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„Nachhaltigkeit in der Implantologie“ – ITI Kongress Deutschland und Österreich in Dresden, 12. und 13. Mai 2023

Die Kontroverse zum Thema Sofortversorgung machte den Schluss: Die Pro-Fraktion mit Florian Stelzle, Daniel Grubeanu und Bilal Al-Nawas (links, von links) und die Kontra-Fraktion (rechts, von links) Andreas Hentschel, Anne Bauersachs und Georg Bach.

(c) Marschall/Quintessence News

Wissenschaftlich und fachlich fundiert, nah an der Praxis – und am Labor – und nachhaltig: Diese Mischung „zog“ beim ITI Kongress Deutschland und Österreich in Dresden Mitte Mai 2023. Die gut 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und engagierten Referentinnen und Referenten nutzten diese sehr gute Gelegenheit zur fachlichen Fortbildung und zum regen Austausch. Bis zum Kongressende am Samstagnachmittag mit der Kontroverse zur Sofortversorgung war im Plenum Betrieb, wurde nachgefragt und diskutiert.

Gleichzeitig war dieser Kongress, der nun wegen der Corona-Pandemie im dritten Anlauf endlich in Präsenz erfolgreich veranstaltet werden konnte, auch Ort eines Generationenwechsels: Das neue Leadership-Team um Chairwoman Dr. Anne Bauersachs übernahm die Führung der starken ITI-Sektion Deutschland. Doch eigentlich war und ist es kein Wechsel, sondern ein fließender Übergang, hatte das „alte“ Leadershipteam um Prof. Johannes Kleinheinz, Prof. Dr. Bilal Al-Nawas und Dr. Georg Bach das neue Team doch schon seit mehr als einem Jahr eingearbeitet und ein gut bestelltes ITI-Haus bereitet. Das hoben alle engagierten ITI-ler immer wieder hervor. Und das „alte“ Team ist auch nicht weg, sondern brachte und bringt sich auch weiterhin in die vielfältigen Angebote und Themen des ITI ein. Und da gibt es viel, wie auf der Pressekonferenz berichtet wurde.

Traditionell hohen Stellenwert in der ITI nimmt die Zusammenarbeit mit den Zahntechnikern ein, was auch beim diesjährigen ITI Kongress für Kongressbeiträge, die für Zahntechniker und Zahnärzte zugleich attraktiv sind geführt hat. Zudem gab es am zweiten Kongresstag eine Spezialsession für Zahntechniker, die sehr gut besucht war.

Dem Kongress vorgelagert war am Vormittag des ersten Tages ein Innovationsforum der Industrie, hier griff Dr. Dr. Markus Tröltzsch das Kongressthema auf und hinterfragte „Ist Nachhaltigkeit in der Praxis realistisch umsetzbar?“. Thomas Franke, Tobias Lang und Peter Windisch stellten eine neue Generation von Biomaterialien für die Kieferaugmentation vor und ein wahres Feuerwerk an gelungenen Fallbeispielen für nachhaltige Sofortversorgungskonzepte wurden durch Puria Parvini, Eik Schiegnitz, Paul Schuh, Frank Spitznagel und Georgia Trimpou vorgestellt.

Der besondere Vortrag

ITI-Chairwoman Dr. Anne Bauersachs (links) und Festrednerin Kristina zur Mühlen.
ITI-Chairwoman Dr. Anne Bauersachs (links) und Festrednerin Kristina zur Mühlen.
© Marschall/Quintessence News
Die Physikerin Kristina zur Mühlen hatte in doppelter Hinsicht ein Heimspiel, zum einen stammt die Physikerin aus Dresden und zum anderen lag es auch am Thema: „Wie wollen wir in Zukunft leben? Ihr Appell: Es sind nicht unbedingt die großen, teuren und schwer zu verwirklichenden Aktionen die die urbane Lebensqualität verbessern, sondern es gibt viele kleinere Veränderungen, die dies nachhaltig tun.

