0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
2264 Aufrufe

Ulmer Projekt wird nun durch Deutsche Krebshilfe gefördert


Die Aufnahmen aus dem Mikro-Computertomographen zeigen links den gesunden Unterkiefer einer Wildtypmaus und rechts den Kiefer einer Maus mit einem massiven Kiefertumor (Bild: Institut für Molekulare Endokrinologie der Tiere)

Wissenschaftler der Universität Ulm haben ein Mausmodell entwickelt, das zufällig die gleichen Symptome zeigt wie ein seltener Kiefertumor beim Menschen (Ossifizierendes Fibrom). Mit 283.600 Euro fördert die Deutsche Krebshilfe nun ein Projekt, das klären soll, ob sich die Entstehungsmechanismen bei Maus und Mensch gleichen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei möglicherweise das Tumorsuppressorgen Men1, das im Ulmer Mausmodell abgeschaltet worden war, so die Pressestelle der Universität Ulm.

Ossifizierendes Fibrom

Unkontrolliert wachsende Knochenzellen deformieren den Kieferknochen mit der Zeit immer mehr, bis dieser nur noch unter Schmerzen zu gebrauchen ist oder völlig nutzlos wird. Nicht selten kommt es zu Entstellungen im Gesicht. Das Ossifizierende Fibrom (OF), von dem hier die Rede ist, gehört zwar zu den seltenen und gutartigen Tumorerkrankungen, doch die Betroffenen leiden darunter sehr. Wissenschaftler der Universität Ulm stießen im vergangenen Jahr auf einen bedeutsamen Zufallsfund. Die Knochenforscher haben bei Experimenten zum Knochenumbau ein Mausmodell entwickelt, das ebenfalls starkes Zellwachstum im Kieferbereich zeigt. Mit Unterstützung der Deutschen Krebshilfe soll in den nächsten Jahren untersucht werden, ob die molekularen Entstehungsprozesse bei Maus und Mensch identisch sind. Für ihr Mausmodell hatten die Molekularbiologen des Instituts für Molekulare Endokrinologie der Tiere das Tumorsuppressorgen Men1 deaktiviert, das für das Protein Menin kodiert.

Histologisch große Ähnlichkeiten


Prof. Jan Tuckermann, Leiter des Instituts für Molekulare Endokrinologie der Tiere an der Universität Ulm Bild: Elvira Eberhard/Uni Ulm

„Histologische Untersuchungen der Tumoren von Mensch und Maus haben schließlich große Ähnlichkeiten in den krankhaften Gewebeveränderungen gezeigt“, erklärt Prof. Jan Tuckermann, Leiter des Instituts für Molekulare Endokrinologie der Tiere an der Universität Ulm. Das Ossifizierende Fibrom (OF), wie die Tumorerkrankung beim Menschen heißt, entsteht aus Zellen, die aus dem sogenannten dentalen Ligament kommen, und die in einem frühen Stadium der Knochenzellreifung verblieben sind. Mit Hilfe der 283.600 Euro von der Deutschen Krebshilfe wollen die Ulmer Forscher nun im Detail aufklären, welche Zellen an der Tumorbildung beteiligt sind. Außerdem gilt es herauszufinden, welche herunter- und hochregulierten Signalwege hier eine Rolle spielen. Die Wissenschaftler aus Ulm kooperieren dafür mit Kollegen des Deutsch-Österreichisch-Schweizerischen Arbeitskreises für Tumoren aus dem Kiefer und Gesichtsbereich (DÖSAK), die bereits humane Proben für das Projekt bereitgestellt haben.

Mehrere Rückschlüsse auf Menschen erhofft

Durch die genetische Charakterisierung und Validierung des Mausmodells im Hinblick auf das OF erhoffen sich die Wissenschaftler nicht nur Rückschlüsse auf die molekularen Prozesse bei der Krankheitsentstehung im Menschen. „Wir möchten außerdem diagnostische Marker identifizieren, die helfen, diese Erkrankung frühzeitig zu erkennen“, sagt Dr. Sabine Vettorazzi, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut. Das OF wird in frühen Phasen meist zufällig von Zahnärzten sowie von Kieferchirurgen oder -orthopäden auf Röntgenaufnahmen entdeckt. Ist diese Tumorerkrankung bereits fortgeschritten, machen sich mit der Zeit massive Beschwerden und auch äußerlich sichtbare Veränderungen bemerkbar.

Bislang bleibt kein anderer Behandlungsweg als der operative Eingriff. Nicht selten sind Bereiche des betroffenen Knochengewebes zementiert, was die chirurgische Entfernung erschwert. Umso wichtiger ist es für das Forscherteam, nach Ansatzpunkten für eine therapeutische Intervention zu suchen. „Falls die molekulargenetischen Mechanismen im Detail bekannt sind, lassen sich möglicherweise Medikamente entwickeln, die das Tumorwachstum nicht nur aufhalten, sondern in Zukunft vielleicht sogar verhindern, dass dieser Tumor überhaupt erst entsteht“, so Tuckermann. Einige heiße Spuren verfolgen die Wissenschaftler bereits.

Titelbild: Institut für Molekulare Endokrinologie der Tiere
Quelle: idw online, Pressestelle Universität Ulm Zahnmedizin Chirurgie Bunte Welt

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
5. Juli 2024

Forschungs- und Videopreis AG Keramik: Jetzt noch bis 31. Juli bewerben

AG Keramik hat den Einsendeschluss ihrer ausgeschriebenen Wettbewerbe verschoben
5. Juli 2024

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – Juli 2024
4. Juli 2024

Dentaurum in Aktion auf dem EOS in Athen

99. European Orthodontics Society (EOS) Congress – neuer Preis auf EPSOS-Konferenz für Postgraduierte verliehen
3. Juli 2024

Prof. Sebastian Paris ist neuer Präsident der DGZ

Ergebnisse der Vorstandswahl auf der Mitgliederversammlung in Leipzig Mitte Juni
2. Juli 2024

Cerec, digitale Modelle und KI für die Zahnarztpraxis von morgen

Cerec-Masterkurs 2024 in Köln brachte junge und erfahrene Cerec-Fans zusammen
2. Juli 2024

Herausragende Parodontologen und junge Wissenschaftler ausgezeichnet

Generalversammlung in Zagreb: EFP-Auszeichnungen vergeben, Preisträger 2024 bekanntgegeben
1. Juli 2024

„Kieferorthopädie ist Prävention“

Prof. Dr. Dr. Christian Kirschneck leitet als Nachfolger von Prof. Andreas Jäger die Kieferorthopädie am Universitätsklinikum Bonn
28. Juni 2024

Therapie der vollständigen Transposition eines seitlichen Schneidezahns und eines Eckzahns im Unterkiefer

Seltene dentale Anomalie stellt Kieferorthopäden vor besondere Herausforderungen – eine Kasuistik