0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1960 Aufrufe

Erlanger Corona-Studie: Weiterführung der entzündungshemmenden Therapie bei chronischen Erkrankungen im Wesentlichen unbedenklich

Die mehr als 2.000 Teilnehmer umfassende Corona-Antikörperstudie des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI) am Universitätsklinikum Erlangen wurde aktuell im renommierten wissenschaftlichen Journal „Nature Communications“ veröffentlicht.

Die Wissenschaftler des DZI haben bereits sehr früh mit Antikörpertests gegen das neue Coronavirus begonnen, da viele Patienten mit Erkrankungen wie Arthritis, Darmentzündungen oder Schuppenflechte mit Medikamenten behandelt werden, die in Entzündungsprozesse und damit auch in das Immunsystem eingreifen. Es bestand Sorge, dass diese Patienten sehr empfindlich auf das neue Coronavirus reagieren. Die Erlanger Forscher untersuchten Probanden auf klinische Zeichen von Atemwegsinfekten, befragten sie zum Kontakt mit Infizierten und testeten sie auf Antikörper gegen das Coronavirus. Gleichzeitig wurde im Rahmen der Erlanger Corona-Antikörperstudie auch eine große Zahl gesunder Probanden untersucht.

Vergleichsweise niedrige Infektionshäufigkeit

„Wir fanden heraus, dass die Häufigkeit einer Infektion mit dem neuen Coronavirus in der Normalbevölkerung in Bayern derzeit 2,2 Prozent beträgt“, sagt Studienleiter Prof. Dr. med. univ. Georg Schett, einer der beiden Sprecher des DZI und Direktor der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uni-Klinikums Erlangen. „Dies ist ein vergleichsweise niedriger Wert und vermutlich dem strikten Einhalten der Hygienemaßnahmen sowie der erfolgreichen frühen ,Lockdown‘-Politik in Bayern geschuldet. Interessanterweise zeigen unsere Ergebnisse aber auch, dass neun von zehn Infektionen mit dem Coronavirus unterschwellig und ohne größere Symptome verlaufen. Hierbei ist zu bedenken, dass die Häufigkeit bestätigter diagnostizierter COVID-19-Fälle in Bayern mit 0,3 Prozent bei nur ca. einem Zehntel der Infektionsrate unserer Corona-Antikörperstudie liegt.“

Risiko liegt statistisch sogar niedriger

Was aber passiert, wenn Menschen entzündungshemmende Medikamente für chronische Erkrankungen wie Arthritis, entzündliche Darmerkrankungen oder Schuppenflechte einnehmen? In diesem Fall lag ursprünglich der Verdacht nahe, dass diese Menschen empfindlicher gegenüber Infektionen mit dem neuen Coronavirus sind. „Dem ist aber nicht so!”, führen Prof. Dr. Markus F. Neurath, DZI-Sprecher und Direktor der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie des Uni-Klinikums Erlangen, und Prof. Dr. Raja Atreya, Oberarzt am DZI und an der Medizin 1, aus. „Patienten mit Morbus Crohn oder der Colitis ulcerosa, die Entzündungshemmer einnehmen, zeigten ein niedrigeres und eben kein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem Coronavirus.“ Zu einem ähnlichen Schluss kommen ihre Kollegen Prof. Dr. Carola Berking, Direktorin der Hautklinik des Uni-Klinikums Erlangen, und ihr Stellvertreter Prof. Dr. Michael Sticherling: „Auch Patienten mit Schuppenflechte, einer der häufigsten chronisch-entzündlichen Erkrankungen des Menschen, weisen kein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem neuen Coronavirus auf, wenn sie mit speziellen entzündungshemmenden Medikamenten therapiert werden.“ Ähnliche Ergebnisse wurden auch für entzündliche Gelenkerkrankungen wie die Rheumatoide Arthritis und Morbus Bechterew gefunden, wie die Oberärzte Dr. Arndt Kleyer und Prof. Dr. Gerhard Krönke aus dem Bereich Rheumatologie und Immunologie der Medizin 3 bestätigen.

Medikation im Hinblick auf Corona unbedenklich

Diese Ergebnisse haben eine große Bedeutung für Menschen mit entzündlichen Erkrankungen, denn sie zeigen, dass die Weiterführung der entzündungshemmenden Therapie in Zeiten der Coronavirus-Pandemie im Wesentlichen unbedenklich ist und dass diese Patienten weder aufgrund ihrer Erkrankung noch aufgrund der Therapie zur Risikogruppe für schwere Verläufe der Infektion gehören.

Kasten:
Diese Studie veranschaulicht einen typischen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn (nicht nur rund um SARS-CoV-2/Covid-19): Wurde zu Beginn der Pandemie vor der Einnahme entzündungshemmender Medikamente gewarnt, um schwerere Verläufe zu vermeiden, kamen die Erlanger Wissenschaftler in ihrer Corona-Studie nun zu anderen Ergebnissen. Dieser Erkenntnisgewinn ist – wie die Zeit in ihrer aktuellen Ausgabe (32/20) im Ressort Wissen I ausführt – kein Grund, an der Wissenschaft zu zweifeln, sondern ein typisches Merkmal wissenschaftlicher Forschung, deren Entwicklung bezogen auf Corona besonders aufmerksam in Echtzeit miterlebt wird, und die unter anderem auch die ständige Korrektur von Fehlern ist.


Das Titelbild zeigt eineTestperson am Uni-Klinikum Erlangen – ihr Blut wird anschließend auf Corona-Antikörper getestet. Bild: SIMOarts.com
Quelle: DZI Universität Erlangen Bunte Welt Nachrichten

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
7. Juni 2024

Junge Menschen bestärken, ihre Stimme zu nutzen

Europawahl: Wertschätzung für die EU ist bei jungen Menschen höher als ihre Wahlbereitschaft
6. Juni 2024

Mit Matrix Evolution zu langlebigen Implantaten

Künftig sollen komplexere Biomaterialien entwickelt und in regenerative Medizin und Implantatforschung eingesetzt werden
6. Juni 2024

So kommen Scherze und Wortwitze in Arztpraxen an

Studie: Einsatz von Humor ist einer von mehreren Faktoren, die das Wohlbefinden im Beruf beeinflussen
5. Juni 2024

„Deutschland hitzeresilient machen – wir übernehmen Verantwortung“

Bundesärztekammer macht auf die gesundheitlichen Auswirkungen aufmerksam – ist Deutschland vorbereitet?
5. Juni 2024

Zuschlag zur Erwerbsminderungsrente

Rund drei Millionen Rentner haben Anspruch auf den Zuschlag – Auszahlung erfolgt in zwei Stufen
4. Juni 2024

Kann die Chancenkarte dem Fachkräftemangel entgegenwirken?

VDI: Einstieg in ein Punktesystem nach kanadischem Vorbild – hoher bürokratischer Aufwand
31. Mai 2024

Außen echt nice – innen echt toxisch

Weltnichtrauchertag 2024 nimmt Schutz der Kinder vor dem Einfluss der Tabakindustrie in den Fokus
30. Mai 2024

Kindern eine selbstbestimmte Zukunft durch Bildung schenken

Dentists for Africa baut ein Internat in Westkenia – Eröffnung im Januar 2025