Patientenzentrierte Aspekte für eine nachhaltige Behandlung

Die erste Session des ITI Kongresses Deutschland-Österreich markierte auch den Übergang vom bisherigen Leadership-Team auf das neue. Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, Prof. Dr. Dr. Johannes Kleinheinz und Dr. Georg Bach moderierten den ersten Teil der Session, in der die ITI-Präsidentin Charlotte Stilwell die Bedeutung wissenschaftlich basierten Arbeitens betonte: „Research Education as basis for a sustainable implantology“. Beide Bereiche – Wissenschaft und Ausbildung – sind Herzensangelegenheiten der ITI Präsidentin, aber auch des ITI selbst. 57 Millionen Euro wurden in den vergangenen Jahren in Grants seitens des ITI investiert. Und so nahm Stilwell das Auditorium mit und stellte die zahlreichen Ausbildungs- und Forschungsformate des Internationalen Teams für Implantologie vor. Die rührige deutsche Sektion fungiert hier übrigens als Trendsetterin und Benchmark zugleich. Beredtes Beispiel hierfür war die Auszeichnung als weltweit beste Sektion, die Anne Bauersachs jüngst beim globalen ITI-Meeting in Lissabon entgegennehmen durfte.

Past-Chairman Johannes Kleinheinz gab ein SAC-Update 2020. Das SAC-Tool ist das Produkt des ITI, mit dem viele Kolleginnen und Kollegen ihren ersten Kontakt zum ITI hatten. Alle Informationen zur neuen SAC gibt es auf dem Online-Portal des ITI. Neu aufgenommen sind die patientenbezogene Perspektive und der Behandler und seine Limitationen. Auch gibt es keine Kontraindikationen mehr für die Implantologie, nur noch unterschiedlich zu gewichtende Risiken, die vom Implantologen auch im Vorfeld minimiert werden sollten. Kleinheinz empfahl, alle in der Klassifikation genannten Faktoren gemeinsam mit dem Patienten durchzugehen. Er müsse verstehen, was da geht und was nicht, wo es kritisch ist, und dann entscheiden, ob er den weiteren Behandlungsablauf mit dem ZA gehen will.

Der Mainzer Kieferchirurg PD Dr. Dr. Eik Schiegnitz sprach über evidenzbasierte Definitionen von Risikoprofilen und arbeitete mit dem Auditorium in gut fünfundzwanzig Minuten Antiresorptiva, Diabetes Mellitus, Antikoagulantien und Antibiotika ab. Es sei wichtig, hier immer auf dem aktuellen Stand zu sein, weil sich gerade in der Medikation und bei den eingesetzten Wirkstoffen viel ändere – alte Empfehlungen zum Beispiel zum Absetzen von Antikoagulantien und zur Antibiose seien schnell überholt. So sei das bei Zahnärzten beliebte Clyndamycin keine gute Empfehlung, Penicillin-Allergien sehr selten und bessere Alternativen verfügbar und eine Single-Shot-Gabe vor OP sei nur noch bei komplexen Fällen nötig. Es komme darauf an, die Risiken einzuschätzen, zu minimieren, vorbereitet zu sein und zu erkennen, wann ein kompromittierter Patient besser in einer Fachklinik aufgehoben sei.

Das neue Leadershipteam mit PD Dr. Stefan Röhling, Eik Schiegnitz und Dr. Florian Will übernahm die nächste Session unter der Führung der ersten Chairwoman Dr. Anne Bauersachs, die – als Bindeglied – bereits dem alten Team angehört hatte. Ein überaus relevantes Thema griff Marcel-René Hanisch auf, der über implantatgestützte Versorgung seltener Erkrankungen im orofazialen Bereich sprach. Seltene Erkrankungen sind erst vor wenigen Jahren stärker in den Fokus der Zahnmedizin gerückt. Immerhin vier Millionen Menschen in Deutschland sind von einer seltenen Erkrankung betroffen. Der in München tätige Oralchirurg war in seiner Münsteraner Zeit einer der ersten, die seltene Erkrankungen auf ihre Relevanz in der Zahnmedizin hin untersuchten. Zwei umfassend dokumentierte Fallbeispiele seltener Erkrankungen, zum einen eine ektodermale Dysplasie und zum anderen der einer Dentinogenesis imperfecta wurden durch Hanisch dargestellt und erläutert. Sein Fazit: Implantate können gerade für diese Patienten eine große Verbesserung der Lebensqualität bringen.

Das Referentenduo Dr. Monika Bjelopavlovic und ZTM Björn Roland definierten die „translationale Implantologie“ und führten aus, wie wissenschaftliche Erkenntnisse im klinischen Alltag umgesetzt werden können. Die Darstellung von drei großen Themenbereichen hatte sich das Referentenduo zur Aufgabe gemacht.

