0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
3107 Aufrufe

Viele nutzen die falsche Technik, halten sich aber für kompetent

(c) bbernard/shutterstock.com

Zähneputzen: Nichts einfacher als das! Das denken wahrscheinlich die meisten, denn tatsächlich putzen ja auch fast alle Menschen hierzulande täglich mindestens einmal ihre Zähne. Ob sie es deswegen auch gut können, ist eine andere Frage. Studien zeigen, dass die wenigsten das eigentliche Ziel des Zähneputzens – saubere Zähne – erreichen. Warum das so ist, damit befassen sich zwei neue Studien der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Renate Deinzer am Institut für Medizinische Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Sauberkeit um mehr als das Doppelte überschätzt

In der ersten Studie, die in der Zeitschrift „BMC Oral Health“ erschienen ist, sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mithilfe eines Fragebogens die Sauberkeit ihrer Zähne unmittelbar nach dem Zähneputzen einschätzen. Die Gießener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollten herausfinden, ob sich die Menschen der Defizite bezüglich ihres Putzerfolges bewusst sind. Das Ergebnis: Alle Studiengruppen schätzten die Sauberkeit ihrer Zähne als sehr hoch ein. Im Mittel gingen sie davon aus, dass sie etwa 70 Prozent der Messstellen am Zahnfleischrand sauber geputzt hatten – tatsächlich waren es aber nur um die 30 Prozent.

„Gründliches“ Putzen macht nicht sauberer

In der zweiten Studie, die in derselben Zeitschrift erschien, verglich die Gießener Arbeitsgruppe zwei Gruppen, die unterschiedliche Anweisungen zum Zähneputzen erhalten hatten. Die eine Gruppe sollte ihre Zähne „wie gewöhnlich“ putzen, die andere Gruppe hingegen „so gründlich wie möglich, so dass sie ganz sauber sind“. Das Ergebnis: Die Versuchspersonen, die „so gründlich wie möglich“ putzen sollten, putzten ihre Zähne wesentlich länger und verwendeten häufiger Zahnseide – ihre Zähne waren jedoch nicht sauberer als die der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ersten Gruppe.

Originalpublikation:
Eidenhardt, Z., Busse, S., Margraf-Stiksrud, J. et al. Patients’ awareness regarding the quality of their oral hygiene: development and validation of a new measurement instrument. BMC Oral Health 22, 629 (2022). https://bmcoralhealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12903-022-02659-4

Weik, U., Shankar-Subramanian, S., Sämann, T. et al. „You should brush your teeth better“: a randomized controlled trial comparing best-possible versus as-usual toothbrushing. BMC Oral Health 23, 456 (2023). https://bmcoralhealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12903-023-03127-3

Unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit waren weniger als 40 Prozent der Messstellen am Zahnfleischrand plaquefrei. Das scheint nicht verwunderlich, da beide Gruppen gleichermaßen ihre Zahninnenflächen vernachlässigten. Auch hinsichtlich der Zahnputztechniken unterschieden sie sich nicht, und bei der Zahnzwischenraumpflege machten sie dieselben Fehler.

Falsche Technik, mangelndes Problembewusstsein

Um die Mundhygiene zu verbessern, reicht es nicht aus, länger zu putzen und Zahnseide zu verwenden. Viele Menschen scheinen allerdings nur diese Aspekte im Kopf zu haben, wenn es darum geht, die Zähne möglichst gründlich zu putzen. Das zeigt: Bei der Frage nach der „richtigen“ Zahnputztechnik denken viele Menschen eher daran, dass man viel tun muss, und nicht, dass es auch auf die Qualität ankommt. Diese Annahme wird auch dadurch unterstrichen, wie die Testpersonen die Sauberkeit ihrer Zähne einschätzen: Jene Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die ihre Zähne „so gründlich wie möglich“ (und somit länger) geputzt hatten, schätzten die Sauberkeit signifikant höher ein, als diejenigen, die ihre Zähne „wie gewöhnlich“ geputzt hatten – auch wenn ihre Zähne nicht sauberer waren. Dies sei ein Dilemma, betont Prof. Deinzer: „Ohne ein Problembewusstsein für die eigenen mangelhaften Fertigkeiten fehlt die Einsicht, dass Zeit und Mühe investiert werden müssen, um das Zähneputzen nochmal neu zu lernen. Ein solches Problembewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen, ist die nächste Herausforderung – für das Institut und die Zahnmedizin überhaupt.“

