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Dr. Rebecca Komischke über ihre Erfahrungen mit dem Einsatz einer Künstlichen Intelligenz in der Aligner-Therapie

Neben der Digitalisierung in der Zahnmedizin ist mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) ein weiterer Schritt erfolgt, Entscheidungsprozesse in der Praxis zu unterstützen. Auf KI basierende Systeme werden für die effiziente Datenanalyse genutzt und treten vermehrt in allen Bereichen des Praxisalltags auf, zum Beispiel unterstützen sie schon heute in der Verwaltung bei der optimierten Abrechnung oder in der Kieferorthopädie die kephalometrische Analyse [4].

Mit DenToGo bietet Straumann eine Smartphone-App, die die Remote-Verlaufskontrolle in der Aligner-Therapie quasi aus der Ferne erleichtert: Das System erkennt anhand von Fotos, die die Patienten selbst erstellen, wann der nächste Korrekturschritt erfolgen kann. Die erfahrene Zahnärztin Dr. Rebecca Komischke aus Medebach im Hochsauerlandkreis gehört zu den DenToGo-Testanwendern der ersten Stunde und berichtet im Gespräch mit Zahnärztin und Fachjournalistin Dr. Aneta Pecanov-Schröder von ihren Erfahrungen.

„Die Kieferorthopädie profitiert besonders“

„KI wird einen immer höheren Stellenwert in der Zahnmedizin gewinnen. Die Kieferorthopädie profitiert besonders davon, da unvorhersehbare und unerwünschte Zahnbewegungen frühzeitig erkannt werden und der Arzt entsprechend gegensteuern kann“, ist Rebecca Komischke überzeugt. Die Familienzahnärztin setzt seit mehr als einem Jahrzehnt transparente herausnehmbare Schienen für die kieferorthopädische Therapie ein, „davor habe ich fast ausnahmslos mit herkömmlichen Brackets therapiert“. Im Jahr 2018 begann sie im Zuge der Praxisdigitalisierung, unter anderem mit dem Introaoralscanner 3Shape Trios als Testzahnärztin für ClearCorrect und hat sich nun vollständig für dieses Aligner-System entschieden, das „mir neue Behandlungsmöglichkeiten eröffnet“. [2,3]

Dr. Rebecca Komischke (Foto: privat)

Dr. Rebecca Komischke ist seit 2004 in der väterlichen Zahnarztpraxis in Medebach (Hochsauerland) tätig und seit 2010 Inhaberin der Praxis. Sie hat 2003 das Studium der Zahnmedizin an der Privaten Universität Witten-Herdecke erfolgreich absolviert, wurde ein Jahr später dort promoviert und erhielt 2005 den Promotionspreis der UWH zur „Würdigung hervorragender wissenschaftlicher Leistungen an der UWH“. Komischke versteht sich als leidenschaftliche Familienzahnärztin mit breit angelegtem Praxisportfolio in der Zahnheilkunde, um den Bedürfnissen ihrer Patienten maximal entgegen zu kommen. Seit 2008 ist sie zertifizierte Invisalign-Anwenderin, seit rund einem Jahr ist sie von ClearCorrect überzeugt und gibt ihr Know-how im Bereich der digitalen Kieferorthopädie mit Alignern von ClearCorrect und der digitalen Zahnarztpraxis als Referentin für Straumann weiter. Ihre Praxis ist seit 2018 volldigitalisiert im Bereich der Kieferorthopädie und des Zahnersatzes mit 3Shape Trios Intraoralscanner, Straumann Cares 3 series Laborscansystem sowie Straumann Cares M-series Fräsanlage. (Foto: privat)


Vorteile des Remote-Monitoring und Datensicherheit

Zur Internationalen Dental-Schau 2019 stellte die Straumann Group die von Dental Monitoring (Paris) entwickelte und von Straumann vertriebene Softwarelösung DenToGo vor, die auf künstlicher Intelligenz basiert. Mit einer App auf dem Smartphone nehmen ClearCorrect-Patienten ihre Zähne auf; es entsteht eine Videoaufnahme, die in einzelne Bilder gegliedert wird. Diese Bilder werden in das Dental Monitoring-System hochgeladen und mithilfe künstlicher Intelligenz schnell und präzise analysiert.

Komischke: „Dabei ist die KI auf einer Bilddatenbank von über 300 Millionen Bildern begründet. So kann sie mittlerweile über 180 Zahnsituationen erkennen.“ Auf KI basierende Systeme arbeiten nicht mit vorab definierten Entscheidungsregeln, sondern untersuchen die Datenbasis auf typische Muster, anhand derer sie die Regeln eigenständig erlernen und mit jedem neu zugefügten Datensatz stetig verfeinern [1].

