FallberichtPages 180-189, Language: GermanPantke, Chiara-FabienneEinführung: Bei geringem Restzahnbestand und gewünschter Pfeilervermehrung mittels Implantaten sowie der Nutzung gleicher Retentionselemente können sowohl klassische Teleskopprothesen als auch Galvanoteleskopprothesen Anwendung finden. Behandlungsmethoden: Anhand zweier Fallbeispiele sollen die Möglichkeiten und Grenzen beider Prinzipien aufgearbeitet sowie miteinander verglichen werden. In der ersten Falldarstellung wurde der Patient, zusätzlich zu seiner restlichen Bezahnung, mit vier Implantaten und einer Galvanoteleskopprothese versorgt, während im zweiten Patientenfall eine Pfeilervermehrung mit drei Implantaten stattfand und der Patient mit einer „herkömmlichen“ Teleskopprothese versorgt wurde. Schlussfolgerung: Mit zunehmender Zahl der Implantate wächst das Risiko für das Auftreten von Spannungen, die durch eine intraorale Verklebung minimiert werden können. Der sogenannte passive fit bietet demnach einen entscheidenden Vorteil. Dem gegenüber steht eine in der Herstellung deutlich aufwendigere Therapieoption, die ihr Kosten erst rechtfertigen muss. Sofern die Zahl zusätzlich inserierter Implantate nicht ≥ 3 ist, kann, wie die Literatur zeigt, das Konzept der klassischen Teleskopprothese Anwendung finden.
Keywords: Galvanoteleskopprothese, Implantat, Pfeilervermehrung, Teleskopprothese
WissenschaftPages 190-204, Language: GermanLefarth, Katharina / Wissel-Seith, Carolin / Wannemüller, André / Jöhren, Hans-PeterEinleitung: Immer mehr nationale und internationale Studien bestätigen die Anfälligkeit von Zahnmedizinern für das Burnoutsyndrom. In Deutschland wurde 2012 die Burnoutprävalenz deutscher Zahnärzte ermittelt. Unter Berücksichtigung der COVID-19-Pandemie und der damit entstandenen zusätzlichen Stressfaktoren soll mittels einer Follow-up-Querschnittsuntersuchung die aktuelle Situation ermittelt werden. Material und Methoden: Die Universität Witten/Herdecke führte in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis für Psychologie und Psychosomatik der DGZMK von Dezember 2021 bis Juli 2022 eine bundesweite Onlinebefragung durch. Als Messinstrumente wurden Fragebogen zur Persönlichkeits-, Stress- sowie zur Burnoutanalyse verwendet. Die Burnoutanalyse basiert auf der deutschen Übersetzung des Maslach-Burnout-Inventorys (MBI-HSS). Ergebnisse: Insgesamt beteiligten sich 827 Zahnärzte an der Studie. Die aktuelle Befragung zeigt, dass alle Zahnärzte bis auf einen Teilnehmer an mindestens einem stressbedingten Symptom leiden. Häufig genannte Beschwerden sind Müdigkeit (71 %), Gereiztheit (59,6 %), Antriebsmangel (44,1 %), Ängste (43 %), Kopfschmerzen (34,3 %), Magenbeschwerden (29,3 %) und Bluthochdruck (18,6 %). Zudem berichtete mehr als die Hälfte der Befragten über Schlafstörungen (54,5 %) und Rückenschmerzen (60,7 %). Hinsichtlich psychischer Erkrankungen gaben 23,9 % der teilnehmenden Zahnmediziner an, an Depressionen zu leiden, und 6 % berichteten von Suizidgedanken. 717 Teilnehmer füllten den MBI vollständig aus. Die Burnoutanalyse ergab für die drei Dimensionen des Maslach-Burnout-Inventorys einen Mittelwert von 26,48 (SD = 11,04) für die Hauptskala „Emotionale Erschöpfung“, 7,49 (SD = 6,19) für „Depersonalisierung“ und 37,79 (SD = 7,32) für das reduzierte persönliche Leistungsempfinden. Außerdem wurde ermittelt, dass 13,1 % (n = 92) der an der Umfrage teilnehmenden Zahnmediziner von Burnout betroffen und 30,8 % burnoutgefährdet sind. Schlussfolgerung: Die Resultate der vorliegenden Untersuchung zeigen im Vergleich zur Erstuntersuchung vor elf Jahren, dass für die Berufsgruppe der Zahnmediziner relativ konstante Stressoren und psychische Belastungsprofile vorliegen. Es demnach weiterhin das Ziel sein, die Morbidität des Burnoutsyndroms zu minimieren, für die Zukunft weitere Präventionskonzepte zu entwickeln und diese besser zugänglich zu machen.