Den ersten Teil ihrer Ausführungen galt der Entscheidungsfindung zu „verschraubt versus zementiert“, der zweite zu „Bohrschablonen“ und der dritte zur Frage „festsitzend versus herausnehmbar“. Sie bevorzugen verschraubte (monolithische) Restaurationen, wenn zementiert, dann auf individuellen Abutments. Viele praktische Tipps rundeten die Ausführungen des Referentenduos ab, zum Beispiel dass jede Schraubenlockerung als Notfall einzustufen ist und einer sofortigen Vorstellung des Patienten bedarf. Die Schraube sollte dann grundsätzlich gegen eine neue getauscht werden. Die Arbeit mit Bohrschablonen bietet viele Vorteile, bis hin zum vorbereiteten Provisorium für den Patienten, wenn die nötigen Kautelen beachtet werden (sterilisierbare Materialien). Und beim Thema festsitzend vs. herausnehmbar erinnerten sie daran, dass der Zahnarzt seine Präferenzen gerne auf den Patienten spiegele. Entscheidend seien aber die Hygienefähigkeit und Adaptationsfähigkeit für den Patienten. Die provisorische Phase sei der Schlüssel, um die Patienten abzuholen und die für sie optimale Versorgung zu ermitteln.

Geweberegeneration

Die deutsche ITI-Sektion hat ein vielbeachtetes Curriculum „Regeneration“ auf den Weg gebracht, welches sich nicht nur innerhalb kürzester Zeit zu einem echten Dauerbrenner auf dem Markt der curriculären Ausbildungen entwickelt hat, sondern auch international für Furore gesorgt hat. Aktivposten dieses ITI-Curriculums der deutschen ITI-Sektion sind u.a. Prof. Dr. Dr. Peer Kämmerer, Dr. Andreas Pabst und Dr. Jochen Tunkel, die folgerichtig auch den Vorsitz dieser Session innehatten.

Dr. Kai Fischer sprach zu modernen Strategien des periimplantären Weichgewebsmanagements und fragte „ist das autologe Transplantat noch zeitgemäß?“ Der Implantologe wies darauf hin, dass es für Patienten durchaus komfortabler sein kann, dass der Zahnarzt zur Blisterpackung greift, statt eine Entnahme am Gaumen durchzuführen. Dennoch, so Fischer, stellt das autologe Transplantat bei vielen Indikationen immer noch den Goldstandard dar. Dies gilt insbesondere für komplexe Defekte und Rezessionen. Bei der horizontalen und vertikalen Weichteilverdickungen indes haben sich mit den azellulären Matrices eine Alternative zum autologen Transplantat etabliert. Er erinnerte aber auch daran, dass ein Augmentieren über die biologische Kontur hinaus nicht erfolgreich sei.

Prof. Peer Kämmerer beurteilte Allografts mit Blick in die Zukunft und hinterfragte die entsprechende Langzeitevidenz. Der Mainzer Kieferchirurg sammelte bereits – in seiner Zeit an der Universität Rostock – vor 14 Jahren erste Erfahrungen mit Allografts. Er wies darauf hin, dass mit der Verfügbarkeit von frisch gefrorenen Knochen eine Vielfalt von Anwendungen ergebe, die allerdings auch mit einigen Komplikationen (immunologische Potenz, Antikörperentwicklung) vergesellschaftet sind. In der Zahnheilkunde und Kieferchirurgie indes werden andere Allografts mit validierter Sterilisation eingesetzt, die allesamt zu den bestkontrollierten Knochenersatzmaterialien gehören. Problematische haben sich bei Autograft die Entnahmemorbidität herausgestellt, bei Allografts indes die vollständige Integration. Langzeitdaten belegen, dass beide Verfahren zuverlässig funktionieren. Einen wichtigen Hinweis gab Kämmerer für das Ausmaß der Augmentation – „gehen Sie nie über den scelettal envelope“ hinaus, vermeiden Sie Überaugmentationen!“

