Mit dem „Forschungspreis der AG Keramik“ werden seit mehr als zwei Jahrzehnten wissenschaftliche Arbeiten prämiert, die Maßstäbe setzen. Nachdem der Preis im vergangenen Jahr zum ersten Mal in seiner Geschichte nicht vergeben werden konnte, schreibt die AG Keramik nun den „20. Jubiläumspreis 2021“ neu aus und dotiert ihn mit insgesamt 10.000 Euro.
Mit der Entscheidung der Jury, den letztjährigen Forschungspreis der AG Keramik nicht zu vergeben, wurde festgelegt, diesen 20. Forschungspreis im Jahr 2021 neu auszuschreiben und einmalig mit dem doppelten Preisgeld zu dotieren. Somit kann der renommierte Preis in seiner Jubiläumsausgabe herausragende wissenschaftliche Arbeiten in einer Zeit knapper Forschungsgelder mehr denn je unterstützen und voranbringen.
Forschung in Pandemie-Zeiten
Dr. Bernd Reiss, Vorsitzender der AG Keramik, betont die Relevanz der Förderung wissenschaftlicher Studien und praktischer Forschung: „In der restaurativen Zahnheilkunde und Prothetik haben wir das Ziel, verlorene oder nicht erhaltungswürdige Zähne biologisch verträglich, so wenig invasiv wie möglich und nachhaltig ersetzen zu können. Dafür brauchen wir wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Einsatz- und Verarbeitungsmöglichkeiten moderner Werkstoffe. Die Corona-Pandemie hat viele Forschungsarbeiten ins Stocken oder gar komplett zum Erliegen gebracht. Mit dem Jubiläumspreis möchte die AG Keramik ein Zeichen setzen und klinische wie Laborstudien fördern, die ein wirklich praxisrelevantes oder direkt umsetzbares wissenschaftliches Innovationspotenzial haben.“
Bewerbung bis 30. Juni 2021
Mit ihrem Forschungspreis zeichnet die AG Keramik wissenschaftliche Arbeiten zu dentalen Keramiken und hybriden Werkstoffe aus. Im Rahmen des Themas werden theoretische, klinische und materialtechnische Untersuchungen angenommen, die auch die zahntechnische Ausführung im Dentallabor einbeziehen. Angesprochen sind Zahnärzte und Wissenschaftler aus der Zahnmedizin, Werkstoffexperten und Zahntechniker sowie Teammitglieder interdisziplinärer Arbeitsgruppen. Eine Fachjury, bestehend aus den Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats der AG Keramik, entscheidet über die Vergabe des Forschungspreises. Der Forschungspreis 2021 wird im Rahmen des Keramik-Symposiums im November 2021 vergeben.
Einsendungen sind anonymisiert in vier Exemplaren bis zum 30. Juni 2021 postalisch sowie im pdf-Format per E-Mail an die Geschäftsstelle der AG Keramik einzureichen. Die genauen Bewerbungsmodalitäten sind auf der AG Keramik Website veröffentlicht: www.ag-keramik.de/wissenschaft/forschungspreis/.
Dr. Caroline Gommel, SchriftführungArbeitsgemeinschaft für Keramik in der Zahnheilkunde e.V.
20 Jahre Forschung und rasante Entwicklung
Die Relevanz des Forschungspreises der AG Keramik zeigt sich vor allem an den in zwei Jahrzehnten eingereichten Arbeiten, die in der Summe die vielfältige und rasante Entwicklung der restaurativen Zahnheilkunde und Prothetik widerspiegeln. Anfang der 2000er Jahre fokussierten sich die Untersuchungen noch hauptsächlich auf die reinen Materialeigenschaften der Keramiken und die Erfolgsquote der Restaurationen. Erst später rückten komplexere Zusammenhänge in den Mittelpunkt: so entschlüsselte sich zusehends der Zusammenhang von Defektqualität, Präparation und Adhäsion, Oberflächendesign, Materialeigenschaften und Funktion. Mit der dynamischen Entwicklung der digitalen Technologien kommen zunehmend neue keramische und hybride Werkstoffe auf den Markt. Diese Entwicklung zeigt sich in den Arbeiten der vergangenen 10 Jahre, die oft das Verhältnis von Biegefestigkeit und Transluzenz untersuchen, um der Frage nach dem goldenen Schnitt zwischen lichtoptischen Eigenschaften, dünnen Schichtstärken und hoher Kantenstabilität nachzugehen. So auch die Arbeit des Preisträgers aus 2019. Das Autorenteam mit PD Dr. Sven Rinke und Dr. Tim Hausdörfer (Göttingen) sowie Prof. Dr. Dirk Ziebolz (Leipzig) lotete die Minimal-Grenzen der Wandstärken bei zirkonoxidverstärktem Lithiumsilikat aus. Mit dieser prämierten prospektiven Studie konnte klinisch belegt werden, dass mit hochfesten glaskeramischen Werkstoffen okklusale Schichtstärken unter besonderen Bedingungen auf 1 mm reduziert werden können.