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Zum Tode von Professor Dr. Wilfried Schilli – ein Nachruf von Dr. Georg Bach

Am letzten Septembersonntag, dem 29. September 2019, verstarb Professor Dr. Wilfried Schilli in seinem zweiundneunzigsten Lebensjahr. Als Kind der südbadischen Raumschaft wurde Schilli in der Ortenau und in Freiburg groß und blieb dieser seiner Raumschaft auch ein Leben lang treu.

Wer indes glaubt, dass sich Schilli durch diese Beständigkeit allzu sehr auf lokales „Kleinklein“ fixiert hätte, der sieht sich getäuscht. Das Gegenteil traf zu – Offenheit und Lust auf Neues zeichneten Wilfried Schilli stets aus, ja wurden zu seinen Markenzeichen.

So prägten den jungen Schilli Auslandsaufenthalte in den Vereinigten Staaten und auch in Indien ebenso, wie spätere Reisen vornehmlich in den asiatischen Raum, in denen Schilli sein umfangreiches und facettenreiches Wissen weitergab. Auch dies war ein Markenzeichen Schillis: Wissen zu erwerben, aber nicht für sich zu behalten, sondern zu teilen.

Hart indes war der Anfang seiner einzigartigen Lebensgeschichte. Geboren 1928, wurde er als Minderjähriger zur Wehrmacht eingezogen und mit den unglaublichen Leiden des sich dem Ende nähernden Zweiten Weltkriegs konfrontiert, auch diese bitteren Erfahrungen erwiesen sich als prägend.

Umfassend ausgebildet und interessiert


Prof. Dr. Wilfried Schilli (1928-2019) (Foto: Bach)

Nach Freiburg zurückgekehrt, absolvierte Wilfried Schilli nach einer Dentistenausbildung dort die Studien der Zahnmedizin und Humanmedizin – und der renommierte Pathologe Büchner wurde auf den jungen Nachwuchswissenschaftler aufmerksam und machte ihn zu einem seiner Mitarbeiter. Das hätte – wenn es nach dem Willen Professor Büchners gegangen wäre – für unser Fachgebiet ungut ausgehen können, doch Gott sei Dank besann sich Schilli auf seine Liebe zur Zahnmedizin und Kieferchirurgie und wechselte zu Professor Eschler in die Zahnklinik, wo er das große Spektrum der zahnärztlichen und Kieferchirurgie kennen- und beherrschen lernte.

Nach dem überraschenden und tragischen Tod Eschlers wurde er sogar dessen Nachfolger – und das über einen damals in Freiburg sehr unüblichen Hausruf. Dieser kann mit Fug und Recht als beredter Beweis für die außerordentlichen Fähigkeiten Schillis gewertet werden.

Nunmehr endgültig „angekommen“, scharte Schilli eine ganze Reihe überaus begabter Mund-Kiefer- und Gesichts-, aber auch Oralchirurgen um sich – das war der Beginn der „goldenen Freiburger Ära“.

Netzwerker mit vielen Schülern

Hier zeigte sich neben den anerkannten wissenschaftlichen und fachlichen Fähigkeiten Schillis eine weitere Eigenschaft, die sich für seine Freiburger Abteilung als segensvoll erweisen sollte: die der ausgesprochenen Befähigung zur Netzwerkbildung. Und so bildete Schilli nicht nur eine ganze Generation bemerkenswerter Wissenschaftler und Kieferchirurgen aus. Diese konnten wiederum das erworbene Wissen an ihren neuen Wirkungsstätten weitergeben – auszugsweise seien hier die Lehrstühle der Schilli-Schüler Rolf Ewers (Wien), Franz Härle (Kiel), Ulrich Joos und Johannes Kleinheinz (Münster), sowie Dieter Weingart (Stuttgart) genannt.

Alle die Dinge dazustellen, die Professor Schilli in seiner Schaffensphase und darüber hinaus angestoßen hat, würde den Rahmen dieses Nachrufes weitaus sprengen. Unbedingt erwähnt werden sollten aber seine Entwicklungen und Forschungen zur osteosynthetischen Versorgung von Kieferfrakturen, zur Behandlung von Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten und dann natürlich zur Implantologie.

Die Implantologie in Deutschland „hoffähig“ gemacht

Visionär, wie Schilli lebenslang war, erkannte er als einer der ersten seines Fachs das unglaubliche Potenzial des damals noch so jungen Fachbereichs Implantologie und führte dieses maßgeblich in die wissenschaftliche Forschung ein, was der zunächst durchaus noch angefeindeten Implantologie ein erhebliches Glaubwürdigkeitspotenzial bescherte und den späteren „implantologischen Flächenbrand“ erst ermöglichte.

Unbeirrt beschritt er zusammen mit seinem kongenialen Partner Gisbert Krekeler diesen Weg und beide gehören damit unbestritten zu den Männern der ersten Stunde, welche die deutsche Implantologie „hoffähig“ gemacht haben.

Gründungsmitglied des ITI

Als Gründungsmitglied des ITI und später als dessen (erster deutscher) Präsident vermochte er der oralen Implantologie einen weiteren, erheblichen Schub zu geben. Das Ringen um dieses zahnärztliche Fachgebiet war etwas, das Professor Schilli auch im hohen Alter bewegte.

Wir trauern um einen großen Visionär, hervorragenden Wissenschaftler und Chirurgen und um einen ganz besonderen Menschen.

Dr. Georg Bach, Freiburg im Breisgau

Titelbild: Prof. Dr. Wilfried Georg Schilli (1928 bis 2019) (Foto: Bach)
Menschen Implantologie

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