Auf Lifestyle und Ernährung achten

PD Dr. Ulrike Schulze-Späte bewertete den Einfluss des Knochenmetabolismus auf den langfristigen Therapieerfolg bei der Geweberegeneration bei kompromittierten Patienten. Als zentrale Säule des Erfolgs definiert die Jenaer Parodontologin den biologischen Ansatz. Hier steht das Beachten patientenspezifischer Faktoren im Vordergrund. Dies gilt für (epi)genetische Faktoren, systemische Faktoren, die Mikroflora und Lifestyle-Faktoren zugleich. Allesamt haben diese Faktoren einen direkten Einfluss auf die Wahl des zur Anwendung kommenden Knochenmaterials. Die Darstellung des Einflusses des Vitamin D-Stoffwechsels auf den Modulationsprozess des Knochens war ein wesentliches Anliegen der thüringischen Hochschullehrerin. Ein Vitamin D-Mangel kann eine reduzierte Knochenmodulationsrate zur Folge haben und somit einen frühen Implantatverlust begünstigen. Eine Supplementierung kann hier einen günstigen Einfluss auf einen besseren Verlauf haben, so Schulze-Späte. Bei den Lifestyle-Faktoren wies die Referentin der fett- und zuckerreichen „westlichen“ Ernährung eher einen inflammatorischen, der „südlichen“, mediterranen Ernährung indes eher einen anti-inflammatorischen Einfluss. Auch hier sind direkte Einflüsse auf Knochen und Implantatlangzeiterfolg zu erwarten.

Dr. Martin Gollner sprach über Ästhetik als Ergebnis eines erfolgreichen Hart- und Weichgewebemanagements. Der in Bayreuth niedergelassene Oralchirurg fasste die vorhergehenden Beiträge der Session in idealer Weise anhand zahlreicher hervorragend dokumentierter Patientenfälle zusammen und betonte, dass eine perfekte Rot-Weiß-Ästhetik Zeit und bewährte Konzepte bedinge. „Geben Sie dem Gewebe Zeit“, so sein Appell. Beeindruckend der von Gollner betriebene Aufwand, der den Rat gab. „Denken Sie auch mal out oft the box!“

Chirurgie und Prothetik

Die Symbiose zwischen Zahntechnik und Implantologie hat beim ITI traditionell einen sehr hohen Stellenwert. Unter dem Vorsitz von Julia Bauer, Sascha Virnik und Ulrike Webersberger widmete sich daher eine Session der Chirurgie und Prothetik. Der Heidelberger Oralchirurg Christian Mertens sprach über „komplexe Rekonstruktionen mit Hilfe von digitaler Technologie: Der junge Patient“. Für dieses Patientengruppe gelten nach Ansicht des Referenten andere Konditionen als im fortgeschritteneren Lebensalter. Bereits minimal schlechtere Ausgangsbedingungen, zum Beispiel ein diskreter bukkaler Defekt, können zu dramatischen Veränderungen führen, so Mertens, die letztendlich in eine erneute Behandlung mündeten. Grundsätzlich ist bei jüngeren Patienten auch ein höherer Bedarf an Augmentationen festzustellen, auch um ein korrekte dreidimensionale Implantatposition zu ermöglichen.

Ein hoffnungsvolles Tool, um diesen gehobenen Ansprüchen gerecht zu werden, ist der digitale Workflow (Scans, digitale WaxUps, DVTs, etc.), der – falls konsequent durchgeführt – ein hohes Maß an Vorhersagbarkeit und therapeutischer Sicherheit birgt. Die Morphologie des Knochendefekts hat direkten Einfluss auf die Wahl der Augmentationstechnik und auf die des Augmentationsmaterials. Digitale Planungshilfen können hier ebenso hilfreich sein, wie auch die Option des anhand eines digitalen Röntgendatensatzes präfabrizierten Titanmeshs.

Im direkten Vergleich zwischen Vollblock- und Schalentechnik indes hat sich die Schalentechnik als vorteilhafter (in allen augmentierten Dimensionen) erwiesen. Bei komplexen Fällen indes stellt das Blocktransplantat immer noch den Goldstandard dar. Hauptanliegen des Referenten war die umfangreiche Darstellung und Erläuterung von Entscheidungspfaden, was ihm anhand zahlreicher klinischer Fälle vollumfänglich gelang.

