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Zehn Fragen und Antworten


Dr. Hans Ulrich Brauer

Das Thema Zahnaufhellung der natürlichen Dentition ist sprichwörtlich in aller Munde und ein perfektes, weißes Lächeln erfreut sich bei unseren Patientinnen und Patienten einer immer größeren Nachfrage und Beliebtheit (Abb. 1 und 2). In diesem als Frage-Antwort-Katalog gestalteten Beitrag für das Quintessenz Team-Journal 5/18 beschäftigt sich Autor Dr. Hans Ulrich Brauer mit dem professionellen Aufhellen vitaler Zähne direkt in der Praxis, dem sogenannten In-Office-Bleaching-Verfahren.

Den Erfordernissen einer modernen Zahnarztpraxis entsprechend, wendet sich das „Quintessenz Team-Journal“ an das gesamte zahnärztliche Team – die Zahnärztin, den Zahnarzt und ihre beziehungsweise seine Mitarbeiterinnen, von den Auszubildenden bis zu Dentalhygienikerin oder dem Dentalhygieniker. Neben dem Basiswissen für die Auszubildenden sorgen Beiträge aus dem klinischen Bereich für ein Kompetenz-Plus. Mehr Infos zur Zeitschrift, zum Abo und zum Bestellen eines kostenlosen Probehefts finden Sie im Quintessenz-Shop.


Fragen und Antworten

1. Warum verfärben sich die Zähne?

Die Ursachen für verfärbte Zähne teilt man in zwei Kategorien ein: intrinsische (innere) und extrinsische (äußere) Ursachen. Intrinsische Verfärbungen sind durch die innere Struktur des Zahnes zu erklären und können sowohl angeboren als auch erworben sein6. Intrinsische Verfärbungen können durch genetische Faktoren, Alter (zunehmender Schmelzverlust mit vermehrtem Durchscheinen des dunkleren Dentins), Antibiotika (Tetrazyklin), zu hohe Fluoridgaben (Fluorose) und auch Zahnentwicklungsstörungen bedingt sein. Dazu kommen innere Verfärbungen etwa durch Amalgamfüllungen und avitale Zähne2,8.

Extrinsische Verfärbungen sind dagegen weitgehend Umweltfaktoren (das heißt, äußeren Einflüssen) geschuldet, wie etwa Rauchen und speziellen Farbstoffen in Getränken (zum Beispiel Kaffee, Tee, Fruchtsäfte und Rotwein), in Nahrungsmitteln (zum Beispiel Rote Beete, Kürbis, Artischocken, Heidelbeeren, Lakritz und Schokolade) oder in Gewürzen (zum Beispiel Curry, Kurkuma und Safran) oder Balsamico. Seltener kommen für extrinsische Verfärbungen auch Mundspüllösungen (Chlorhexidin oder Zinnfluorid), spezielle Medikamente sowie auch Metalle wie etwa Eisen oder Kupfer in Betracht2,3,6. Ein anderer Grund ist natürlich mangelnde Mundhygiene3. Die farbgebenden Stoffe (sogenannte Chromogene) können in die Zahnoberfläche von außen aufgenommen werden, sich unterhalb der Zahnoberfläche beziehungsweise in das Dentin einlagern und verursachen so die unerwünschten Verfärbungen8.


Abb. 3 Beispiel für im Tiefziehverfahren individuell hergestellte Bleach­ing-Schienen im Ober- und Unterkiefer beim alternativ möglichen Home-Bleach­ing-Verfahren. Die labialen Zahnflächen der aufzuhellenden Zähne werden zuvor auf dem Situationsmodell mit lichthärtendem Kunststoff ausgeblockt, um Platz für das Bleaching-Gel zu schaffen.

2. Welche Zahnaufhellungs­systeme gibt es aktuell?

Man unterscheidet prinzipiell das Aufhellen mit im Tiefziehverfahren individuell hergestellten Bleaching-Schienen (Abb. 3) mit niedrig dosiertem Bleaching-Gel für zu Hause (At-Home-Bleach­ing oder Home-Bleaching) von dem professionellen Aufhellen in der Praxis (In-Office-Bleach­ing, Chairside-Bleaching oder In-Office-Power-Bleaching). Besonders bei einem In-Office-Bleach­ing, bei welchem das Bleichmittel zusätzlich noch „aktiviert“ wird (sogenannte thermokatalytische Methode), spricht man etwas umgangssprachlich auch von einem Power-Bleaching. Es ist ebenso möglich, ein „motivierendes“ In-Office-Bleaching – allerdings mit niedriger Bleichmittel-Dosierung – durchzuführen, um anschließend ein schonendes Home-Bleaching folgen zu lassen5.

