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Aktuelle Daten belegen häufige Verbreitung von Long-Covid-Symptomen nach SARS-CoV-2 Infektion

Bildunterschrift (von links) Prof. Dr. Philipp Wild, Sprecher der Studienleitung der Gutenberg Covid-19 Studie der Universitätsmedizin Mainz und Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, freuen sich gemeinsam mit dem rheinland-pfälzischen Wissenschaftsminister Clemens Hoch, Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, sowie Prof. Dr. Ulrich Förstermann, Wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, über die neuen Forschungserkenntnisse und die Übergabe des Bewilligungsbescheids zur Long Covid Studie.

(c) Universitätsmedizin Mainz/Peter Pulkowski

Die Gutenberg Covid-19 Studie – eine der größten bevölkerungsrepräsentativen Studien zur Pandemie in Deutschland – zeigt neue Erkenntnisse zu Long Covid. Demnach geben bis zu 40 Prozent der mit Sars-CoV-2 infizierten Personen Long Covid-artige Symptome an, die über mindestens sechs Monate andauern. Betroffen sind nicht nur Personen mit schwereren Verläufen der akuten Infektion, sondern auch die weitaus größere Zahl der Infizierten mit milden oder asymptomatischen Verläufen und ohne medizinische Behandlung in der akuten Erkrankungsphase. Die Symptome sind vielfältig und eine eindeutige Definition von Long Covid existiert derzeit nicht. Um den hohen Forschungsbedarf zu adressieren, haben zwölf Einrichtungen der Universitätsmedizin Mainz die multidisziplinäre Gutenberg Long Covid Studie entwickelt. Diese soll umfassend zur Erforschung der Erkrankung beitragen, um künftig eine adäquate Versorgung der Betroffenen zu ermöglichen. Die Studie wird durch das Wissenschaftsministerium des Landes Rheinland-Pfalz finanziert und wurde heute von Minister Clemens Hoch und der Universitätsmedizin Mainz gestartet.

Bis zu 40 Prozent der Infizierten geben Long-Covid-Symptome an

„Unsere Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Land leisten derzeit Außergewöhnliches zur Bekämpfung der Pandemie und ihrer Spätfolgen. Allen, die einen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten, kann man nicht oft genug Danke sagen. Dies gilt insbesondere für die Universitätsmedizin, auf der in der Pandemie ein besonderes Augenmerk ruht und die in Patientenversorgung, Lehre und Forschung gerade angesichts der Pandemie Herausragendes leistet“, erklärte der Wissenschaftsminister des Landes Rheinland-Pfalz, Clemens Hoch. Bisherige Ergebnisse der vorigen Gutenberg Covid-19 Studie, die mit mehr als drei Millionen Euro aus Mitteln des Landes und des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung durch die EU unterstützt werden, hätten das Verständnis der Pandemie und den Umgang mit deren Auswirkungen gefördert. „Viele Sars-CoV-2 Infizierte berichten noch Wochen oder gar Monate nach überstandener Infektion von Symptomen. Daher wird Rheinland-Pfalz die Gutenberg Long Covid-Studie an der Universitätsmedizin mit rund 400.000 Euro fördern, um Präventions- und Behandlungsansätze für Spät- und Langzeitfolgen einer Corona-Infektion zu erforschen“, so der Minister.

Long Covid auch nach leichten Verläufen

„Die Corona-Pandemie hat den Stellenwert der Universitäten für die Entwicklung unserer Gesellschaft deutlich in das Bewusstsein gerückt. Gerade Mainz als international renommierter Standort für die Lebenswissenschaften wird seiner gesellschaftlichen Verantwortung in der Pandemie gerecht. So auch mit der Gutenberg Covid-19 Studie und jetzt mit der Gutenberg Long Covid Studie Covid“, erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Prof. Dr. Georg Krausch. „Einzigartig bei diesen Studien ist die sehr große repräsentative Stichprobe der Bevölkerung in Verbindung mit der Verfügbarkeit vielfältiger epidemiologischer Daten sowie Bioproben zu jedem einzelnen Teilnehmenden. So werden die generierten Erkenntnisse wichtige Informationen auch für den Umgang mit zukünftigen Pandemien liefern.“

