Ziel: Das Vorhaben dieser In-vitro-Studie war es, den Einfluss approximal-zervikal unterminierter Schmelzränder auf die adhäsive Gesamtperformance (Randqualität und Schmelzintegrität/Rissbildung) unterschiedlich hergestellter (Labor vs. CAD/CAM) und unterschiedlich befestigter (Multistep-Adhäsiv vs. Universaladhäsiv) Keramikinlays und Keramikteilkronen zu untersuchen.
Material und Methode: 192 extrahierte Weisheitszähne erhielten zirkulär schmelzbegrenzte mod-Präparationen für Keramikinlays (n = 96) und -teilkronen (n = 96). Der distale approximale Kasten diente als Kontrolle, im mesialen Kasten wurde im Dentin eine zervikale Rille von 2×2×4 mm angelegt, um eine dort tiefere (Dentin-)Kariesexkavation zu simulieren. Diese Dentinrille wurde entweder belassen (R/Rille), mit Komposit gefüllt (F/Füllung) oder komplett entfernt, wobei dann der zervikale Rand im Dentin/Zement zu liegen kam (D/Dentin). Laborgefertigte (e.max Press) und CAD/CAM-gefertigte (e.max CAD) mod-Inlays und Teilkronen wurden mit Syntac/Variolink Esthetic (SV) oder Adhese Universal/Variolink Esthetic (AV) adhäsiv befestigt. Bei den laborgefertigten Restaurationen wurde die Provisorientragezeit (1.000 Belastungszyklen und 25 Thermozyklen) ebenfalls simuliert. Initial (21 Tage Wasserlagerung) und erneut nach thermomechanischer Belastung (TMB: 1 Mio. Zyklen mit 50 N, 25.000 Thermozyklen mit 5 °C/55 °C) erfolgte die Herstellung von Epoxidharz-Replikas, die rasterelektronenoptisch (200-fache Vergrößerung) auf Randspalten untersucht wurden. An den Originalproben erfolgte lichtmikroskopisch (zehnfache Vergrößerung) die Evaluation der Risszunahme im approximal-zervikalen Bereich bei Labside-Restaurationen vor der provisorischen Versorgung und nach TMB, bei Chairside-Restaurationen vor und nach TMB.
Ergebnisse: Unabhängig vom Adhäsivsystem zeigten generell die D-Gruppen eine signifikant schlechtere Randqualität (p 0,05), wobei das Universaladhäsiv besser performte als das Mehrschrittadhäsivsystem (p 0,05). Die Subgruppen R und F waren unabhängig vom Adhäsivsystem hinsichtlich der Randqualität zwar ähnlich (p > 0,05) und nicht schlechter als die Kontrollen (p > 0,05), zeigten aber bei F weniger Rissbildung als bei R (p 0,05). Bei CAD/CAM-Restaurationen wurden generell weniger Risse als bei laborgefertigten Restaurationen beobachtet (p 0,05). Teilkronen zeigten bessere Randqualitäten und weniger Risse als Inlays (p 0,05).
Schlussfolgerungen: Liegt bei Keramikpräparationen nach der Kariesexkavation im approximalen Kasten das Dentinniveau tiefer als das Schmelzniveau, sollte die resultierende unterminierte Schmelzlamelle nicht entfernt werden. Stattdessen sollte der unterminierte Schmelz erhalten und der fehlende Dentinbereich mit einer adhäsiven Aufbaufüllung ausgeglichen werden. Bezüglich der Leistungsfähigkeit der untersuchten Adhäsive hat das Universaladhäsiv Adhese Universal den ehemaligen Goldstandard Syntac abgelöst.
Keywords: Adhäsiv, etch-and-rinse, Inlay, Keramik, Randqualität, Rissbildung, self-etch, Teilkrone