auch eine standardisierte Befragung durchgeführt. Dazu wurde auf der Basis eines etablierten Klassifikationssystems aus den USA eine verkürzte Liste von unerwünschten Ereignissen in der zahnmedizinischen Versorgung extrahiert und durch Behandelnde validiert. In einer Onlinebefragung einer Gelegenheitsstichprobe von Zahnärzten aus Deutschland wurden Häufigkeit und Schweregrade bewertet. Ergebnisse: Auf der Basis von acht halbstandardisierten Interviews wurden 15 maßgebliche unerwünschte Ereignisse zusammengetragen, die daraufhin von 73 Befragten bewertet wurden. Geringe Häufigkeiten wurden berichtet für Verschlucken eines Fremdkörpers (72,6 % mit „nie“), die Fraktur nach Extraktion (57,5 %) sowie die Synkope (56,2 %). Häufige unerwünschte Ereignisse waren Zahnschmerzen (13,7 % mit „immer“), Zahnfleischschmerzen (11 %) und Würgereiz (4,1 %). Geringste Schweregrade wurden Reaktionen an der Injektionsstelle (87,8 %), der Synkope (87,5 %) und dem Würgereiz (86,6 %) zugewiesen. Dagegen wurden tendenziell höhere Schweregrade bei Perforation eines Zahns, bei Feilenbruch und iatrogener Eröffnung der Pulpa berichtet. Zusammenhänge mit soziodemografischen und Kontextvariablen der Behandelnden waren inkonsistent. Diskussion: Die Screening-Studie diente der Entwicklung und erstmaligen Erprobung eines Kurzfragebogens zu maßgeblichen unerwünschten Ereignissen in der zahnmedizinischen Routineversorgung in Deutschland. Ungeachtet vieler Limitationen können die Ergebnisse und die erprobte Methode für zukünftige Studien zur Versorgung von Patienten in Deutschland herangezogen werden. Schlussfolgerung: Vor dem Hintergrund des bisherigen Mangels an verlässlichen Daten aus Deutschland zu der Frage, wie häufig Patienten in der zahnärztlichen Versorgung von unerwünschten Ereignissen betroffen sind, stellt diese Untersuchung eine erste Pilotierung eines an das deutschsprachige Versorgungsgeschehen angepassten Erhebungsinstruments vor.
Keywords: Fehler, Klassifikation, Patientensicherheit, Schaden, unerwünschtes Ereignis, Zahnmedizin
WissenschaftPages 288-300, Language: GermanKocher, Thomas / Eickholz, Peter / Kuhr, Kathrin / Jordan, A. Rainer / Sasunna, Dominic / Pichika, Vinay / Holtfreter, BirteZusammenfassungEinführung: Diese Studie verfolgte zwei zentrale Zielsetzungen: Erstens sollte ein Überblick gegeben werden über die Entwicklung des parodontalen Gesundheitszustands bei jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) und jüngeren Seniorinnen und Senioren (65- bis 74-Jährige) im Zeitraum von 2005 bis 2023 auf der Basis der Daten der Deutschen Mundgesundheitsstudien (DMS). Zweitens sollte quantifiziert werden, in welchem Ausmaß beobachtete Unterschiede in der Zahnzahl zwischen den Erhebungswellen durch Veränderungen in den soziodemografischen und verhaltensbezogenen Merkmalen der Teilnehmenden erklärbar sind. Methode: Analysiert wurden Daten aus DMS IV (2005), DMS V (2014) und DMS • 6 (2023). Die Teilnehmenden beantworteten Fragebögen zu ihrem Mundgesundheitsverhalten sowie zu ihrem allgemeinen und mundgesundheitlichen Zustand. Die Sondierungstiefen wurden an je drei Messstellen von zwölf Indexzähnen erhoben. Ausgewertet wurden die Zahl der vorhandenen Zähne, die Schwere und das Ausmaß der Parodontalerkrankung (gemessen über ST) sowie der Community Periodontal Index (CPI). Für die Analyse der Unterschiede über die Zeit hinweg kam eine multivariate Dekompositionsanalyse zum Einsatz. Ergebnisse: Der Anteil zahnloser jüngerer Seniorinnen und Senioren ging zwischen 2005 und 2023 deutlich zurück – von 23,2 % auf 5,4 %. Gleichzeitig hatten bezahnte Seniorinnen und Senioren im Jahr 2023 im Mittel 2,4 Zähne mehr als 2005. Die mittlere ST blieb konstant: 2,4 mm bei den jüngeren Erwachsenen und 2,8 mm bei den jüngeren Seniorinnen und Senioren. Hinsichtlich des Ausmaßes (Anzahl oder Prozent der Flächen oder Zähne mit einer bestimmten Mindestsondierungstiefe) zeigte sich jedoch ein uneinheitliches Bild: In vielen Fällen nahm deren Ausprägung zwischen der DMS IV und der DMS V ab, stieg jedoch in der DMS • 6 erneut an – insbesondere bei schweren Fällen (ST ≥ 6 mm) in der Gruppe der jüngeren Seniorinnen und Senioren. Der Anteil der Personen mit CPI-Werten zwischen 0 und 2 vergrößerte sich zwischen der DMS IV und der DMS V bei jüngeren Erwachsenen und Seniorinnen und Senioren deutlich, zeigte jedoch in der DMS • 6 eine rückläufige Tendenz. Insgesamt stieg die Prävalenz der CPI-Werte 0, 1, 2 gegenüber der DMS IV um etwa zehn Prozentpunkte bei den jüngeren Erwachsenen und um etwa fünf Prozentpunkte bei den jüngeren Seniorinnen und Senioren. Die beobachtete Abnahme der Zahl fehlender Zähne (bei jüngeren Erwachsenen) bzw. die Prävalenz von weniger als 20 Zähnen (bei jüngeren Seniorinnen und Senioren) zwischen den Erhebungswellen wurde überwiegend durch folgende Entwicklungen erklärt: ein Anstieg des Anteils hochgebildeter Personen, ein größerer Anteil von Personen, die nie geraucht haben (nur unter jüngeren Erwachsenen), ein größerer Anteil von Personen, die elektrische Zahnbürsten oder Hilfsmittel zur Zahnzwischenraumreinigung verwenden, sowie ein abnehmender Anteil an Personen mit Parodontitisbehandlung. Schlussfolgerungen: In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich die parodontale Gesundheit in Deutschland deutlich verbessert – besonders ausgeprägt zwischen der DMS IV und der DMS V. Die Prävalenz parodontaler Erkrankungen ist in dieser Zeit signifikant gesunken, was maßgeblich auf präventive Maßnahmen zurückzuführen ist. Diese Ergebnisse verdeutlichen die Relevanz der Integration präventiver Strategien in die zahnärztliche Versorgung als zentraler Bestandteil der öffentlichen Gesundheitsförderung.
Keywords: Anzahl fehlender Zähne, DMS 6, multivariate Dekompositionsanalyse, Parodontitis, Trendanalyse, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung
WissenschaftPages 301, Language: GermanBeikler, Thomas / Deutsche Gesellschaft für Parodontologie e. V.GesellschaftPages 302-303, Language: GermanDeutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung e. V. / Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e. V.GesellschaftPages 304-305, Language: GermanDeutsche Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich e. V. / Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e. V.GesellschaftPages 306-314, Language: German