Von diesen externen (von außen) Bleaching-Verfahren gänzlich zu unterscheiden ist die Zahnaufhellung bei devitalen („wurzelbehandelten“) Zähnen, dem sogenannten internen Bleach­ing (sogenannte Walking-Bleach-Technik)3.

3. Wie ist das Vorgehen beim In-Office-Bleaching?

Bei der In-Office-Methode werden durchweg höher konzentrierte Präparate als beim Home-Bleaching eingesetzt6. Ein passender Lippen-Wangen-Halter (z. B. OptraGate) kann dabei die Applikation erleichtern. Sehr wichtig ist es, dass zur Vorbereitung die angrenzenden Weichgewebe durch Kofferdam oder durch Auftragen von „flüssigem“ Kofferdam (auch sogenannter „paint-on rubber dam“, z. B. OpalDam) geschützt werden5,8 (Abb. 4). Das Bleichmittel wird anschließend direkt auf die aufzuhellenden Zähne aufgebracht (Abb. 5).

Die Wirkung kann durch eine Lichtaktivierung mit speziellen Bleaching-Lampen (Licht im blauwelligen Bereich), UV-Licht oder auch mit dem Laser intensiviert werden (der Effekt wird wissenschaftlich allerdings kontrovers diskutiert)2,8. Nach der Behandlung wird das Bleaching-Gel sorgfältig abgespült und der Patient angehalten für einige Stunden auf die Nahrungsaufnahme zu verzichten. Die Behandlung kann nach einigen Tagen/Wochen wiederholt werden, sofern das gewünschte Ergebnis nicht erreicht wurde5.

4. Welche Voraussetzungen müssen für eine erfolgreiche Zahnaufhellung erfüllt sein?

Einem professionellen Bleaching sollte eine klinische Inspektion der Mundhöhle durch den Zahnarzt vorausgehen. Freiliegende Wurzeln und zahnärztliche Restaurationen sind zu dokumentieren, da diese nicht aufgehellt werden sollten bzw. diese nicht aufgehellt werden können5. Voraussetzung für eine Zahnaufhellung ist ein gesunder oraler Befund, das heißt, keine kariösen Läsionen, keine undichten Füllungsränder und eine entzündungsfreie Gingiva3. Ebenso ist eine gute Mundhygiene des Patienten wichtig, um ein längerfristiges Behandlungsergebnis zu erreichen3. Die Anfertigung und entsprechende Beurteilung von Röntgenaufnahmen wird gerade bei oberen Frontzähnen empfohlen, da als Ursache für Verfärbungen hier beispielsweise auch dentale Traumata und spezielle Pathologien in Frage kommen5.

Eine spezielle Anamnese (Fragen nach den Ernährungsgewohnheiten) erscheint ebenso zweckmäßig. Der Patient ist über Vorgehen, Risiken, Kosten etc. zu informieren. Weiter sollte zunächst eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt werden, um im Vorfeld bei dem Patienten gründlich Zahnstein, Plaque sowie oberflächliche Verfärbungen zu entfernen3. 

5. Welche Bleichmittel werden verwendet?

Zur Zahnaufhellung kommen im Wesentlichen Präparate zum Einsatz, die Wasserstoffperoxid (H2O2) in unterschiedlich hoher Konzentration und chemischer Form enthalten. Häufig wird dabei Carbamidperoxid als Bleichmittel verwendet5. Bei der In-Office-Bleaching-Methode wird häufig eine Wasserstoffperoxid- bzw. Carbamidper­oxid-Konzentration von 20 bis 40 Prozent verwendet3. Zusätzlich ist auch eine Anwendung von Ozon möglich1.

6. Wie funktioniert eine Zahnaufhellung grundsätzlich?

Der Wirkmechanismus funktioniert wie folgt: Wasserstoffperoxid dringt oberflächlich in den Zahn ein und spaltet dort Sauerstoffradikale ab. Diese wiederum können die im Zahn eingelagerten Farbstoffe chemisch so beeinflussen (durch Aufspaltung von Doppelbindungen), dass sie nicht mehr farblich in Erscheinung treten2,8.