Datenschutz folgt der europäischen Verordnung

Die Bilder der Aligner-Patienten, die sich auf einem sicheren HDS (Hébergeurs de Données de Santé) Web-Server, der nach französischem Recht für die Gesundheitsdatenspeicherung akkreditiert ist, befinden, werden mithilfe der KI ausgewertet und bei Dental Monitoring in Paris von einem Zahnarzt freigegeben. Sie verbleiben damit unter der europäischen Datenschutzverordnung (DSGVO). Vor Verwendung von DenToGo erklären sich die Patienten mit dieser Art der Datenspeicherung einverstanden (nach DSGVO-Richtlinien).

System beurteilt streng

Die Rückmeldung nach dem „Scan“ erfolgt innerhalb von zwölf Stunden an Patienten und Zahnarzt. Wenn Handlungsbedarf besteht, informiert DenToGo den behandelnden Zahnarzt, der so zeitnah eingreifen und effiziente Behandlungsanpassungen vornehmen kann. „Es ist meiner Erfahrung nach ‚strenger‘, als man selbst als Behandler wäre“, räumt die Zahnärztin ein. „Es kann schon sein, dass das System sagt, die Schiene solle noch nicht gewechselt werden, während meine Beurteilung anders ausfällt. Gleichwohl gibt die Beurteilung einem persönlich eine gewisse Sicherheit.“

Einstellungen können variiert werden

Dann hat der Zahnarzt die Wahl, erklärt Komischke: „Ich kann a) dem Patienten per Knopfdruck sagen, er soll doch wechseln, b) ihm eine persönliche Nachricht verfassen, c) ihn per Knopfdruck bitten, den Scan zu wiederholen und d) es so stehen zu lassen. Die Voreinstellung sorgt dafür, dass der Patient nach vier Tagen einen Kontrollscan durchführt, um zu überprüfen, ob nun der Alignerwechsel vorgenommen werden kann.“ Der Zahnarzt hat grundsätzlich bei DenToGo auch die Option der „statischen Einstellung“, bei der lediglich der Fortschritt der Behandlung dokumentiert wird. Komischke: „Bei der dynamischen Einstellung bekommt der Patient die Rückmeldung, ob die Schienen gut sitzen und ob ein Wechsel in Frage kommt. Meine persönliche Einstellung im Programm ist, dass jede Schiene zehn Tage getragen wird, bevor der Patient scannt. Ist der Schienensitz nicht ausreichend, wird nach vier Tagen noch einmal gescannt.“

„Man trifft sich nur für aktive Behandlungen“

Durch das Monitoring über die Patienten-Handykamera wird die zeitliche Belastung des Patienten reduziert, „im Grunde genommen spart man sich Zwischenkontrollen“, stellt Komischke fest und ergänzt: „Man trifft sich also nur für aktive Behandlungen wie etwa fürs Kleben der ‚Engager‘ oder die ASR.“ Das spare Praxiskosten, unter anderem für die Desinfektion des Behandlungszimmers und der Sterilisation der Instrumente und „so bleiben auch mehr Lücken im Terminbuch für andere Termine“, beschreibt die Zahnärztin einige Vorteile, merkt aber auch an: „Dafür muss natürlich der Behandler die Selbstdisziplin besitzen, seine Fälle online auch immer wieder zu kontrollieren.“

Konkreter Ablauf und Fallbeispiel

In der Praxis Dr. Rebecca Komischke erhält jeder Aligner-Patient zusammen mit der ersten ClearCorrect-Schiene eine Information über die App und wie er sich registrieren kann. Grundsätzlich kann DenToGo bereits ab der ersten Schiene vom Patienten aktiv genutzt werden. „Für mich und meine Patienten soll beim ersten Termin der Fokus auf dem Handling der Schienen liegen, deshalb beginne ich mit dem Einsatz von DenToGo beim ersten Kontrolltermin“, betont die Zahnärztin. „Dieser liegt immer vier Wochen nach dem Einsatz der ersten Schiene. So vermeide ich eine Überflutung meiner Patienten mit Informationen.“

Bei dem in den Abbildungen veranschaulichten Fall geht es um eine 23-jährige Patientin, bei der die Engstände im Ober- und Unterkiefer aufgelöst werden sollen. Ein wesentliches Ziel der Aligner-Therapie ist es, die Zähne 11 und 21 zu derotieren, da die Patientin die Schmetterlingsstellung stört. Komischke: „Glückerweise ist sie eine gut verschlüsselte Klasse-I-Patientin, so dass wir uns rein auf die Zahnstellung konzentrieren können.“

Es sind zurzeit 16 Schienen im Ober- und Unterkiefer geplant. „Da gerade die rotierende Bewegung von 11 und 21 schwer vorhersehbar ist, ist die engmaschige Schienenkontrolle durch DenToGo sehr sinnvoll, um zeitnah Revisionen bestellen zu können“, hebt Komischke hervor.

