Die prothetische Rehabilitation von Parodontitispatienten im Stadium IV kann herausfordernd sein. Erschwerend gegenüber den Stadien I−III kommen im Stadium IV neben entzündlichen Prozessen Faktoren wie mastikatorische Dysfunktionen, sekundäre okklusale Traumata, Zahnwanderungen, ausgeprägte Kammdefekte, Bisshöhenverlust und der Zahnverlust mit weniger als 20 Restzähnen beziehungsweise weniger als 10 okkludierenden Zahnpaaren hinzu. Für eine prothetische Versorgung und den Erfolg der Rekonstruktionen ist die korrekte Prognosestellung zu Beginn der Behandlung entscheidend. Nicht selten kann gerade die Zuteilung der Prognose bei Parodontitispatienten im Stadium IV aufgrund der Komplexität schwierig sein. Besonders die Abgrenzung zwischen Zähnen mit fraglicher Prognose zu jenen mit einer schlechten Prognose ist anspruchsvoll und erfordert eine interdisziplinäre Herangehensweise. Der vorliegende Artikel beschreibt den Behandlungsablauf bei Patienten mit Stadium-IV-Parodontitis gemäß der 2018 erschienenen Klassifikation parodontaler Erkrankungen und der 2022 publizierten EFP-S3-Leitlinie. Dabei werden die wichtigsten Eckpunkte zur Stadium-IV-Parodontitis beleuchtet. Die vollständige Befunderhebung mit Analyse der Okklusion und Funktion sind für die Behandlung von besonderer Bedeutung. Auch die Relevanz der Zahnbeweglichkeit beim Erstbefund wird diskutiert, da diese, falsch interpretiert, zu einer schlechteren prognostischen Einschätzung verleitet. Für die Reevaluation der Zähne und die Behandlungsplanung sind die prothetischen, endodontischen und parodontalen Aspekte der Zahnprognose entscheidend. Die korrekte Prognosestellung ist obligat, um nach wiederholter Reevaluation die Pfeilerzähne mit einer guten Prognose identifizieren zu können. Die Möglichkeiten des prothetischen Zahnersatzes sind umfangreich und sollten den Patienten mit Vor- und Nachteilen erläutert werden, um eine gemeinsame Therapieentscheidung treffen zu können.
Schlagwörter: Parodontitis, Stadium IV, okklusales Trauma, Zahnbeweglichkeit, Zahnprognose, Behandlungsablauf, prothetische Versorgung