Das Hamburger Referentenduo Kai-Hendrik Bormann und Matthias Müller fragten eher rhetorisch, ob es bei der komplexen Behandlung beim zahnlosen Patienten überhaupt noch Grenzen gebe. Bormann übernahm den chirurgischen Part und Müller den prothetischen. Sie demonstrierten dies an einem umfassend dargestellter Patientenfall, bei dem im Oberkiefer alle vorhandenen Zähne (auch solche, die noch erhaltungsfähig gewesen wären) extrahiert wurden und mit einer „All-on-six“-festsitzenden Brücke ersetzt wurden. Step-by-step wurde die Versorgung dargestellt und so konnte der immense Aufwand, der hier betrieben wurde, verdeutlicht wurde. Limitationen sehen die Referenten nur noch bei absolut fehlendem Knochen und bei der Zeit. Um beim zweiten Punkt weiterzukommen, zielen die Bemühungen Bormanns und Müller darauf ab, die Behandlungszeit noch mehr zu verkürzen, auch unter Zuhilfenahme künstlicher Intelligenz.

Prof. Dr. Irena Sailer gab ein „Keramik-Update“ mit dem Anspruch auch Hinweise für den klinischen Alltag zu geben. „Druckfrisch kann ich Ihnen die Ergebnisse der ITI-Konsensuskonferenz, die vor einer Woche endete, geben!“, so Sailer. Für mehrgliedrige Rekonstruktionen im Seitenzahngebiet konnten 32 Studien ausgewertet werden: Die klassische dreigliedrige Brücke (zwei Anker, ein Brückenglied) wies ein sehr gute Überlebensrate auf, sowohl für die klassische metallkeramische Ausführung, aber auch für die mit Zirkondioxid. „Hier sind wir ganz ähnlich unterwegs!“ so, Sailer. Auch bei der Verlustrate gab es keine statisch signifikanten Unterschiede. Eine Pfeilerzahnvermehrung (mehr Implantate, Einzelkronen) erbrachte ebenfalls keine wesentlichen Unterschiede. Somit kann die Zirkondioxidrestauration als zuverlässige Variante gewertet werden. Komplikationen wurden in Form von Chipping, Schraubenfrakturen, Verlust von Retention etc. festgestellt.

Innerhalb der vollkeramischen Restaurationen haben sich bezüglich der Komplikationen die monolithischen Ausführungen als vorteilhaft erwiesen, schlechtere Ergebnisse wiesen hier die verblendeten keramischen Gerüste auf. Brücken auf Implantaten sollten somit bevorzugt aus monolithischen Zirkondioxidmaterialien hergestellt werden. Ähnliche Ergebnisse wurden bei verblockten Einzelkronen festgestellt. Zwischen Kronen und Brücken wurden im direkten Vergleich keine signifikanten Unterschiede gefunden, so dass eine Reduktion von Implantaten durchaus durchgeführt werden kann. Beachten sollte man aber die reduzierte Festigkeit von neuen, ästhetischeren Zirkoniumdioxidwerkstoffen gegenüber dem „klassischen“ Zirkoniumdioxidkeramiken. Ihr wichtiger Hinweis: Mit dem Labor die Auswahl der Werkstoffe für die jeweiligen Indikationen auf der Grundlage der wissenschaftlichen Empfehlungen und klinischen Erfahrungen besprechen, festlegen und dann auch allseits daran halten.

Young ITI Session

Ein spannendes und überzeugendes Format bot die Young ITI Session, mit der die deutsche ITI-Sektion erneut etwas Neues etablierte: Die jungen Referentinnen und Referenten hatten jeweils sieben Minuten Zeit, ihr Thema kompakt darzustellen. Nachdem Frederic Kauffmann das Young-ITI-Team vorgestellt hatte und Tabea Flügge über die Erfahrungen, die sie im Rahmen ihres ITI-Stipendiums im Ausland sammeln konnte, berichtet hatte, gab es sechs Kurzreferate. Tabea Flügge sprach über „digitale Chirurgie“, Robert Würdinger über „Augmentationen“, Stefan Röhling über „Keramik-Implantate“, Christian Schmitt über „Weichgewebe“, Daniel Bäumer über „digitale Prothetik“, Frederic Kauffmann über „Periimplantitis“.

Sascha Virnik überreichte den Posterpreis, der an Diana Heimes ging, die ihre Ergebnisse über „Vestibulumplastik mit einer 3-D-Kollagenmatrix“ in einem weiteren Kurzvortrag vorstellte. Mehr als 20 Poster waren diesmal eingereicht worden.