Junge Patienten sind aufgeschlossen

Die Patientin erhielt beim ersten Kontrolltermin eine Einweisung in die App und den Scan-Prozess durch zwei speziell kieferorthopädisch ausgebildete Praxismitarbeiterinnen. „Erfahrungsgemäß sind die Jugendlichen und jüngere Erwachsene sehr offen für alles, was sich digital umsetzen lässt. Da fällt die Einweisung nicht besonders schwer“, zeigt Komischkes Erfahrung. Wie oben ausgeführt, erlaubt das System zwei Möglichkeiten der Patientenführung: Bei der dynamischen Option scannen Patienten selbstständig und das System gibt die Rückmeldung, ob ein Schienenwechsel erfolgen kann. Bei der statischen Patientenführung entscheidet der Zahnarzt, wie der Turnus sein soll, zum Beispiel zehn Tage. „Dann wird der Patient gebeten, nach zehn Tagen zu scannen, und es wird entschieden, ob der Schienensitz für einen Wechsel geeignet ist“, erklärt Komischke. „Grundsätzlich haben Patienten die Möglichkeit, mich über die App zu erreichen, Fragen zu stellen oder einen Kommentar abzugeben.“

Patienten sehen ihre Fortschritte

So können Patienten während der Aligner-Behandlung eine aktivere Rolle übernehmen, ihre Fortschritte überwachen und auf ihre Ziele hinarbeiten. „Genau wie ich als Behandler sehen Patienten in Echtzeit ihre Fortschritte. Es ist immer möglich, den Ausgangszustand mit dem jeweiligen Ist-Zustand zu vergleichen, was unheimlich motivierend wirkt“, bekräftigt Komischke. Darüber hinaus ist „für die Patienten die ScanBox, die zur Erstausstattung von DenToGo gehört, recht beeindruckend. „Natürlich fällt es digitalaffinen Patienten leichter damit umzugehen, aber auch andere sind dafür zu begeistern.“

Fazit für die Praxis

Im Zuge der Aligner-Therapie mit ClearCorrect bietet die auf KI basierende App DenToGo eine komfortable Option des Fernmonitorings, so dass Kontrolltermine in der Praxis reduziert werden können. Das System kann den Zeitpunkt, an dem der Patient für den nächsten Korrekturschritt bereit ist, vorschlagen, so dass die Behandlung insgesamt beschleunigt werden kann. Patienten werden entlastet, ohne an Therapie-Sicherheit einzubüßen und sind aktiv in ihren Behandlungsprozess integriert. Sie erkennen und begleiten ihre Fortschritte zeitgleich mit ihrem Behandler, was motiviert und die Patienten-Compliance zusätzlich steigert – ein nicht unerheblicher Pluspunkt für die Außenwirkung der Praxis.

Rebecca Komischke ist überzeugt: „Praxen, die breit aufgestellt sind, können mit ClearCorrect die oft letzte Lücke im Behandlungsportfolio abdecken und eine gute Rundum-Versorgung gewährleisten. Dabei ist die Aligner-Therapie in Kombination mit der KI eine schöne Möglichkeit, das Leistungsangebot der Praxis zu erweitern und Aligner effektiv in den Praxisablauf zu integrieren.“

Dr. med. dent. Aneta Pecanov-Schröder, Bonn

Literatur


[1] Gelencsér K. Künstliche Intelligenz bringt Fortschritt in der Zahnmedizin. https://www.iww.de/zr/fortbildungspunkte/innovationen-kuenstliche-intelligenz-bringt-fortschritt-in-der-zahnmedizin-f118302 (zuletzt aufgerufen: 25.04.2020)


[2] Pecanov-Schröder A. KFO mit transparenten Schienen - Esthetic Days: Wie ClearCorrect in die Praxis integriert werden kann. Die ZahnarztWoche DZW 2019;42:20.


[3] Straumann: www.straumann.com/clearcorrect/de (zuletzt aufgerufen: 25.04.2020)


[4] Quintessenz News: Was künstliche Intelligenz in der Zahnmedizin leisten kann (zuletzt aufgerufen: 23.04.2020)


Titelbild: Dr. Rebecca Komischke zeigt einer Patientin die Anwendung von DenToGo. (Foto: Dr. Aneta Pecanov-Schröder)
Quelle: Quintessence News AI in Dentistry Kieferorthopädie Patientenkommunikation med.dent.magazin

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