Keywords: Burnout, COVID-19-Pandemie, Präventionsbedarf, Stress, Zahnarzt, zahnärztliche Stressoren
WissenschaftPages 206-212, Language: GermanJordan, A. Rainer / Kuhr, Kathrin / Sasunna, Dominic / Rathmann, WolfgangEinführung: Epidemiologische Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen zahnmedizinischen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin, was in der Versorgung noch zu wenig beachtet wird. Zielsetzung war ein Vergleich der Prävalenz der wichtigsten zahnmedizinischen Erkrankungen bei Menschen mit und ohne kardiovaskuläre Erkrankung in der Altersgruppe jüngerer Seniorinnen und Senioren (65- bis 74-Jährige). Methode: In der bevölkerungsrepräsentativen 6. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS • 6) wurden Karies, Parodontitis und Zahnverluste standardisiert erfasst. Die Altersgruppe der 65- bis 74-jährigen Studienteilnehmenden wurde nach dem Vorhandensein kardiovaskulärer Erkrankungen (Selbstangaben) stratifiziert und vergleichend deskriptiv analysiert. Ergebnisse: Teilnehmende mit kardiovaskulären Erkrankungen wiesen einen im Mittel um 2,1 Zähne geringeren Zahnbestand auf, waren häufiger zahnlos und wiesen häufiger eine schwere Parodontalerkrankung (Stadium IV) auf. Untersuchte ohne kardiovaskuläre Erkrankungen hatten im Vergleich durchschnittlich mehr Füllungen (+ 1,7 Zähne). Diskussion: Was zu vermehrtem Zahnverlust geführt hat – vornehmlich kariöse oder parodontologische Gründe –, lässt sich anhand der vorliegenden Daten nicht aufklären. Schlussfolgerungen: Jüngere Seniorinnen und Senioren mit kardiovaskulären Erkrankungen wiesen in der vorliegenden Studie häufiger Zahnverluste auf, mit entsprechenden Einschränkungen der Funktionalität des oralen Systems.
Keywords: DMS 6, Epidemiologie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Mundgesundheit, Querschnittsstudien, Risikofaktoren, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung, Zahnkaries
WissenschaftPages 214-224, Language: GermanBartha, Valentin / Mohr, Judith / Krumm, Boris / Herz, Marco M. / Wolff, Diana / Petsos, HariEine retrospektive DatenanalyseZiel: Ziel dieser retrospektiven Studie war es, in einer Patientenkohorte mit parodontaler Minimalversorgung, dass heißt mit konsequent nichtchirurgischer Parodontalbehandlung und weniger als zwei unterstützenden Parodontaltherapie(UPT)-Terminen pro Jahr, Zahnverluste und parodontale Entzündungsparameter über einen Beobachtungszeitraum von 2,5 bis 10,7 Jahren auszuwerten. Material und Methode: Die Patientenakten nichtchirurgisch behandelter Parodontalpatienten wurden auf vollständige parodontale Untersuchungsdaten vor Behandlungsbeginn (T0), nach der aktiven Parodontaltherapie (T1) und nach ≥ 2,5 Jahren UPT (T2) geprüft. Rauchen, bestehender Diabetes mellitus, das Alter (mindestens 18 Jahre), der Plaqueindex (Plaque Control Record, PCR), der Gingivaindex, das Sondierungsbluten, der Anteil von Resttaschen, die UPT-Adhärenz und die Zahl wahrgenommener UPT-Termine wurden als Risikofaktoren für Zahnverlust untersucht. Ergebnisse: Insgesamt 132 Patienten (76 Frauen, Durchschnittsalter 56,7 ± 10,3 Jahre) wurden in die Auswertung eingeschlossen. Der mittlere Beobachtungszeitraum (T1–T2) lag bei 4,5 ± 1,6 Jahren. Insgesamt 26,5 % der Patienten verloren zusammengenommen 118 Zähne (0,5 Zähne/Patient, 0,12 Zähne/Patient/Jahr). Für die Plaque- und Blutungsparameter wurden ermittelt: 59,77 ± 28,07 % mittlerer PCR, 47,46 ± 34,12 % mittlerer Papillen-Blutungsindex und 33,46 ± 21,52 % mittleres Sondierungsbluten: Als patientenbezogene Risikofaktoren für Zahnverlust wurden die Dauer der UPT (p = 0,013) und das Sondierungsbluten zum Zeitpunkt T2 (p = 0,048) identifiziert. Schlussfolgerung: Die parodontale Minimalversorgung geht mit einer Erhöhung des Sondierungsblutens, des Papillen-Blutungsindex und des PCR einher. Das zeigt, dass sich die fehlende konsequente Durchführung chirurgischer Maßnahmen (falls nötig) und die anschließende Überführung in eine regelmäßig UPT, verbunden mit unzureichenden Verhaltensänderungen bezüglich der häuslichen Mundhygiene und fehlender Korrektur möglicher proinflammatorischer Ernährungsgewohnheiten, negativ auswirken. Außerdem wurde eine relativ geringe Zahnverlustrate beobachtet und die UPT-Dauer als Risikofaktor für den Zahnverlust identifiziert.
Keywords: nichtchirurgische Parodontaltherapie, parodontale Risikofaktoren, unterstützende Parodontaltherapie, Zahnverlust
GesellschaftPages 226-235, Language: GermanSanner, Frank / Gaul, Charly / Kares, Horst / Guth, Anna-Lena / Giannakopoulos, Nikolaos Nikitas / Türp, Jens ChristophWissenschaftliche Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie e. V. (DGET) in Kooperation mit der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG), der Deutschen Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und -forschung e. V. (DGPSF), dem Arbeitskreis Mund- und Gesichtsschmerzen der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V., dem EbM-Netzwerk und der Deutschen Gesellschaft Zahnärztliche Schlafmedizin e. V. (DGZS)Viele Patienten mit anhaltenden dentoalveolären Schmerzen sind einem starken psychosozialen Leidensdruck ausgesetzt. Häufig berichten sie über eine Vielzahl von zahnärztlichen Maßnahmen, die zu keiner Besserung, sondern sogar zu einer Verschlimmerung und Ausbreitung der Beschwerden geführt haben. Die vorliegende Mitteilung gibt Empfehlungen zur Diagnostik und Behandlung verschiedener nicht dentogener orofazialer Schmerzen unter Berücksichtigung der Internationalen Klassifikation Orofazialer Schmerzen (ICOP).
Keywords: Differenzialdiagnostik orofaziale Schmerzen, idiopathischer Schmerz, neuropathischer Schmerz, persistierende dentoalveoläre Schmerzen