7. Welche typischen Risiken bestehen?

Als klinisch relevante, typische Risiken im Zusammenhang mit dem Zähnebleichen werden vorübergehend erhöhte Empfindlichkeiten der Zähne (Hypersensibilität) während beziehungsweise nach dem Bleaching genannt3 und leichte, ebenfalls passagere Irritationen der Gingiva angeführt5. Der Grad dieser Nebenwirkungen ist unmittelbar von der Konzentration des verwendeten Bleichmittels und der Dauer der Behandlung abhängig2. Daher soll das In-Office-Bleaching-Verfahren ein etwas höheres Risiko für das Auftreten von Hypersensibilitäten und deren Intensität haben9.

In einer systematischen Auswertung der wissenschaftlichen Literatur (Metaanalyse) zum Vergleich At-Home- versus In-Office-Bleaching-Verfahren konnte das allgemein kolportierte größere Risiko und die höhere Intensität von Zahnempfindlichkeiten beim In-Office-Bleaching gegenüber der Home-Bleaching-Methode nicht bestätigt werden4.

8. Welche seltenen Nebenwirkungen gibt es?

In der wissenschaftlichen Literatur werden basierend auf In-vitro-Studien als zusätzliche Nebenwirkungen eine Reihe weiterer Risiken angegeben. Darunter befinden sich: Zahnerosionen, Abbau der Zahnmineralien, erhöhte Anfälligkeit der Zähne gegenüber der Demineralisierung, Änderungen in der Mikrostruktur der Schmelzkristalle und Schäden der Pulpa2.

9. Wie viele Farbstufen wird es heller?

Prinzipiell gilt das In-Office-Bleach­ing-Verfahren als eine sehr effektive Behandlungsmaßnahme. Es erreicht gegenüber dem At-Home-Bleaching nach einigen Studien etwas bessere Ergebnisse, resultiert jedoch wie schon beschrieben möglicherweise in einer etwas höheren Hypersensibilität der Zähne6. Allerdings ist auch die Effektivität nach der bereits angesprochenen Metaanalyse mit dem At-Home-Bleach­ing-Verfahren durchaus vergleichbar4. Eine zuverlässige Angabe der zu erwartenden Helligkeitsänderung ist bislang noch nicht möglich. Direkt nach dem In-Office-Bleaching ist als typischer Effekt anzuführen, dass die Zahnfarbe zunächst aufgrund der Dehydratation (Austrocknung) der Zähne noch etwas heller ist5.

10. Wie lange hält ein professionelles Zahnbleaching?

Dies ist eine schwierige Frage, da – wie bereits ausgeführt – die Dauerhaftigkeit des Ergebnisses entscheidend von der Qualität und Quantität der Mundhygiene des Patienten und dessen individuellen Konsumgewohnheiten (insbesondere von Kaffee, Tabak und Tee) abhängig ist8. Es ist aber allgemein davon auszugehen, dass ein Zahnbleaching für gut ein bis zwei Jahre anhält.

Anhand von Messungen im sogenannten Lab-Farbraum (CIEL*a*b*) nach erfolgten Bleach­ing-Sitzungen wurde festgestellt, dass initial für wenige Wochen eine deutliche Helligkeitsänderung (Erhöhung der Luminanz) messbar ist, diese dann deutlich abnimmt, jedoch beim In-Office-Bleaching gegenüber dem At-Home-Bleaching signifikant erhöht bleibt und die eigentliche Farbänderung noch länger anhält7.

Resümee

Zahnbleaching gehört zum Fachbereich der ästhetischen Zahnmedizin. Wie der hier beantwortete Fragenkatalog zeigt, sind das Thema Zahnaufhellung und das praktische Vorgehen zum schonenden Aufhellen der Zähne in der Praxis keineswegs trivial. Richtig angewandt ist das In-Office-Zahnbleaching aber eine sichere und wirksame Behandlung und verhilft unseren Patienten zu einem strahlend weißen Lächeln.

Literatur auf Anfrage unter news@quintessenz.de


Ein Beitrag von Stefan Suchoroschenko, Verena Schwarz und Dr. Dr. Hans Ulrich Brauer, Lörrach

Quelle: Quintessenz Team Journal, Ausgabe 5/18 Ästhetische Zahnheilkunde Zahnmedizin

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