Nach Gutenberg Covid-19 kommt Gutenberg Long Covid-Studie

In der bevölkerungsrepräsentativen Gutenberg Covid-19 Studie wurde bei etwa fünf Prozent der 10.250 untersuchten Personen im Zeitraum Oktober 2020 bis Juni 2021 mittels PCR- und Antikörpertestungen eine wissentlich oder unwissentlich durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion nachgewiesen. Bei allen infizierten Personen und einer Kontrollgruppe wurde das Vorliegen der vielfältigen Symptome erhoben, die laut WHO bei Long COVID auftreten können. Etwa 40 Prozent der Befragten gaben an, über mindestens sechs Monate neu aufgetretene oder an Intensität zugenommene Symptome zu haben. Etwa ein Drittel der Personen sagte aus, seit der Infektion nachhaltig in der Leistungsfähigkeit eingeschränkt zu sein. Dabei wiesen die Personen mit wissentlicher Infektion häufiger spezifische Symptome auf, etwa Geruchs- und Geschmacksstörungen. Weitere häufig genannte Symptome waren: Abgeschlagenheit und Müdigkeit, Gedächtnis-, Schlafstörungen oder Atemnot und Kurzatmigkeit. Frauen waren mit rund 46 Prozent etwas häufiger von Spätfolgen einer Sars-CoV-2-Infektion betroffen als Männer (rund 35 Prozent). Das Alter spielte für das Auftreten von Long Covid kaum eine Rolle. Positiv war, dass die Anzahl der Long Covid-Symptome im Laufe der Zeit nach einer Infektion abnahm.

Unbemerkte Infektionen weit verbreitet

„Die Gutenberg Covid-19 Studie zeigt, wie wichtig klinische Forschung und Untersuchungen der Allgemeinbevölkerung sind. So verstehen wir besser, wer gefährdet ist, eine Covid-Infektion zu bekommen. Eindrücklich ist die Erkenntnis, dass 35 Prozent der Teilnehmenden, die eine Infektion durchgemacht hatten, sich bis dahin dessen nicht bewusst waren. Das bedeutet einerseits, dass es sehr milde Verläufe gibt, aber andererseits auch, dass man unbemerkt viele andere Menschen anstecken könnte. In der neuen Gutenberg Long Covid Studie wollen wir unter anderem untersuchen, welche langfristigen Folgen aus einer bewusst oder unbewusst durchgemachten Covid-Infektion entstehen können“, so Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz.

Studie mit 600 Teilnehmern

Um den Symptomkomplex von Long Covid umfassend zu verstehen, sollen in der neuen Studie insgesamt 600 Personen mit nachgewiesener Infektion im Rahmen der Gutenberg Covid-19 Studie sowie Personen, die auf Grund einer Covid D-19 Erkrankung an der Universitätsmedizin Mainz behandelt wurden, untersucht werden. Somit kann das gesamte Spektrum der Schweregrade eines akuten Infektionsverlaufs berücksichtigt werden. In einer Screening-Untersuchung, die auch eine MRT des Kopfes und die Gewinnung von Bioproben umfasst, werden vielfältige Daten erhoben. Bei Auffälligkeiten werden diese durch eine fachspezifische vertiefende Untersuchung ergänzt.

Der Sprecher der Studienleitung, Prof. Dr. Philipp Wild, erläutert den Forschungsbedarf zu Long Covid: „Die Daten der Gutenberg Covid-19 Studie verdeutlichen, dass die alleinige Betrachtung von Symptomen für Diagnose und Definition von Long Covid nicht ausreicht. Mit der neuen Studie verfolgen wir das Ziel, das Krankheitsbild evidenzbasiert charakterisieren und definieren zu können. Das beinhaltet beispielsweise betroffene Organe und Systeme, aber auch Risikofaktoren zu identifizieren. Die systemmedizinische Untersuchung von molekularen Mustern wird uns helfen, die Pathomechanismen der Erkrankung zu verstehen. Um auch subklinische Veränderungen zu erfassen, die sich gegebenenfalls nicht oder noch nicht in einer Erkrankung manifestiert haben, untersuchen wir die Teilnehmenden unabhängig vom Auftreten von Symptomen.“ Damit möchte das multidisziplinäre Team viele Fragen zu Long Covid klären, etwa ob es Biomarker gibt, die spezifisch sind für die Erkrankung, ob auch Personen mit unwissentlicher Infektion betroffen sind, ob es besondere Risikofaktoren gibt oder ob die Impfung das Auftreten von Long Covid verändern kann. „Erst ein tiefergehendes Verständnis der Wirkmechanismen der Erkrankung wird eine effektive Diagnostik und Therapie ermöglichen. Gegenwärtig ist dies nur begrenzt möglich“, ergänzt Wild. An der neuen Gutenberg Long Covid Studie unter den zwölf Einrichtungen auch die Klinik und Polikliniken für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten der Universität Mainz beteiligt.

Quelle: Universitätsmedizin Mainz Bunte Welt Nachrichten

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