Disputatio zum Schluss

Ebenfalls eine ITI-Besonderheit, wenn auch in letzter Zeit in mehr oder weniger abgewandelter Form bei dem einen oder andren Fachkongress wiederzufinden – die Disputation in Form eines akademischen Streitgesprächs. Auch wenn das diesjährige Thema noch vor wenigen Jahren vermutlich zu einem echten kollegialen Streit hätte führen können – „Stellt die Sofortversorgung ein nachhaltiges Behandlungskonzept dar und wo sind die Grenzen?“ – ging es den Diskutanten dieses Jahr weniger um die Kontroverse als vielmehr um die Darstellung der tatsächlichen Limitationen dieser Therapieoption. Eines wurde klar herausgearbeitet, die Frage des Erfolgs beziehungsweise des Misserfolgs ist vor allem in der individuellen Expertise und dem Können der/des Ausführenden zu suchen – inklusive der realistischen Selbsteinschätzung.

Die Darstellung dieses Spagats gelang – unter der souveränen Moderation von Ulrike Kuchler vom österreichischen ITI – Bilal Al-Nawas, Daniel Grubeanu und Florian Stelzle (Pro-Seite) und Anne Bauersachs, Andreas Hentschel und Georg Bach (Contra-Seite) auch überaus überzeugend – salomonisch auch das Fazit der Diskussionsrunde: Zweifellos stellen Sofortversorgungskonzepte (nicht Sofortimplantationen) eine nachhaltige Option dar, auch unter dem Aspekt der Lebensqualität für den Patienten. Gerade mit den digitalen Workflows sind Sofortversorgungen heute vorhersagbarer durchzuführen. Klarzustellen ist die hohe Techniksensitivität und den enormen Anspruch an das individuelle Können und die Ausbildung.

Neues von den ITI-Sektionen Deutschland und Österreich

PD Dr. Stefan Röhling, PD Dr. Eik Schiegnitz, Dr. Anne Bauersachs, Dr. Florian Will und Ass.Prof. Dr. Dr. Ulrike Kuchler
PD Dr. Stefan Röhling, PD Dr. Eik Schiegnitz, Dr. Anne Bauersachs, Dr. Florian Will und Ass.Prof. Dr. Dr. Ulrike Kuchler
© Marschall/Quintessence News
Die veranstaltenden Sektionen Deutschland und Österreich nutzten die Gelegenheit, ihre aktuellen Angebote und weiteren Pläne auch auf einer Pressekonferenz in Dresden vorzustellen. Die deutsche Sektion mit aktuell 1.175 Membern und 106 Fellows wird ihr innovatives Fortbildungsangebot noch erweitern. Neben dem bekannten ITI Curriculum Implantologie, das Anfang Juni in eine neue Runde gestartet ist, gibt es in diesem Jahr noch das ITI Curriculum Digital und das ITI Curriculum Orale Regeneration. Dazu kommen die gut 46 Study Clubs mit ihrem regen Fortbildungsbetrieb.

PD Dr. Eik Schiegnitz lenkte den Blick auf Forschung und Bildung. Das ITI wolle Studierende früh auf sich und die vielen Fördermöglichkeiten aufmerksam machen. „Wir wollen das wissenschaftliche Feuer entfachen“, so Schiegnitz. So ist erfolgreich ein wissenschaftliches Forum zum Verfassen von Dissertationen und Papers gestartet worden, auch „Open Mic“-Formate für den Nachwuchs, Speaker Contests etc. gehören dazu. „Wenn wir evidenzbasiertes Wissen verbreiten wollen, brauchen wie die Key-Opinion-Leader der Zukunft.“ Die Zukunft sieht er in strukturierten Fortbildungen wie den Curricula. Einzelkurse funktionierten nicht mehr.

ITI Österreich im Aufschwung

Die kleinere österreichische Sektion verzeichnet ebenfalls guten Zuspruch und wird ihre Aktivitäten ausweiten. Man wolle noch mehr der insgesamt 4.000 zahnärztlichen Kolleginnen und Kollegen erreichen. Aktuell gibt es sieben Study Clubs und ein sehr beliebtes Online-Angebot, dazu neue Formate wie Summer@the Lake. „Und vielleicht haben auch wir bald einmal die Gelegenheit, einen solchen Kongress bei uns auszurichten“, so Ass. Prof. Dr. Dr. Ulrike Kuchler.

Dr. Stefan Röhling und Dr. Georg Bach, Communications Officers der Deutschen ITI-Sektion
Dr. Marion Marschall, Quintessence News

 

Quelle: Quintessence News Implantologie Implantatprothetik Fortbildung aktuell

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