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Tipps aus dem Keramiklabor von ZTM Georg Walcher

Mit Zirkonmaterialien können mittlerweile sehr natürliche vollanatomische Versorgungen gestaltet werden. Entscheidend ist hierfür neben der hohen Qualität des Werkstoffs an sich die individuelle Gestaltung und korrekte Bearbeitung des Materials. Durch das Polieren von Zirkon können unnatürliche Glanzeffekte auftreten. Im Folgenden beschreibe ich meine Vorgehensweise der Zirkonbearbeitung am Beispiel einer Frontzahnbrücke aus Prettau Zirkon.

Zunächst trenne ich die gefräste Zirkonstruktur mit Sinterfuß aus dem Zirkonblank heraus und verschleife die Verbinder. Nun beginne ich, die Zähne manuell auszuarbeiten. Für eine schöne Individualisierung müssen hierbei die Zahnform, die Oberflächentextur, die Inzisalkante sowie die Torsion des jeweiligen Zahns berücksichtigt werden. Die Vorgehensweise ist in etwa mit dem Ausarbeiten von Keramik vergleichbar. Zuerst definiere ich mit Diamantfräsern die grobe Zahnform. Dann gestalte ich mit einem flammenförmigen Diamantfräser sowie selbstgefertigtem Modellierwerkzeug aus Zirkon die Interdentalbereiche. Anschließend verwende ich einen alten Diamantfräser, um auf der Oberfläche einen Seidenglanz zu erzeugen (Abb. 1). Bei einem monochromen Zirkonblank entstehen aus dem Blockinneren heraus keine natürlichen Farbkontraste. Diese müssen somit manuell über Strukturverläufe auf der Oberfläche imitiert werden. Der Zahn muss also sehr plastisch gestaltet werden, um Lichtbrechungen zu erzeugen. Ich realisiere dies mit einem Zirkonspatel sowie weiteren Bearbeitungswerkzeugen (Abb. 2 und 3).


Abb. 4 Für die grundlegende Farbcharakteristik werden mit dem Pinsel Colour Liquid Prettau Aquarell und Intensivfarben aufgetragen.

Bei der Stärke der Ausarbeitung muss berücksichtigt werden, dass die Zirkonstruktur durch das Dichtsintern um ca. 20 Prozent schrumpft und abschließend glasiert wird. Daher sollte die Oberfläche in der vorgesinterten Struktur massiver gestaltet werden als bei einem natürlichen Zahn. Die Abrasionsflächen im Inzisalbereich gestalte ich mit einem grauen Keramikpolierer. Neben der Einarbeitung räumlicher Struktureffekte ist die Farbgebung für ein natürliches Resultat entscheidend. Die Farbbasis der Zirkonversorgung lege ich durch das händische Auftragen verschiedener ­Colour Liquid Prettau Aquarell Farben (Abb. 4). Palatinal und im Inzisalbereich nutze ich hierfür Intensivfarben. Mit den Intensivfarben kann besonders die Zahnschneide charakterisiert werden. Dann wird die Versorgung im Zirkonofen dichtgesintert. 


Abb. 5 Leichte Politur einzelner Bereiche mit der extradünnen Zirkonpoliererscheibe grob.

Nach dem Sintern zeigen sich bereits schöne Farbkontraste. Ich trenne den Sinterfuß ab und verschleife erneut die Verbinder. Nun passe ich die Restauration auf und kontrolliere Okklusion und Funktion. Wenn alles passt, werden lediglich die Leisten sowie einzelne Strukturbereiche mit einer groben Zirkonpoliererscheibe leicht zum Glänzen gebracht (Abb. 5). Durch das Zusammenspiel matter und glänzender Bereiche erzeuge ich Farblebendigkeit. Wichtig ist, dass beim Polieren kein Perlglanz entsteht, da dieser auch durch das anschließende Auftragen von Malfarben nicht mehr ganz so einfach kaschiert werden kann und unnatürlich aussieht. 


Abb. 6 Mit den ICE Zirkon Malfarben 3D by Enrico Steger und der Glasurmasse 3D Base Glaze entsteht die finale Farbgebung durch All-in-one-Technik.

Vor dem Aufbrennen der Malfarben ICE Zirkon Malfarben 3D by Enrico Steger reibe ich die Oberfläche mit einer Zahnbürste und Keramikpulver ab. Somit verringere ich die Oberflächenspannung und die Glasurpaste perlt anschließend nicht ab. Ich trage die Glasurmasse 3D Base Glaze auf und „schichte“ verschiedene Malfarben hinein (All-in-one-Technik) (Abb. 6). Falls gewünscht, könnten auch noch weitere Malfarben- oder Glasurbrände nachgebrannt werden. 


Abb. 7 Finale natürliche Frontzahnbrücke aus Prettau Zirkon.

Abschließend poliere ich die Zahnleisten leicht mit einem Filzrad sowie Diamond Polishing Paste und stelle zu guter Letzt mit Bimsstein und Ziegenhaarbürste den natürlichen Glanzgrad ein. Im Gesamtergebnis zeigt sich eine sehr natürliche Vollzirkonrestauration, die sich durch eine spezielle Tiefenwirkung mit kontrastreichen Licht- und Schatten­effekten auszeichnet. (Abb. 7).

ZTM Georg Walcher ist gebürtiger Südtiroler und seit 2007 im Dentallabor Steger tätig. Als Referent im Zirkonzahn Education Center Bruneck unterrichtet er unterschiedliche Verfahren, zum Beispiel die Prettau-Techniken. Georg Walcher hat bereits mit der Zirko­graph-Technik erfolgreich gearbeitet und verfügt über ein hohes Maß an Erfahrung im Bereich Zirkon­oxid-Verarbeitung.


Quelle: Quintessenz Zahntechnik, Ausgabe 2/17 Materialien Zahntechnik

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