0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
227 Aufrufe

DKFZ-Forschende geben Entwarnung: Kein höheres Risiko für Nierensteine oder Arterienverkalkung

(c) Orawan Pattarawimonchai/Shutterstock.com

Die tägliche Vitamin-D-Einnahme könnte die Krebssterblichkeit um 12 Prozent reduzieren. Dies hatte kürzlich eine am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) durchgeführte Zusammenfassung aller aussagekräftigen klinischen Studien zu dieser Frage ergeben. Doch Kritiker befürchten gesundheitliche Nebenwirkungen durch die mit der Vitaminsupplementierung verbundenen erhöhten Kalziumwerte im Blut.

Erhöhter Kalziumspiegel führte nicht zu häufiger zu Atherosklerose oder Nierensteinen

Forschende aus dem DKFZ zeigten kürzlich: Die Einnahme von Vitamin D oder von Multivitamin-Präparaten ist zwar mit einem erhöhten Kalziumspiegeln verbunden. Doch die Personen mit höheren Kalziumwerten erkrankten nicht häufiger an Atherosklerose oder an Nierensteinen, den charakteristischen Folgen langfristig erhöhter Serum-Kalziumspiegel.

Krebspatienten besonders häufig von Vitamin-D-Mangel betroffen

Der Vitamin-D-Mangel ist weltweit verbreitet und kommt besonders häufig bei Krebspatienten vor. Über das Jahr gemittelt, liegen die Vitamin-D-Blutwerte bei rund 15 Prozent der deutschen Erwachsenen unter dem Schwellenwert für einen ausgeprägten Vitamin D-Mangel*.

Tägliche Einnahme in niedriger Dosierung

Nach derzeitiger Studienlage schützt eine Vitamin-D-Einnahme nicht davor, an Krebs zu erkranken, könnte aber die Wahrscheinlichkeit senken, an einer Krebserkrankung zu versterben. Die Voraussetzung dafür ist, dass das Vitamin täglich in niedriger Dosierung eingenommen wird.

Kritiker einer Vitamin-D-Supplementierung betonen potentielle Risiken einer Überdosierung mit dem Vitamin, besonders bei unkontrollierter Einnahme ohne ärztliche Verordnung. Im Mittelpunkt ihrer Befürchtungen steht die bekannteste Funktion des Vitamins, die Steigerung der Aufnahme von Kalzium aus dem Darm. Stark erhöhte Kalzium-Spiegel („Hyperkalzämie") könnten Nierensteine sowie auch Atherosklerose, umgangssprachlich auch als Arterienverkalkung bezeichnet, zur Folge haben.

Systematische Untersuchung zu Dosis-Wirkungs-Beziehungen

Die DKFZ-Wissenschaftler Sha Sha, Ben Schöttker und Hermann Brenner untersuchten nun erstmals systematisch die Dosis-Wirkungs-Beziehungen zwischen Vitamin-D-Serumspiegeln und gesundheitlich relevanten Aspekten des Kalziumstoffwechsels. Die Forschenden konnten dazu auf die UK Biobank zugreifen, die Gesundheitsdaten von etwa einer halben Million Briten im Alter von 40 bis 69 Jahren enthält. Etwa vier von 100 Biobank-Teilnehmer berichteten, dass sie regelmäßig Vitamin-D-Präparate einnehmen und etwa 20 von 100 gaben an, täglich Multivitaminpräparate einzunehmen, die niedrig dosiertes Vitamin D enthalten.

Ein hoher Vitamin-D-Serumstatus** an sich war nicht mit erhöhten Blut-Kalziumwerten verbunden. Doch bei Einnahme von Vitamin-D- oder Multivitaminpräparaten beobachteten die Forschenden eine signifikant gesteigerte Wahrscheinlichkeit für eine Hyperkalzämie (46 beziehungsweise 11 Prozent). Aber: die Personen mit erhöhten Kalziumspiegeln erkrankten nicht häufiger an Atherosklerose oder an Nierensteinen.

Kein statistisch signifikanter Zusammenhang

Um herauszufinden, ob die Hyperkalzämie durch eine Überdosierung von Vitamin D verursacht worden sein könnte, verglichen die Forschenden die Verteilung der Vitamin-D-Spiegel unter den Nutzern von Vitamin-D-Präparaten mit und ohne Vorliegen einer Hyperkalzämie. Dabei kam kein statistisch signifikanter Zusammenhang mit den Blutkalziumspiegeln zutage. Das bedeutet, dass die Hyperkalzämie wahrscheinlich nicht durch die Einnahme der Vitaminpräparate ausgelöst wurde, sondern andere Ursachen, eventuell erbliche Faktoren, eine Rolle spielen.

Überdosierung erst ab einer Tagesdosis von 10.000 I.E.

„Aus den Studienergebnissen zeigen, dass die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten in der britischen Bevölkerung als sicher angesehen werden kann. Diese Ergebnisse sind auf Deutschland übertragbar. Das ist für uns nicht überraschend, zu einer Überdosierung von Vitamin D kommt es erst bei Einnahme von extrem hohen Dosen über eine längere Zeit. Die übliche Vitamin-D-Dosierung liegt in der EU zwischen 400 und 4.000 internationalen Einheiten (I.E.) pro Tag. Unerwünschte Wirkungen einer Überdosierung wurden dagegen in klinischen Studien erst ab einer Tagesdosis von 10.000 I.E. beobachtet“, sagt Sha Sha.

Ergebnisse sind für die Abwägung von Nutzen und Risiken einer Vitamin-D-Supplementierung hoch relevant

„Dies ist die weltweit bislang größte Studie, in der Dosis-Wirkungs-Beziehungen zwischen Vitamin-D-Konzentrationen im Blut, Vitamin-D-Supplementierung und Sicherheitsaspekten des Kalziumstoffwechsels untersucht wurden. Erfreulicherweise konnten wir dabei keinen Zusammenhang mit Erkrankungen feststellen, die auf eine erhöhte Kalziumkonzentration im Blut zurückzuführen sind“, fasst Ben Schöttker zusammen. „Diese Ergebnisse sind für die Abwägung von Nutzen und Risiken einer Vitamin-D-Supplementierung hoch relevant, denn eine dem Bedarf angepasste Vitamin D Supplementierung in maßvoller Dosierung könnte einen wichtigen und sehr kostengünstigen Beitrag zur Prävention von Krebstodesfällen und verschiedenen Erkrankungen leisten", ergänzt Hermann Brenner.

* Als Schwellenwert für einen Mangel des 25-Hydroxyvitamin D im Blut gilt 30 nmol/L (= 12 ng/ml). Zählt man Personen mit einer weniger gravierenden Vitamin-D-Unterversorgung (25-Hydroxyvitamin D-Spiegel im Blut < 50 nmol/L (= 20 ng/ml)) hinzu, weisen etwas mehr als die Hälfte der Deutschen zumindest eine Unterversorgung auf.

** Als hoher Vitamin-D-Spiegel gilt eine Serumkonzentration des 25-Hydroxyvitamin D von ≥100 nmol/L

Publikation:

Sha Sha, Miriam Degen, Tomislav Vlaski, Ziwen Fan, Hermann Brenner and Ben Schöttker: The Safety Profile of Vitamin D Supplements Using Real-World Data from 445,493 Participants of the UK Biobank: Slightly Higher Hypercalcemia Prevalence but Neither Increased Risks of Kidney Stones nor Atherosclerosis. Nutrients 2024

Quelle: DKFZ Zahnmedizin Interdisziplinär Patientenkommunikation Team

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
18. Okt. 2024

Ethische Betrachtungen zur künstlichen Intelligenz am Beispiel der Zahnheilkunde

Welche zentralen ethischen Herausforderungen sich durch die Anwendung KI-gestützter Innovationen ergeben
18. Okt. 2024

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – Oktober 2024
18. Okt. 2024

Die Lücke schließen zwischen Technologie und Praxis

Was bringt der Hessische Zahnärztetag/Kongress Orale Medizin 24? – im Gespräch mit den Wissenschaftlichen Leitern Prof. Jan-Frederik Güth und Muzafar Bajwa M.Sc.
17. Okt. 2024

Dr. Marion Marschall erhält den Philipp-Pfaff-Preis 2024

Auszeichnung der ZÄK Berlin für besonderes publizistisches Engagement als „Stimme über die eigenen Fachkreise hinaus“
17. Okt. 2024

MIH: Ein Update ist fällig!

Zweiter Internationaler Kongress AMIT findet im November in Berlin statt
17. Okt. 2024

ADT young talents – Teilnahme jetzt bis 30 Jahre möglich

Aus „Forum 25“ wird „ADT young talents – The next generation of speakers“ – bis 15. März 2025 bewerben
17. Okt. 2024

Menschen verhalten sich hygienebewusster

BZgA-Studie zeigt: Hygiene im Alltag wird immer wichtiger
16. Okt. 2024

2. Preis geht nach Deutschland für „Paro-ComPas“

Team um Prof. Bettina Dannewitz erfolgreich beim EFP Digital Innovation Award 2024