 

Quelle: Universität Gießen Zahnmedizin Prävention und Prophylaxe Patientenkommunikation Team

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
Klinisches Bild einer Oberkieferfront mit drei abgebrochenen Frontzähnen.
22. Aug. 2025

Mikromorphologie bei direkten Frontzahnrestaurationen – so gelingen vitale, naturanaloge Reflexionen

Moderne Kompositmaterialien ermöglichen mit naturanaloger Form- und Konturgestaltung hochästhetische Versorgungen
Eine Gruppe junger Menschen steht vor einem alten Bus mit der Aufschrift „Kelly Family“ vor Bäumen im Hintergrund auf einem Schotterweg.
21. Aug. 2025

Mit Resilienz und Stärke fit für den Klinikalltag

Medizin- und Zahnmedizinstudierende in Bonn trainieren persönliche Fähigkeiten mit besonderen Referentinnen und Referenten
Das Bild ist zweigeteilt. Links ist Dr. Christian Hammächer und rechts Prof. Dr. Dr. Eik Schiegnitz zu sehen, die beide ein weißes Hemd tragen.
21. Aug. 2025

Implantologie im interdisziplinären Dialog

DGI-Kongress 2025 als Zugpferd im Rahmen der Gemeinschaftstagung – rund 30 weitere Fachgesellschaften und Fachgruppen
Schwarz-Weißbild einer lächelnden Frau mit kurzen grauen Haaren.
21. Aug. 2025

Neue Teilmatrizen für kniffelige Fälle – jetzt ausprobieren

Tester für das neue Quad Ergänzungs-Teilmatrizensystem von Garrison Dental gesucht
Auf einer zahnärztlichen Ablage liegen zwei Untersuchungsinstrumente und eine Spritze, im HIntergrund ein hellgrüner Patientenstuhl vor einem Schrank mit türkisen Schubladen.
19. Aug. 2025

Bei Lokalanästhesie: „Mit Patientinnen und Patienten reden, ihnen zuhören, sie im Blick haben“

Ein Blick auf mehr als 30 Jahre Erfahrung in der zahnärztlichen Lokalanästhesie mit Priv.-Doz. Dr. med. Dr. med. dent. Frank Halling
Ein mit orangenen Präpariernadeln gehaltenes präpariertes Stück menschlicher Schleimhaut in einer Versuchsapparatur mit einem Scangerät am oberen Bildrand.
18. Aug. 2025

Neue Endo-Technik erkennt Speiseröhrenkrebs noch früher

Kombination zweier Verfahren detektiert mikroskopische Veränderungen auch unter der Schleimhautoberfläche
Klinisches Bild auf Oberkieferfrontzähne, der Zahn in der MItte ist abgebrochen mit einem Loch in der Mitte und verletztem, leicht blutendem Zahnfleisch.
15. Aug. 2025

Chirurgische Extrusion als präprothetische Vorbehandlung

Biologisch-technische Grundlagen und klinische Resultate einer besonderen zahnerhaltenden Technik
19 Junge Menschen stehen in zwei Reihen nebeneinander, die vordere Reihe kniet. 17 von ihnen halten ein Zertifikat in der Hand, zwei ein weißes T-Shirt mit einem großen Logo und der großen Zahl 2025.
14. Aug. 2025

Fachlicher Input und internationales Netzwerken

Ivoclar Summer School ging 2025 in die nächste Runde – neu dabei ist das King’s College London