ZusammenfassungEinführung: Diese Studie verfolgte zwei zentrale Zielsetzungen: Erstens sollte ein Überblick gegeben werden über die Entwicklung des parodontalen Gesundheitszustands bei jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) und jüngeren Seniorinnen und Senioren (65- bis 74-Jährige) im Zeitraum von 2005 bis 2023 auf der Basis der Daten der Deutschen Mundgesundheitsstudien (DMS). Zweitens sollte quantifiziert werden, in welchem Ausmaß beobachtete Unterschiede in der Zahnzahl zwischen den Erhebungswellen durch Veränderungen in den soziodemografischen und verhaltensbezogenen Merkmalen der Teilnehmenden erklärbar sind.
Methode: Analysiert wurden Daten aus DMS IV (2005), DMS V (2014) und DMS • 6 (2023). Die Teilnehmenden beantworteten Fragebögen zu ihrem Mundgesundheitsverhalten sowie zu ihrem allgemeinen und mundgesundheitlichen Zustand. Die Sondierungstiefen wurden an je drei Messstellen von zwölf Indexzähnen erhoben. Ausgewertet wurden die Zahl der vorhandenen Zähne, die Schwere und das Ausmaß der Parodontalerkrankung (gemessen über ST) sowie der Community Periodontal Index (CPI). Für die Analyse der Unterschiede über die Zeit hinweg kam eine multivariate Dekompositionsanalyse zum Einsatz.
Ergebnisse: Der Anteil zahnloser jüngerer Seniorinnen und Senioren ging zwischen 2005 und 2023 deutlich zurück – von 23,2 % auf 5,4 %. Gleichzeitig hatten bezahnte Seniorinnen und Senioren im Jahr 2023 im Mittel 2,4 Zähne mehr als 2005. Die mittlere ST blieb konstant: 2,4 mm bei den jüngeren Erwachsenen und 2,8 mm bei den jüngeren Seniorinnen und Senioren. Hinsichtlich des Ausmaßes (Anzahl oder Prozent der Flächen oder Zähne mit einer bestimmten Mindestsondierungstiefe) zeigte sich jedoch ein uneinheitliches Bild: In vielen Fällen nahm deren Ausprägung zwischen der DMS IV und der DMS V ab, stieg jedoch in der DMS • 6 erneut an – insbesondere bei schweren Fällen (ST ≥ 6 mm) in der Gruppe der jüngeren Seniorinnen und Senioren. Der Anteil der Personen mit CPI-Werten zwischen 0 und 2 vergrößerte sich zwischen der DMS IV und der DMS V bei jüngeren Erwachsenen und Seniorinnen und Senioren deutlich, zeigte jedoch in der DMS • 6 eine rückläufige Tendenz. Insgesamt stieg die Prävalenz der CPI-Werte 0, 1, 2 gegenüber der DMS IV um etwa zehn Prozentpunkte bei den jüngeren Erwachsenen und um etwa fünf Prozentpunkte bei den jüngeren Seniorinnen und Senioren. Die beobachtete Abnahme der Zahl fehlender Zähne (bei jüngeren Erwachsenen) bzw. die Prävalenz von weniger als 20 Zähnen (bei jüngeren Seniorinnen und Senioren) zwischen den Erhebungswellen wurde überwiegend durch folgende Entwicklungen erklärt: ein Anstieg des Anteils hochgebildeter Personen, ein größerer Anteil von Personen, die nie geraucht haben (nur unter jüngeren Erwachsenen), ein größerer Anteil von Personen, die elektrische Zahnbürsten oder Hilfsmittel zur Zahnzwischenraumreinigung verwenden, sowie ein abnehmender Anteil an Personen mit Parodontitisbehandlung.
Schlussfolgerungen: In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich die parodontale Gesundheit in Deutschland deutlich verbessert – besonders ausgeprägt zwischen der DMS IV und der DMS V. Die Prävalenz parodontaler Erkrankungen ist in dieser Zeit signifikant gesunken, was maßgeblich auf präventive Maßnahmen zurückzuführen ist. Diese Ergebnisse verdeutlichen die Relevanz der Integration präventiver Strategien in die zahnärztliche Versorgung als zentraler Bestandteil der öffentlichen Gesundheitsförderung.
Keywords: Anzahl fehlender Zähne, DMS 6, multivariate Dekompositionsanalyse, Parodontitis, Trendanalyse, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung